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0016 - In den Klauen der Vampire

0016 - In den Klauen der Vampire

Titel: 0016 - In den Klauen der Vampire
Autoren: Susanne Wiemer
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Palmenterrasse. Kitty hörte das trockene Rascheln von Gras, sah die unruhig schwingenden Federwipfel, und dahinter stand wie eine schwarze Wand der Wald, in den das silberne Mondlicht nicht eindringen konnte.
    Kitty verharrte reglos.
    Ihr Blick war auf den Waldsaum gerichtet. Eine dunkle Lockung schien von dort auszugehen. Eine Lockung, ein unheimlicher Sog – und gleichzeitig eine Drohung, die sie zittern ließ.
    Kitty blieb sehr lange am Fenster stehen, vom Mondlicht umflossen, und starrte schweigend und reglos hinaus in die Dunkelheit…
    ***
    Der Lieutenant hieß John Maliki und war ein typisches Hawaiiprodukt: hellhaarig, grünäugig, aber mit dem sanften braunen Gesicht des Insulaners. Er lächelte fast ständig, er war höflich und zuvorkommend – doch er hatte Zamorras Anliegen hartnäckigen Widerstand entgegengesetzt.
    Jetzt allerdings war er weich – Beharrlichkeit und konsequente Überredung hatten zuwege gebracht, was Zamorra bereits nicht mehr zu hoffen gewagt hatte. Der Lieutenant seufzte leicht.
    »Also, gut«, sagte er. »Es ist zwar Unsinn, da wir die Toten allesamt identifiziert haben – aber meinetwegen sehen Sie sich die Leichen an, wenn Sie anders nicht davon abzubringen sind, daß Ihre Freundin dabei ist. Wie sagten Sie, hieß das Mädchen?«
    »Gloria Miles«, log Zamorra, ohne rot zu werden. »Sie ist vor zwei Wochen nach Hawaii geflogen, oder besser nach Oahu, und seither spurlos verschwunden.«
    Maliki nickte. Zamorra sah ihm an, was er dachte: Das Mädchen würde wohl mit einem anderen Mann durchgebrannt sein oder einfach die Gelegenheit ergriffen haben, einen unliebsamen Verehrer abzuschütteln. Aber der Lieutenant hütete sich, das laut zu sagen, griff zum Telefon und ließ seinen Dienstwagen vorfahren.
    Ein paar Minuten später saß Zamorra neben dem Hawaiianer in der geräumigen Limousine. Der Professor war schweigsam. Er wußte, daß es Schwierigkeiten geben würde, falls Maliki auf die Idee kam, seine Story nachzuprüfen. Aber er hatte zu der Notlüge greifen müssen, weil es der einzige Weg war, an die Leichen von der Jacht heranzukommen – und weil er das sichere Gefühl hatte, diese Toten unbedingt sehen zu müssen.
    Das Leichenschauhaus von Honolulu war in einem flachen, langgestreckten Hofgebäude untergebracht, das durch eine Pforte in einem ehemaligen Garagentor betreten wurde.
    Schweigend folgte Zamorra dem Lieutenant eine Treppe hinunter.
    Ein kleiner wieseläugiger Angestellter ging voran in den Kühlraum, trat schweigend an die Wand heran und zog nacheinander vier der auf Rollen laufenden Schubfächer heraus.
    Die Umrisse von Gestalten hoben sich unter roten Gummilaken ab. Der Angestellte zog sie zur Seite und trat zurück.
    »Sehen Sie!« sagte Lieutenant Maliki ruhig. »Die beiden Frauen hießen Cynthia Faith und Liz Bonnet. Ihre Bekannte ist bestimmt nicht darunter.«
    Zamorra hatte nicht zugehört.
    Er trat einen Schritt näher. Sein Blick glitt über die Toten – und er hielt unwillkürlich den Atem an.
    Die Male waren nicht zu übersehen.
    Bißmale!
    Zwei dunkle, genau umgrenzte Punkte an den Kehlen der Opfer – die Eindrücke scharfer Zähne. Und das rothaarige Mädchen trug diese Male nicht nur am Hals, sondern auch an den Armen, den Schultern und in der Nähe der Pulsadern.
    Zamorra preßte die Lippen zusammen. Er hatte etwas Ähnliches erwartet, aber der Anblick traf ihn dennoch wie ein Schock. Sein Blick irrte zu dem hageren Institutsangestellten. Er dachte an die Häuser ringsum, an die Menschen, die darin wohnten, »Diese Male hier«, begann er, ohne sich umzusehen.
    »Stopp!« sagte Maliki scharf. »Sie sind hier, um Ihre Bekannte zu suchen, nicht um Vermutungen über die Todesursachen anzustellen, Professor.«
    Zamorra wandte sich um.
    Sein Gesicht hatte sich verhärtet. Er suchte Malikis Augen – und er las darin einen aus Ratlosigkeit geborenen Zorn.
    »Hören Sie zu, Lieutenant«, sagte er ruhig. »Sie wissen sehr genau, daß die Gerichtsmediziner für den Tod dieser vier Menschen keine Erklärung haben. Sie wurden blutüberströmt gefunden, und sie boten einen gräßlichen Anblick, nicht wahr? Und außerdem stellten die Wissenschaftler fest, daß den Leichen ein großer Teil des Blutes fehlte.«
    Bei den letzten Worten war Maliki zusammengezuckt. Er preßte die Lippen zusammen.
    »Woher wissen Sie das?« stieß er hervor. »Wer sind Sie überhaupt, wer…?«
    »Sie haben meine Papiere gesehen. Ich arbeite auf dem Gebiet der parapsychologischen
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