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0025 - Der Satansdiener

0025 - Der Satansdiener

Titel: 0025 - Der Satansdiener
Autoren: Susanne Wiemer
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oder ins Gebüsch tauchen musste, was natürlich nicht lautlos zu machen war. Aber der Kerl hatte sich bis jetzt noch kein einziges Mal umgesehen, und der Professor vertraute darauf, dass das so bleiben würde.
    Er blickte zur Uhr.
    Eine Minute noch! Mit verdoppelter Vorsicht schlich er weiter, atmete flach und mit geöffnetem Mund. Sekunden später erreichte er den Torpfeiler und schob sich unendlich langsam bis zu dessen Vorderseite. Sein Gegner war ihm jetzt so nah, dass er den Ärmel der schwarzen Lederjacke hätte berühren können, und er musste gegen die Befürchtung kämpfen, dass der Bursche seinen Herzschlag hörte.
    Ein neuer Blick zur Uhr – noch zehn Sekunden!
    Zamorra begann zu zählen. Eiskalt, wie beim Countdown für einen Raketenstart. Und dieser Vergleich war nicht einmal schlecht, dachte er in irgendeinem Winkel seines Hirns, denn fast so präzise wie ein Raketenstart musste ihre nächste Aktion funktionieren.
    Kein Geräusch, kein Schrei – das war die Bedingung.
    Wenn sie es nicht schafften, war Geronimo Morgue möglicherweise gewarnt. Zamorra ahnte zwar, dass sie den Magier nicht völlig würden überraschen können – aber er wollte so lange wie eben möglich unbemerkt bleiben.
    Die letzten Sekunden…
    »Four«, formten seine Lippen lautlos. »Three… two … one … zero!«
    Er schnellte vorwärts.
    Noch in der Bewegung packte seine Hand zu, bekam schwarzes Leder zu fassen, riss den völlig überraschten Mann herum – und aus den Augenwinkeln sah er, dass Bill Fleming auf der anderen Seite des Tors schon dem zweiten Burschen im Nacken saß.
    Der Kerl vor Zamorra riss den Mund auf, um zu schreien.
    Er kam nicht dazu. Blitzschnell holte der Professor aus. Eine präzise Handkante traf den Hals seines Gegners, ließ den Schrei zu einem dumpfen Gurgeln ersticken, und Zamorra fing den stürzenden Körper auf, damit er im Fallen nicht zu viel Lärm verursachte.
    Bill Fleming hatte seinen Gegner mit einem knallhart hochgezogenen Uppercut bedient.
    Der Ledermann segelte rückwärts. Er war schon bewusstlos, als er Zamorra förmlich in die Arme fiel. Der Professor ließ ihn behutsam neben seinen Komplizen gleiten.
    Sie zerrten die beiden Kerle ins Gebüsch.
    Einen von ihnen verschnürten sie mit den mitgebrachten Nylonstricken und klebten ihm einen handtellergroßen Flecken Leukoplast über den Mund. Neben dem zweiten Mann kniete Zamorra nieder. Rasch nahm er das Amulett vom Hals, zögerte einen Moment – und streckte dann die Hand aus.
    Ganz langsam führte er den silbernen Talisman über die Stirn des Mannes, folgte der Schlangenlinie der seltsamen roten Narbe. Dreimal wiederholte er diesen Vorgang, und jedes Mal begleitete er ihn mit leisen, beschwörenden Worten.
    »Komm zurück! Wer immer du bist – komm zurück in dein altes Leben! Der Bann ist gelöst. Du bist frei! Frei…«
    Er verstummte abrupt. Zamorra lächelte leicht. Auch er hatte bemerkt, dass die rötliche, geschwungene Narbe von einer Sekunde zur anderen verschwunden war, und beobachtete aufmerksam den Bewusstlosen.
    Die Lider des Mannes begannen zu flattern. Unruhig bewegte er den Kopf hin und her, stöhnte leise, dann öffnete er die Augen.
    Er atmete tief. Verständnislos irrte sein Blick von einem zum anderen. Ganz deutlich war zu sehen, dass er überhaupt nicht wusste, wo er sich befand und wie er hierher gekommen war, und in seinen Pupillen formten sich mehr und mehr Verwirrung und Schrecken.
    »Ganz ruhig«, sagte Zamorra. »Sie sind in Sicherheit. Ich kann Ihnen im Moment nicht erklären, was mit Ihnen geschehen ist. Sie müssen mir ein paar Fragen beantworten.«
    »Fragen? Wieso Fragen? Wo bin ich hier? Wer sind Sie? Was…«
    Die Stimme des Mannes kippte über vor Erregung. Zamorra begriff, dass mit ihm nichts anzufangen war, dass er im Übrigen gar nicht antworten konnte, weil er sich nicht erinnerte, und griff zu einem anderen Mittel.
    Langsam ließ er das Amulett hin und her schwingen. Seine Stimme klang beschwörend: »Schauen Sie es an! Schauen Sie nur das Amulett an! Folgen Sie ihm mit den Augen. Sie werden müde! Müde…«
    Der Mann war zu verwirrt, um Widerstand zu leisten. Binnen drei Sekunden fiel er in tiefe Trance. Aber jetzt war es eine Trance, die von Zamorra gesteuert wurde, und der Professor bekam klare, präzise Antworten auf seine Fragen.
    Zwei Minuten später wusste er, dass Geronimo Morgue allein im Haus war und dass sich fünf weitere Ledermänner auf dem Grundstück aufhielten.
    Zwei bewachten
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