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0022 - Die Hexe von Java

0022 - Die Hexe von Java

Titel: 0022 - Die Hexe von Java
Autoren: Friedrich Tenkrat
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übergab Tari den Zeremonialdolch. »Bewahre ihn gut für mich auf«, trug er der Hexe auf. »ich werde ihn bald wieder brauchen.«
    Tari reinigte die Klinge und brachte den Dolch des Bösen an seinen Platz zurück. Wahadin befahl dem Dämon Colfax aufzustehen.
    Der Australier erhob sich mit einem heimtückischen Funkeln in den Augen. Er lachte böse.
    »Seht mich an!« rief er den Getreuen der Hexe zu. »Seht, was aus mir geworden ist!« Eine grauenerregende Metamorphose setzte ein. Henry Colfax verwandelte sich in ein drachenähnliches Wesen mit glühenden Augen, scharfen Zähnen und tödlichen Krallen. »Ich bin einer von euch! Ich bin sogar mehr als ihr! Und Wahadin, der Diakon des Teufels, hat mich zu dem gemacht, was ich geworden bin. Ich werde mich dieser Ehre würdig erweisen, solange ich lebe.«
    ***
    Es gab eine große Aufregung im Hotel, die vor allem Katherin Colfax immer wieder aufs neue mit hysterischen Anfällen hochpeitschte. Natürlich wäre es der Hoteldirektion am liebsten gewesen, wenn die ganze Geschichte totgeschwiegen worden wäre. Bei diesem großen Aufsehen war das nicht mehr möglich.
    Zu viele Leute hatten die Schreie vernommen.
    Zu viele Hotelgäste wußten bereits, daß Henry Colfax, dieser freundliche, nette Mann aus Australien, spurlos verschwunden war. Entführt! Und jetzt kam der Wahnsinn: Von einem Mann, dessen Körper aus Glas gewesen sein sollte. Natürlich nahmen die Leute an, daß es sich hierbei nur um eine Sinnestäuschung handelte. Doch das konnte nicht an der Tatsache rütteln, daß der Australier spurlos aus dem Hotel verschwunden war.
    Somit war es unumgänglich, die Polizei einzuschalten.
    Niemand durfte das Gebäude verlassen.
    Alle Hotelgäste wurden ersucht, sich entweder auf ihren Zimmern oder in der Hotelhalle aufzuhalten.
    Einer der Gäste, ein Arzt, gab Katherin Colfax eine Beruhigungsspritze. Sie saß in der Halle in einem Sessel und starrte Löcher in den Boden nach der Behandlung.
    Wade C. Davis ballte zornig die Fäuste. »Teufel noch mal, dazu wäre es nicht gekommen, wenn wir Wahadin nicht aus der Versenkung geholt hätten.«
    John Sinclair, dessen Gesicht vom Kampf mit dem Unsichtbaren einige Schwellungen, davongetragen hatte, legte dem Meeresforscher die Hand auf die Schulter. »Wenn es auch so aussieht, Mr. Davis. Sie und Ihre Männer können nichts für das, was geschehen ist.«
    Davis schluckte trocken. »Es fällt mir verdammt schwer, daran zu glauben, Mr. Sinclair.«
    »Das kann ich verstehen.«
    »Sie sagten, Sie würden Wahadins Spur aufnehmen, sobald er zum erstenmal zugeschlagen hat. Nun, er hat’s getan… Ich will Ihnen bei Gott nicht Ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten absprechen, Sinclair. Aber haben Sie sich die Sache nicht doch ein bißchen zu leicht vorgestellt?«
    »Ich bin kein Supermann, Mr. Davis. Dennoch traue ich mir zu, den Diakon des Teufels zur Strecke zu bringen.« John knirschte mit den Zähnen. »Ich muß es schaffen, sonst wird in Kürze aus Java eine gefährliche Höllenkolonie entstehen. Viele andere Inseln würden ebenfalls in den Teufelsstrudel hinabgerissen.«
    Es gab stundenlange Verhöre. Niemand konnte bestätigen, was Katherin Colfax der Polizei erzählt hatte. Wade C. Davis, Marty Maddock, Jane Collins und John Sinclair beschlossen, kein Wort über den unheimlichen Diakon zu verlieren. Die Polizeibeamten hätten mit dieser haarsträubenden Geschichte ohnedies nichts anfangen können. Sie hätten doch nur erklärt, für Verbrechen dieser Art nicht zuständig zu sein.
    John Sinclair fiel auf, daß vom Hotelpersonal alle anwesend waren. Nur Tari, jenes rätselhafte Mädchen, das ihm buchstäblich in den Weg gesprungen war, um ihn aufzuhalten, war nicht da.
    Er beobachtete seinen fleckigen Anzug, der inzwischen getrocknet war.
    Wer war diese verführerische Javanerin wirklich? Was verbarg sich hinter ihrem hübschen Gesicht? Welches Geheimnis trug sie in ihrem Herzen?
    Eine Stunde nach Mitternacht verabschiedeten sich die Polizeibeamten. Die ersten Hotelgäste begaben sich müde auf ihre Zimmer.
    Wade C. Davis reichte John Sinclair zum Abschied die Hand. »Einem scheußlichen Tag folgte ein scheußlicher Abend. Leider. Ich würde die letzten vierundzwanzig Stunden gern aus meinem Leben streichen.«
    »Es wäre herrlich, wenn das möglich wäre«, sagte Marty Maddock.
    »Sie kehren jetzt auf Ihr Schiff zurück?« fragte John.
    »Ja«, erwiderte Davis. »Und ich werde schlafen, um das alles zu vergessen. Aber ich fürchte,
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