Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
002 - Der Hexenmeister

002 - Der Hexenmeister

Titel: 002 - Der Hexenmeister
Autoren: B.R. Bruss
Vom Netzwerk:
Schrecken. Ich war in guter Stimmung. Hinter mir hörte ich meine Freunde lachen. Ich öffnete die Küchentür und betrat den Raum, der wie jede Küche so nüchtern und normal war wie nur möglich.
    In diesem Augenblick begann das Unbegreifliche.
    Die Deckenbeleuchtung, die ich eingeschaltet hatte, ging aus. Ich nahm an, dass es einen Kurzschluss gegeben hatte. Da ich nicht rauche, hatte ich weder Streichhölzer noch Feuerzeug in der Tasche. Neben dem Gasherd befand sich aber eine Schachtel Zündhölzer, und ich ging in der Dunkelheit in der Richtung, in der sich der Herd befinden musste.
    Nach wenigen Schritten berührte ich eine Mauer. Es war eine rauhe, feuchte Wand, die meine Finger ertasteten. Anscheinend hatte ich mich in der Richtung geirrt und war beim Ausguss angekommen. Ich wunderte mich gleichzeitig über die undurchdringliche Finsternis, die mich umgab. Normalerweise fiel durch das Küchenfenster etwas Licht von der Straßenbeleuchtung herein.
    Bestürzt fragte ich mich, ob ich etwa plötzlich blind geworden sei. Gleichzeitig stellte ich fest, dass es nach Moder roch. Meine Hände tasteten erregt im Dunkel umher auf der Suche nach dem Ausguss, dem Gasherd und den Streichhölzern, doch sie waren nicht zu finden. Immer wieder stieß ich gegen eine feuchte Mauer, die offensichtlich aus unbehauenen Steinen bestand.
    Jetzt bekam ich es mit der Angst zu tun. Entsetzen erfüllte mich. Ich begriff nicht, was mir zugestoßen war und wo ich mich befand.
    Ich tastete mich an der Wand entlang und erreichte eine andere, die mit der ersten einen rechten Winkel zu bilden schien. Kurz darauf berührte meine rechte Hand Holz. Es handelte sich offenbar um eine Tür, eine schwere, eisenbeschlagene Tür.
    Mein Herz klopfte zum Zerspringen. Schweiß stand mir auf der Stirn. Einen Augenblick lang blieb ich regungslos stehen und lauschte. Nichts war zu hören. Tödliches Schweigen umgab mich. Wenn ich mich in meiner Küche befunden hätte, wäre zumindest der Straßenlärm heraufgedrungen, und ich hätte auch die Stimmen meiner Freunde hören müssen. Langsam wurde mir klar, dass ich mich nicht mehr in meiner Küche aufhielt.
    Ich befand mich in einer Art Gefängnis.
    Wieder tastete ich mich an der Mauer entlang. Plötzlich trat ich auf etwas Weiches. Ich bückte mich und stellte fest das es Stroh war.
    Ich tastete mich an den Wänden des Verlieses im Kreis herum, bis ich wieder bei der Tür anlangte. Es war kühl in dem kleinen Gelass und die Luft dumpfig.
    Es gab für das alles nur eine Erklärung: ich träumte. Doch gleichzeitig machte ich eine seltsame Feststellung. Ich wusste, warum ich hier eingesperrt war. Und ich hörte mich einen Namen flüstern: »Laura …«
    Aber ich hatte nie eine Frau dieses Namens gekannt.
    Dennoch erfüllte mich bei dem Namen Laura tiefer Kummer. Ich spürte, dass es in meinem Leben einen furchtbaren Schmerz gegeben hatte, einen Schmerz, an den ich mich nicht erinnern konnte, der aber mit dieser Laura zusammenhing. Laura … ich wusste nur, dass ich diese Frau leidenschaftlich geliebt hatte.
    Plötzlich erfasste mich Zorn. Ich hämmerte mit den Fäusten gegen die Tür. Es gab einen furchtbaren Lärm, der von den niedrigen Wänden widerhallte.
    Ich lauschte, und bald darauf hörte ich Schritte näher kommen. Es waren die Schritte mehrerer Leute. Ein Schlüssel drehte sich knarrend im Schloss. Die schwere hölzerne Tür öffnete sich.
    Es wurde hell. Mehrere Männer, die zum Teil Fackeln in den Händen trugen, traten ein. Ihr Anblick war mir vertraut, und doch überraschte er mich.
    Einer von ihnen, ein riesiger Kerl mit rundem Schädel und einem Stiernacken, war ganz in Rot gekleidet. Um das rote Wams hatte er ein kurzes Messer geschnallt, und auf dem Kopf trug er eine spitze rote Mütze. Er wurde von zwei kleineren Männern begleitet, die ähnlich gekleidet waren wie er, aber längst nicht so furchterregend wirkten. Hinter ihnen sah ich mehrere Männer, die Kutten trugen – anscheinend Mönche.
    »Was wollen Sir von mir!« rief ich. »Warum haben Sie mich hier eingesperrt? Was soll der Unfug?«
    Doch noch während ich lautstark protestierte, wusste ich im Grunde meines Herzens, dass mir mein Protest nichts nutzen würde und dass mein Schicksal bereits besiegelt war.
    Der Riese im roten Wams lachte. »Mache er keine Geschichten, Gevatter. Es hilft ihm doch nichts. Jetzt wird er dahin geschickt, wo er hingehört: zu seinem Herrn, dem Teufel.«
    Ich wunderte mich darüber, dass der Mann so
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher