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0025 - Der Satansdiener

0025 - Der Satansdiener

Titel: 0025 - Der Satansdiener
Autoren: Susanne Wiemer
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ihn nicht, durfte ihn nicht beeindrucken. Denn wenn auch er sich in Morgues Gewalt begab, war Nicoles Schicksal erst recht besiegelt. Es war ein anderer Grund, der ihn nachgeben ließ.
    Die Faust des Dämons packte das Schwert fester.
    Um Millimeter bohrte sich die Spitze in Nicoles Haut, ein winziger Blutstropfen quoll hervor – und Zamorra hob rasch die Hände.
    Als er die dünne Kette abstreifte, gellte Geronimo Morgues Gelächter in seinen Ohren. Das Gesicht des Magiers war eine Maske grausamen Hohns. Mit funkelnden Augen wies er auf den schweren, verstaubten Eichentisch zu seiner Rechten.
    »Leg’ es dorthin«, befahl er. »Beeil dich!«
    Zamorra gehorchte.
    In ihm war alles eiskalt. Er wusste, dass er einen hohen Einsatz riskierte, aber er wusste auch, dass es seine einzige und letzte Chance war.
    Mit einer ruhigen Bewegung legte er das Amulett auf den Tisch und wandte sich wieder Geronimo Morgue zu.
    Der Magier starrte ihn an. Seine Augen glühten. Ströme von Energie schienen von diesen schmalen gelben Augen auszugehen, und Zamorra wusste nur zu gut, dass er der übernatürlichen Kraft des Dämons jetzt nicht mehr gewachsen sein würde.
    Einem menschlichen Wesen, das mit den Mächten der Finsternis im Bunde war, hätte Zamorra seine eigene hypnotische Kraft entgegensetzen können. Dann wäre er Sieger geblieben. Doch jetzt und hier hatte er keine Chance. Geronimo Morgues Fähigkeiten waren nicht von dieser Welt – und er besaß als zusätzliche, mächtige Waffe das Schwert des Feuers.
    Zamorra spürte, wie der Bann von ihm Besitz ergriff. Schweiß trat auf seine Stirn, verzweifelt und vergeblich stemmte er sich gegen den fremden Willen, der in sein Gehirn eindrang. Wie durch einen Nebelschleier sah er, dass der Dämon Nicole beiseite schob und das Schwert hob. Morgues Gesicht schien zu tanzen, seine Augen vergrößerten sich, glühten und funkelten und glichen kreisenden Feuerrädern.
    Zamorra vermochte sich nicht zu rühren.
    Noch arbeiteten seine Gedanken. Das Amulett! Wenn Morgue es berührte, musste der Bann brechen, sonst war alles verloren. Und wenn er sich irrte, wenn die Kraft des Talismans diesmal versagte…
    Das Schwert kam auf ihn zu.
    Fern und undeutlich spürte er den Schmerz an der Stirn. Nur die Worte des Magiers dröhnten in seinen Ohren wie Glockenschläge.
    »Du bist mein Sklave! Du wirst mir gehorchen! Du wirst mir dienen!«
    Und Zamorra antwortete: »Ich bin dein Sklave…«
    Nein, dachte etwas in ihm.
    Er wollte sich bewegen, doch er brachte es nicht fertig. Er wartete auf Geronimo Morgues Befehle. Und gleichzeitig war er sich dieser Tatsache bewusst, lehnte sich innerlich dagegen auf – und begriff, dass er dem Bann nicht vollständig erlegen war.
    Er sah, wie der Dämon das Schwert sinken ließ.
    Die gelben Augen funkelten wie im Fieber. Seinem Gefangenen schenkte Geronimo Morgue keinen Blick mehr.
    Rasch lehnte er die Waffe an die Wand, stand mit zwei Schritten am Tisch, und seine Finger schlossen sich um das Amulett wie Krallen.
    Ein Ruck ging durch seine Gestalt.
    Der silberne Talisman strahlte auf, begann zu glühen – und Geronimo Morgue stieß einen gellenden, sich überschlagenden Schrei aus…
    ***
    Ein Albtraum!
    Mörderisch…
    Alain Valonne hatte geträumt, er stehe mit gezogenem Messer über ein Kind gebeugt, um ihm die Kehle durchzuschneiden. Ein Riss ging durch sein Bewusstsein. Vor seinen Augen schien etwas zu zerplatzen wie eine Schicht Glas, und noch im Erwachen spürte er das würgende Entsetzen.
    Er sah auf das friedlich schlafende Kind hinab.
    Dicht vor der Kehle des kleinen Jungen funkelte das Messer. Ein Messer, das in Valonnes Hand lag. Er starrte die Waffe an, hob den Blick, erfasste den Schlafsaal, die Betten, die anderen Kinder.
    Fast eine volle Minute lang weigerte sich sein Verstand, das Ungeheuerliche aufzunehmen.
    Er verharrte reglos.
    Nach und nach kam ihm zu Bewusstsein, wo er sich befand. Dass dies kein Albtraum war, sondern Wirklichkeit – die Wirklichkeit eines Kinderheims in der Nähe seiner Wohnung, an dem er täglich vorbeiging. Er, Alain Valonne, war mitten in der Nacht hier eingedrungen, er stand am Bett eines Kindes, er hielt ein Messer in der Hand und…
    Sein Gehirn weigerte sich, den Gedanken zu Ende zu denken.
    Er stand nicht hier, um das Kind zu töten. Das konnte nicht sein!
    Das war unmöglich! Das lag außerhalb alles Denkbaren, das…
    Aber was sonst hatte er gewollt?
    Valonnes Herz jagte. Ihm war zumute, als müsse er jeden
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