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0017 - Wolfsnacht

0017 - Wolfsnacht

Titel: 0017 - Wolfsnacht
Autoren: Michael Kubiak
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plötzlich auf der Straße auftauchte. Der Aufprall, dann das gräßliche Geräusch! Und dann dieses Ungeheuer auf der Lichtung. Wie ein wildes Tier stürzte es auf mich los. Dann weiß ich nichts mehr.«
    Gespannt folgte der Arzt dem Bericht des Mädchens. Seine Augen flackerten unruhig. Ein seltsames Feuer glomm in ihnen.
    »Sie können sich also an nichts erinnern. Soso. Das klingt alles etwas verrückt. Sie sollten das wirklich vergessen. Manchmal kommt das schon vor, daß der Faden reißt. Wahrscheinlich Schock. Aber Sie müssen jetzt schlafen. Schließen Sie die Augen, und versuchen Sie, an etwas Schönes zu denken. Was Sie jetzt brauchen, ist Ruhe. Auch mit einer Gehirnerschütterung ist nicht zu spaßen.«
    Völlig willenlos folgte Franca seinem Rat. Sie schloß die Augen. In der gleichen Sekunde war sie auch schon eingeschlafen. Daher konnte sie auch nicht sehen, wie der Arzt mit seinen Händen sonderbare Bewegungen über ihrem Kopf ausführte und dazu einige Sätze in einer völlig unverständlichen Sprache murmelte.
    Dann wandte er sich von dem Krankenbett ab, trat hinaus in den Gang und zog die Tür hinter sich zu. Langsam ging er über den weichen Teppich. Vor dem Sideboard blieb er stehen. Das Buch, das seine Besucher so bewundert hatten, lag immer noch darauf.
    Der Arzt erinnerte sich an das, was diese junge Frau ihm erzählt hatte. Ein junges Mädchen wurde wohl von einem wilden Schäferhund angefallen!
    Schäferhund! Der Alte grinste böse. Schäferhund – diese Großstadtmenschen können noch nicht einmal einen Hund von einem Wolf unterscheiden.
    ***
    Sie ließen den Sportwagen der Italienerin vor dem Haus des Doktors stehen. Professor Zamorra überzeugte sich, daß die Türen abgeschlossen waren, und stieg dann in seinen Citroën, in dem Nicole Duval bereits Platz genommen hatte.
    Professor Zamorra betätigte den Anlasser und ließ den Wagen zurückrollen. Dann wendete er und steuerte ihn vorsichtig durch die engen Straßen zum Hafen hinunter.
    Während der Fahrt berichtete er von seiner Begegnung auf dem Marktplatz.
    »… wahrscheinlich war der junge Mann an der rechten Schulter verletzt. Er ging vornübergebeugt und war nicht mehr ganz sicher auf den Beinen. Auch konnte ich Blutflecken auf seiner Kleidung erkennen. Sie haben ihn wohl nicht mehr angetroffen. Immerhin hat er sich in Ihrer Richtung davongemacht.«
    Nicole runzelte die Stirn. »Gesehen habe ich ihn nicht. Wohl habe ich Schritte gehört. Doch die verstummten plötzlich. Und ich habe auch nicht weiter darüber nachgedacht. Nein, Professor, ich kann Ihnen da nicht weiterhelfen. Wir sollten uns jetzt auch lieber um eine Schlafmöglichkeit kümmern. Erstens ist es schon Morgen, und zweitens bin ich wie zerschlagen. Möchte bloß wissen, was Bill im Augenblick macht.«
    Zamorra winkte ab. »Der wird schon allein fertig, Zudem kann er sich denken, daß etwas dazwischengekommen ist, wenn wir morgen nicht in Rom ankommen. Sobald wir unsere Hotelzimmer haben, werde ich ein Gespräch anmelden, um ihn vom Stand der Dinge zu informieren.«
    Als sie auf die Uferstraße trafen, lenkte Zamorra den Wagen nach links. Sie fuhren an Geschäften und Boutiquen vorbei. Dann folgte ein malerischer, überdachter Durchgang. Schließlich schälte sich vor ihnen ein weißgestrichenes Gebäude aus der Morgendämmerung.
    Eine goldene Schrift auf der Hausmauer verkündete: »Hotel Garda«. Professor Zamorra stellte den Wagen auf dem hoteleigenen Parkplatz ab. Dann ging er mit Nicole über eine Terrasse, die von einem Geflecht aus wild wuchernden Weinranken überdacht war.
    Tische und Stühle standen auf einem lasierten Ziegelfußboden, und dem Betrachter bot sich von hier aus ein herrliches Panorama.
    Gegenüber konnte man im Dunst den Ort Malcesine erkennen, über dem sich düster der Monte Baldo erhob.
    Nicole blieb stehen, um sich den Sonnenaufgang über dieser malerischen Kulisse nicht entgehen zu lassen.
    Währenddessen strebte der Professor auf eine feudale Glastür zu, die den Eingang zu diesem sicher nicht billigen Hotel darstellte.
    Sie war noch verschlossen. Er klopfte an die Scheibe, nachdem seine Suche nach einer Klingel erfolglos geblieben war.
    Es dauerte einige Zeit, bis sich hinter der Tür etwas rührte. Ein verschlafener älterer Mann kam durch die Vorhalle geschlurft, wobei er sich bemühte, seine Portiersjacke zuzuknöpfen. Mit einem mürrischen Blick musterte er den Wartenden.
    Er fuhr sich mit gespreizten Fingern durch die silbergrauen
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