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002 - Der Hexenmeister

002 - Der Hexenmeister

Titel: 002 - Der Hexenmeister
Autoren: B.R. Bruss
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Opfer forderte. Ich sah die Häuser der Pestkranken, an deren Türen große weiße Kreuze aufgemalt waren. Ich sah, wie eine von der Seuche befallene Frau vor dem Schloss des Königs zusammenbrach. Ich sah Bettler und Edelleute und sogar König Karl VI., der ‹mit seinem Gefolge in die Kathedrale Notre-Dame zum Gottesdienst ging.
    Ich blieb einige Stunden in der Vergangenheit, und das genügte mir. Ich werde nie mehr dorthin zurückkehren. Warum auch? Es ist mir viel zu gefährlich.
     
    12. Dezember
     
    Ich habe viel nachgedacht.
    Zuerst war ich versucht, jemandem von Georges Lenands Bericht, von der Figur und von dem, was ich erlebt habe, zu erzählen. Ich habe es dann doch nicht getan. Zwar fürchtete ich nicht, für verrückt gehalten zu werden, denn ich konnte ja alles beweisen, sondern ich unterließ es, weil dieses Geheimnis und die Figur viel zu gefährlich sind. So hat ja auch der Tote gedacht.
    Ich habe deshalb folgendes getan: Ich habe den Bericht von Georges, Lauras Tagebuch und die anderen Dokumente sowie meine eigenen Aufzeichnungen in einen großen Umschlag getan. Auf diesen schreibe ich den Namen Nicolas Flamel. Die Figur habe ich in eine Stahlkassette gelegt. Mit beidem bin ich heute Morgen zur Bank gegangen und habe mit dem Direktor gesprochen. Ich sagte ihm, dass Georges Lenand mein Patient gewesen und inzwischen gestorben sei. Vor seinem Tod habe er mich gebeten, die Sachen in das Schließfach zu tun, das Nicolas Flamel gemietet hatte.
    Nachdem ich mich ausgewiesen hatte, führte man mich zu dem Safe, und ich öffnete ihn. Das Schließfach war leer. Ich legte den Umschlag und die Stahlkassette hinein. Den Schlüssel tat ich in einen Briefumschlag, klebte ihn zu und gab ihn dem Angestellten.
    »Bewahren Sie ihn bitte für Herrn Flamel auf. Er wird ihn in einiger Zeit bei Ihnen abholen.«
    Damit war dieser seltsame Fall für mich erledigt. Ich beschloss, mit niemandem darüber zu sprechen.
    Ich bin froh, dass ich nichts mehr damit zu tun habe. Jetzt kann ich mich von diesen Aufregungen erholen. Ich fühle mich heute recht elend.
    Aktennotiz des Arztes Dr. Huviphrey
     
    17. Dezember
     
    Die bakteriologische Analyse, die ich heute vorgenommen habe, bestätigte, dass unser Kollege Dr. Jean-Paul Colas tatsächlich an der Pest gestorben ist, wie Kollege Sirtin und ich schon festgestellt hatten.
    Wir sind außerordentlich verwundert und bestürzt über diesen zweiten Fall von Pest in unserer Klinik, für den es keinerlei Erklärung gibt. Wir sind überzeugt, dass es sich bei Dr. Colas nicht um Ansteckung gehandelt haben kann.
    Zunächst einmal sind nach dem Ableben von Georges Lenand die Desinfektions-Maßnahmen mit allergrößter Gründlichkeit vorgenommen worden. Kollege Colas hat sich selbst darum gekümmert. Ferner lag zwischen den beiden Fällen ein Zwischenraum von mehr als einem Monat. Bei einer Ansteckung hätten die Symptome bei Dr. Colas schon sehr viel früher in Erscheinung treten müssen. Es ist deshalb völlig ausgeschlossen, dass Dr. Colas sich bei seinem Patienten angesteckt hat. Es ist uns absolut rätselhaft, wo sich die beiden Verstorbenen angesteckt haben.
    Über diesen Vorfall sind nur Kollege Sirtin und ich unterrichtet. Sie können sicher sein, Herr Direktor, dass wir über diese besorgniserregenden Vorgänge mit niemandem sprechen werden.
     
     
    ENDE
     
     

Horror-Lexikon
     
    DÄMONEN – (griech.) ursprünglich die Bezeichnung für die Gottheiten der Griechen; später gottähnliche Wesen von wechselhaftem Charakter mit geheimnisvollen Kräften; schließlich unter dem Einfluss des Christentums wurde die Bezeichnung zum Inbegriff aller feindseligen, finsteren, boshaften und bösartigen Geister.
     
    DRAKULA – (engl.) Romangestalt von Bram Stoker (Roman Dracula, erstmals erschienen 1897). Historisch weiß man von zwei Drakulas im Rumänien des 15. Jahrhunderts. Wlad Dracul = Wlad der Teufel, und sein Sohn Wlad Tepes = Wlad der Pfähler. Letzterer dürfte Bram Stokers Roman Pate gestanden haben. Er erhielt seinen Namen, weil er jeden, dessen Gesicht ihm nicht gefiel, auf langen Stangen pfählen und aufstellen ließ. Seine Opfer gehen in die Zehntausende, seine Grausamkeiten sind ohnegleichen. Heute noch stehen die Reste ihrer Schlösser in der Walachai. Bereits zeitgenössische Schriften bezeichnen den Wojwoden Wlad Dracul und seinen Sohn als vampyr.
     
    EKTOPLASMA – ist jene optisch wahrnehmbare Substanz, mit der sich ein Geist während einer Seance materialisiert; ein
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