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0025 - Der Satansdiener

0025 - Der Satansdiener

Titel: 0025 - Der Satansdiener
Autoren: Susanne Wiemer
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bist!«
    »Frei…«, stammelte Bill. Es klang wie ein Echo, ohne Sinn und Inhalt.
    Zamorra trat auf ihn zu, hielt ihm das Amulett vor die Augen. Sein Blick ließ den Freund nicht los. »Wer bist du?«, fragte er beschwörend. »Wer? Nenn’ deinen Namen!«
    Bills Gesicht war weiß wie ein Blatt Papier. Er zitterte. »Ich bin – Bill Fleming«, flüsterte er. »Ich… ich bin …«
    Irgendetwas in seinen Augen schien zu springen wie Glas.
    Sein Blick klärte sich, kam von weither zurück. Benommen starrte er Zamorra an und schüttelte den Kopf.
    »Du?«, flüsterte er. »Verdammt, was… Wo bin ich überhaupt?«
    Zamorra packte ihn am Arm, führte ihn durchs Zimmer und drückte ihn in einen Sessel. Bill war völlig erschöpft, konnte sich kaum auf den Beinen halten. Als Zamorra ihm die Waffe aus der Hand nahm, zuckte er zusammen wie elektrisiert.
    »Was ist passiert?«, stieß er hervor. »Ich – kann mich an nichts erinnern. Was ist mit dem Revolver?«
    »Du wolltest mich erschießen«, sagte Zamorra ruhig. »Oder vielmehr: Nicht du, sondern ein anderer, der dich unter seinen Willen gezwungen hatte.«
    »Ein – anderer?«
    »Geronimo Morgue. Du musst ihm begegnet sein.«
    Bill hielt den Atem an.
    Sekundenlang blieb er starr sitzen, reglos, lauschte in sich hinein.
    Seine Augen zogen sich zu schmalen Schlitzen zusammen.
    »Nicole!«, flüsterte er. »Die Schweine haben Nicole entführt. Ich bin ihnen nachgefahren, ich bin in dieses verdammte Haus eingedrungen, und dann…«
    Zamorra atmete tief durch.
    »Später, Bill«, sagte er hart. »Das kannst du mir alles unterwegs erzählen. Wir haben keine Sekunde mehr zu verlieren.«
    ***
    Als sie das Schwarze Haus erreichten, war Zamorra über alle Einzelheiten informiert, an die Bill sich erinnern konnte.
    Sie ließen den Wagen weit genug entfernt stehen, um auf keinen Fall gesehen zu werden. Vorsichtig pirschten sie sich im tiefen Schatten der Bäume an dem schmalen Weg entlang, und diese Maßnahme erwies sich als begründet, sobald sie das unheimliche Anwesen im Blickfeld hatten.
    Zwei von den Ledermännern flankierten das Tor. Sie standen schweigend in der Dunkelheit, reglos wie Zinnsoldaten, und beobachteten den Weg. Die beiden Gestalten zwischen den Bäumen konnten sie allerdings mit Sicherheit nicht erkennen. Zamorra verharrte, zog die Unterlippe zwischen die Zähne und musterte das Terrain aus schmalen Augenschlitzen.
    Von der Rückseite auf das Grundstück vordringen?
    Sicher, das wäre möglich gewesen, aber dann hätten sie bis zuletzt mit Überraschungen durch diese beiden Typen rechnen müssen.
    Der Professor hielt es für besser, sie jetzt und hier zu erledigen. Zwei schnelle Schüsse mit Schalldämpfer hätten genügt – aber diese Möglichkeit schied aus, weil Zamorra fast sicher war, keine Dämonen, sondern schuldlos zu Verbrechen missbrauchte Menschen vor sich zu haben.
    Sein Blick glitt weiter. Das schmiedeeiserne Tor wurde von zwei massiven Pfeilern eingefasst und von einem Mauerbogen überspannt. Das Ganze wirkte fast wie ein kleines Gebäude, das einen knappen Meter aus der Flucht der Mauer vorsprang. Und wenn sie Glück hatten…
    Bill schien der gleiche Gedanke zu kommen. »Du links, ich rechts«, flüsterte er. »Wir schlagen einen Bogen, pirschen uns dicht an der Mauer entlang und greifen dann gleichzeitig an. Auf diese Weise können wir die Kerle lautlos ausschalten.«
    Zamorra nickte. »Sagen wir in zehn Minuten, dann haben wir Zeit genug. Aber wir müssen unsere Aktionen auf die Sekunde koordinieren.«
    »Okay. Uhrenvergleich…«
    Sie verglichen die Zeit, Bill korrigierte peinlich genau die Zeigerstellung bei seiner Armbanduhr. Dann nickte er Zamorra zu, wandte sich ab und war im nächsten Atemzug zwischen dichtem Gestrüpp verschwunden.
    Zamorra zog sich ein Stück zurück, weil er außer Sichtweite der beiden Ledermänner den Weg überqueren musste. Er schlug einen weiten Bogen. Fünf Minuten brauchte er, dann hatte er in einiger Entfernung vom Tor die Mauer erreicht. Die Büsche wucherten nicht ganz bis an die Steinquader, sondern ließen einen schmalen Streifen frei; dickes, federndes Moos dämpfte die Schritte, und der Professor konnte sich vollkommen lautlos bewegen.
    Nach weiteren drei Minuten sah er den breiten Torpfeiler vor sich.
    Der Ledermann wandte ihm das Profil zu. Wenn er sich umdrehte, würde er unweigerlich Verdacht schöpfen, da Zamorra entweder als deutlich sichtbarer Schatten an der mondbeschienen Mauer stehen bleiben
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