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0022 - Die Hexe von Java

0022 - Die Hexe von Java

Titel: 0022 - Die Hexe von Java
Autoren: Friedrich Tenkrat
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zusammengeschlagen, hatte ihm, als er halb ohnmächtig war, hochgehoben und war mit ihm durch das Badezimmerfenster nach draußen gestiegen.
    So ziemlich das letzte, woran sich Colfax erinnerte, war das schreckliche Gelächter, das Wahadin oben auf dem Hoteldach ausgestoßen hatte.
    Dann hatte die Luft zu sausen und zu brausen angefangen.
    Der Diakon des Teufels hatte etwas auf dem Dach zurückgelassen, das seine Verfolger vernichten sollte. Etwas Unsichtbares.
    Und anschließend glaubte Colfax, daß Wahadin sich mit ihm in die Lüfte erhoben hatte. Zeit und Raum wischten an ihnen vorbei. Sie waren von einem entsetzlichen Heulen und Jaulen umgeben. Schrille Klänge, Dissonanzen schienen eine feste Basis zu bilden, auf der man stehen konnte.
    Alles um sie herum war unscharf und nicht zu erkennen gewesen.
    Das nächste Bild, an das Colfax sich wieder erinnern konnte, war im Inneren dieses Urwaldtempels entstanden.
    Und Wahadin war bei ihm gewesen!
    Colfax starrte den Diakon des Teufels mit großen Augen an. Niemanden trifft die Konfrontation mit den Konspiranten der Hölle schmerzhafter als einen reinen, strenggläubigen Menschen.
    Kaum jemand verachtete das Böse mehr als Henry Colfax.
    Und er war in seinem Gottvertrauen stets unerschütterlich gewesen. Deshalb konnte er nicht verstehen, wieso ausgerechnet ihm ein so furchtbares Schicksal widerfahren konnte. Wollte der Himmel ihn prüfen?
    Er klammerte sich immer noch an die verzweifelte Hoffnung, daß dieser gräßliche Horror von seinem Schöpfer unterbrochen wurde.
    Er selbst konnte nichts mehr zu seiner Rettung beitragen. Wenn ihm Gott nicht beistand, dann war er unweigerlich verloren, dessen war er sich bewußt.
    Wahadin grinste ihn höhnisch an. »Es ist nicht gut, wenn man so wie du und deine Frau vor Edelmut trieft, Henry Colfax. Du hast dein Leben lang nur Gutes getan, hast deinen Mitmenschen geholfen, warst täglich in der Kirche. Du hast für alle möglichen Leute gebetet und hast an dich immer zuletzt gedacht. Und was hast du damit erreicht? Hier bist du gelandet. Hier in diesem schwarzen Tempel. Bei mir. Bei Wahadin, dem Diakon des Teufels, der aus dir nun das widerwärtigste Scheusal machen wird, das du dir vorstellen kannst! Ich werde das Gute in dir vollkommen umkehren. Mit jener Kraft, mit der du bislang Gutes getan hast, wirst du nun Böses tun. Und dein Herr wird dich davor nicht bewahren! Sollte dir das nicht zu denken geben, Henry Colfax? Dein Schöpfer, zu dem du so häufig gebetet hast, läßt dich einfach fallen. Er kümmert sich nicht mehr um dich, überläßt dich deinem Schicksal. Ist das nicht unendlich traurig? Erschüttert dich das nicht? Ein Mann wie du, für den das Gute eine unverrückbare Maxime ist, wird vom Himmel verraten und verkauft.«
    Colfax schüttelte verzweifelt den Kopf. »Das ist nicht wahr!« rief er heiser.
    Wahadin wies mit der gläsernen Hand nach oben. »Du hast dort keine Freunde, Henry Colfax.«
    »Doch! Ich glaube an die Allmacht des Himmels!« schrie der Australier laut.
    »Es wäre besser, du würdest an die Allmacht der Hölle glauben, denn die ist in diesem Tempel präsent!«
    »Ihr könnt mir nichts anhaben! Nicht, solange ich meinen Glauben habe!«
    »Hast du den denn noch?« fragte Wahadin grinsend.
    »Ja!« plärrte Colfax aus vollem Halse. »Ja, den habe ich noch! Weiche, Satan! Weiche!«
    »Das sind Sprüche, mit denen du auf mich keinen Eindruck machen kannst, Colfax!« höhnte der Diakon.
    »Im Namen des Schöpfers von Himmel und Erde…«, keuchte Henry Colfax.
    »Der Name des Schöpfers der Hölle zählt hier tausendmal mehr!« herrschte Wahadin den mit magischen Fesseln versehenen Mann an.
    Colfax versuchte, sich loszustrampeln. An seinen Armen und Beinen war nichts zu sehen. Es war ihm dennoch nicht möglich, sich frei zu bewegen. Je mehr er sich gegen die unsichtbaren Fesseln stemmte, desto fester schnürten sie seine Gelenke zusammen.
    »Du wirst mich nicht unterkriegen!« krächzte Colfax. Er war klatschnaß vom Angstschweiß.
    »Ich habe dich schon untergekriegt!« erwiderte Wahadin triumphierend.
    »Niemals!« heulte Colfax.
    Der Diakon lachte schallend. »Versuch mal zu beten!«
    »Du kannst mir meinen Glauben nicht entreißen. Das Gute in mir ist stärker als du. Es wird dir widerstehen, Satan! Es wird über dich triumphieren!«
    »Du sollst beten!« schnauzte Wahadin den Australier an. Er spielte seine ganze Macht über diesen bedauernswerten Menschen aus. Colfax war verloren. Er wollte sich
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