Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0022 - Die Hexe von Java

0022 - Die Hexe von Java

Titel: 0022 - Die Hexe von Java
Autoren: Friedrich Tenkrat
Vom Netzwerk:
randvoll mit Gold gefüllt«, sagte Brackman heiser. »Oder mit Silber. Oder mit Edelsteinen.«
    »Gleich werden wir es wissen«, preßte O’Malley mit belegter Stimme hervor. Seine Finger zitterten leicht, als er mit beiden Händen nach dem Deckel faßte. Behutsam versuchte er, ihn zu heben.
    »Schneller!« verlangte Jim Hooker nervös. Er beobachtete die Szene durch den Sucher seiner Spiegelreflexkamera.
    »Das Ding klemmt!« keuchte O’Malley.
    Er griff wieder nach dem Meißel, setzte ihn sachte in die schmale Ritze zwischen Deckel und Kassette, drückte mit sanfter Gewalt nach unten. Ein Knirschen und Ächzen.
    »Jetzt wird es klappen«, sagte O’Malley mit gestrafften Zügen. Abermals legte er den Meißel weg. Abermals versuchte er, mit den Händen den Deckel abzunehmen, und diesmal ging es.
    Quietschend und kratzend in den verrosteten Scharnieren hob sich der Deckel. Die nervliche Anspannung hatte allen Männern den Schweiß auf die Stirn getrieben.
    Und nun wurden sie endlich erlöst.
    Gleich würde ihre große Neugierde befriedigt werden.
    Joseph Roanes Augen weiteten sich. Er hatte eine große Tat vollbracht. Er hatte den Diakon des Teufels aus seinem nassen Gefängnis geholt, und Archie O’Malley brach nun die Kraft der Symbole, die das Böse festgehalten hatten.
    Ein kurzer Widerstand war noch zu überwinden. Dann klappte der Deckel mit einem jähen Ruck auf.
    Im selben Moment breitete sich namenloses Grauen über die Gesichter der Umstehenden. Jim Hooker vergaß vor Entsetzen zu fotografieren. Das war ihm noch nie passiert.
    Ein gewaltiger Schock nahm den Männern den Atem. Einige von ihnen wichen angewidert zurück. Sie trauten ihren Augen nicht. Sie hielten den Inhalt der Kassette für eine Halluzination.
    Aber wie war es möglich, daß sie alle dasselbe sahen?
    Inmitten dieser grauenvollen Kiste lag der Kopf eines Menschen. Obwohl kein Zweifel darüber bestand, daß die Kassette etwa zweihundert Jahre alt war, sah dieser Menschenkopf aus, als wäre er erst vor vierundzwanzig Stunden abgetrennt worden!
    ***
    John Sinclair streckte Jane Collins seine Hand entgegen.
    »Oh, wie galant«, schmunzelte das hübsche Mädchen und ließ sich von ihm in das kleine Motorboot helfen. Es war eine Nußschale, mit einem PS-starken Chrysler-Motor ausgerüstet. Das schnellste Boot, das man mieten konnte.
    »Setz dich«, sagte John und wies auf einen kunstledergepolsterten Sitz.
    Jane nahm Platz. »War denn kein größeres Boot aufzutreiben? Wenn einer von uns beiden hier drinnen niest, kentert es womöglich.«
    »Ein größeres Boot wäre bedeutend langsamer gewesen«, sagte John, »deshalb habe ich mich dafür entschieden. Wir wollen doch so schnell wie möglich zur ›Bossa Nova‹ kommen.«
    Er startete den Motor. Das dumpfe Brummen verriet die Kraft, die in ihm schlummerte. Die kleine weiße Nußschale schob sich aus dem Hafen. John gab mehr Gas. Das Boot hob die messerscharfe Nase aus dem Wasser und tänzelte über die Fluten, als würde es sie nur noch sporadisch berühren. Bald waren die Häuser von Djakarta nur noch ein dünner Strich am Ufer.
    Das hochspritzende Wasser breitete einen nassen Film über ihre Gesichter. John orientierte sich anhand eines kleinen Kompasses. Wade C. Davis hatte ihm erklärt, wie er fahren müsse, und er steuerte unbeirrt auf sein Ziel zu.
    »Wie lange wird die Fahrt dauern?« rief Jane Collins in den Motorenlärm. Ihr langes Haar wehte wie eine gelbe Fahne im Wind.
    »Wenn wir so weiterrasen, können wir die ›Bossa Nova‹ in einer halben Stunde erreichen«, schrie John zurück.
    »Hoffentlich reicht der Treibstoff.«
    »Der reicht für die dreifache Strecke«, erwiderte John Sinclair, und schmunzelnd fügte er hinzu: »Aber so ein bißchen Seenot mit dir zusammen wäre mal was Neues.«
    »Vielen Dank. Darauf kann ich verzichten.«
    »Und ich dachte immer, du wärst romantisch veranlagt.«
    John warf den Kopf zurück und lachte schallend.
    Plötzlich machte er eine Wahrnehmung, bei der ihm das Lachen in der Kehle steckenblieb. Aus den Fluten, die mit einemmal glatt wie ein Spiegel geworden waren, war ein riesiges Tier aufgetaucht.
    Eine Riesenschildkröte. Sie war mindestens fünfmal so große wie das größte Panzertier, das John Sinclair jemals gesehen hatte. Das Tier hockte anscheinend auf dem Wasser. Es hatte einen gewaltigen Schädel und kohlschwarze Augen. Hinter dem kleinen Nackenschild wölbte sich ein gewaltiger Panzer. Das Untier hatte breite, weit von sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher