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0027 - Das Leuchtturm-Monster

0027 - Das Leuchtturm-Monster

Titel: 0027 - Das Leuchtturm-Monster
Autoren: Jason Dark
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die Luft, fand mit hundertprozentiger Präzision ihr Ziel und umklammerte Diane Keatons rechten Knöchel.
    Suko hatte zugepackt und Diane Keaton wirklich im letzten Augenblick vor einem Sturz in die Tiefe bewahrt.
    Er selbst lag flach auf der Plattform und schüttelte den Kopf. »So haben wir nicht gewettet, Mädchen. Hoch mit dir!«
    Diane Keaton schrie und zappelte, als Sukos starke Fäuste sie hochzogen. Es nützte ihr nichts, der Chinese war stärker. Als sie endlich in Sicherheit war, hatte auch ich es geschafft. Mit einem letzten Klimmzug hob ich mich hoch. In kniender Stellung blieb ich hocken und wartete, bis sich mein Atem beruhigt hatte.
    »Diese Turnübung mache ich zu selten«, sagte ich.
    Suko half mir beim Aufstehen. Dann kümmerten wir uns um Diane Keaton. Mit finsterem Blick schaute uns das Mädchen an.
    Es gab keinen Zweifel. Diane Keaton war besessen. Besessen vom Geist der Hexe. Dabei hatte ich einmal gehofft, in ihr das schwächste Glied in der Kette zu finden. Irren ist menschlich.
    Sie winkelte die Arme an und spreizte die Hände. »Bastarde!« schrie sie uns mit dumpfer Stimme entgegen. »Dreckige Bastarde! Ihr entkommt uns nicht. Niemals. Dieser Turm ist für euch zu einer tödlichen Falle geworden.«
    Ich ignorierte die Schimpfkanonade und fragte statt dessen: »Wo ist Maxine? Kannst du mit ihr in Verbindung treten?«
    Sie fauchte mich an. »Willst du sie sehen, Sinclair? Kannst du es nicht mehr erwarten?«
    »So ungefähr. Sie soll sich endlich stellen und mit ihren miesen Tricks aufhören. Die ziehen bei mir nicht.«
    »Aber die meisten Tricks werden dir eine Freifahrt in die Hölle besorgen«, keifte sie.
    Ich lächelte. »Mal sehen.« Dann packte ich zu. Ergriff blitzschnell das Handgelenk des Mädchens, zog Diane zu mir heran und löste mit einer schnellen Bewegung die Kette von meinem Hals.
    Schon hielt ich das Kreuz in der rechten Hand.
    Diane Keaton schrie erstickt auf. Ihre Augen weiteten sich. Die Pupillen wurden groß. Sie rollten regelrecht in den Höhlen.
    »Nimm es weg!« kreischte sie. »Nimm das verdammte Kreuz weg! Ich… ich kann es nicht sehen!«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, Diane, so leicht kommst du nicht davon. Ich werde den Hexengeist vertreiben. Koste es, was es wolle.«
    Sie wehrte sich. Und dann trat sie zu. Ihre Fußspitze traf mein rechtes Schienbein. Der Schmerz war beißend. Ich verzog das Gesicht, lockerte unwillkürlich den Griff. Diane nutzte die Gelegenheit und riß sich los.
    Ehe Suko und ich noch reagierten, hetzte sie auf die Tür zu, zog sie auf und stürzte nach draußen.
    Der Wind heulte und pfiff in den Turm. Er zerzauste sofort meine Haare, als ich Diane ins Freie folgte.
    Ihr Lachen schallte mir entgegen.
    Ich konnte mir keinen Grund für diese Fröhlichkeit vorstellen, sah aber, daß Diane am Geländer stand und in die Tiefe schaute.
    Ich machte es ihr nach.
    Dann entdeckte ich den Grund.
    Wie Glühwürmchen bewegten sich unten am Strand zahlreiche rotgelbe Punkte voran. Fackeln, wie ich selbst aus dieser Höhe erkennen konnte. Es schien eine Prozession zu sein.
    Und sie hatte nur ein Ziel.
    Den Turm!
    Diane aber lachte. »Sie kommen«, keifte sie. »Endlich. Jetzt ist es aus, John Sinclair…«
    ***
    Die letzten kleinen Feuer verflackerten. Nur noch ein beißender Brandgeruch lag über dem Gelände des Campingplatzes.
    Jane Collins wandte sich ab. Ihr Gesicht wirkte wie eine hölzerne Maske. Sie stellte sich die Frage, wer dieses schreckliche Unglück zu verantworten hatte, denn daß der Wohnwagen bewußt in die Luft gejagt worden war, konnte sie sich nicht vorstellen. Schließlich waren auch Mitglieder des Hexenclubs ums Leben gekommen.
    Die nächste Ortschaft war sehr weit entfernt. Die Explosion hatte man dort sicherlich nicht gehört. Und ob die Feuersäule gesehen worden war, war ebenfalls fraglich. Normalerweise hatte Jane Collins versucht, irgendwie die Polizei zu alarmieren, aber momentan hatten andere Aufgaben Vorrang. Helfen konnte sie auf dem Platz ohnehin nicht. Aber die Kinder brauchten dringend ihre Hilfe.
    Die Zwillinge fielen ihr wieder ein. Mein Gott, ich stehe hier und vertrödle die Minuten, dachte sie. Dabei wissen die Kinder noch gar nicht…
    Bei der Vorstellung, ihnen vom Tod der Eltern berichten zu müssen, wurde es Jane schwindlig. Aber es ging einfach kein Weg daran vorbei. Es würde wohl die schwerste Aufgabe sein, die Jane bisher in ihrem Leben bewältigt hatte.
    Die Kuttenträger waren in den Wald geflüchtet.
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