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0015 - Der Morddämon

0015 - Der Morddämon

Titel: 0015 - Der Morddämon
Autoren: Traute Maahn
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hatten sie ihn in wenigen Sekunden wehrlos gemacht.
    »Ich erinnere mich«, stieß er mit rauher Stimme hervor.
    »Diese vier Männer waren keine Menschen«, erklärte Ming-Li gelangweilt. »Sie gehören zu der Truppe der Changs, die ich ins Leben gerufen habe. Ich kann mir immer neue Changs aus den Bergen holen, dorther, wo früher erbitterte Kämpfe stattgefunden haben – vor sieben Jahrhunderten. Ich besitze die Macht, sie zum Leben zu erwecken.«
    »Sie? Wen?«
    »Die Changs. Nennen Sie es im zwanzigsten Jahrhundert Zauber oder Magie, oder Hexerei – aber ich kann es wirklich.«
    »Aber was waren die Changs, ehe Sie sie zum Leben erweckten?« stieß Stephen McTrash hervor.
    »Ich dachte, das wüßten Sie«, sagte Ming-Li ruhig. »Ich kenne die Schlachtfelder des dreizehnten Jahrhunderts, als die Mongolen unter meinem Urahnen Dschingis-Khan von ihren Hochebenen herabstiegen und ihren monumentalen Eroberungszug begannen. Es war eine Sturmwelle, der sich niemand ernsthaft zu widersetzen wagte.«
    Er hob seine monotone Stimme. »Auch jetzt wird eine Sturmwelle diese Welt erobern – unter meiner Führung. Die Changs sind meine willenlosen Werkzeuge. Sie fragen, wer sie sind? Sie haben sieben Jahrhunderte in Cathays Erde geruht. Ihr Blut sickerte in dieses Land, ist untrennbar mit ihm verbunden. Die Changs sind die Kriegsopfer der heißen Kämpfe von damals.«
    »Aber wie können sie leben?« flüsterte McTrash.
    »Sie tun es. Ich rufe sie zurück auf diese Welt. Ich brauche sie, ihren Opfermut, ihre Tapferkeit. Aber nun kommen wir zu Ihren Robotern. Ihre Firma nennt sich Servomechanism Productions. Wieviel fertige Exemplare gibt es in Ihrer Firma nördlich von Victoria?«
    McTrashs Augen weiteten sich. »Was geht das Sie an?«
    »Ich warne Sie. Diese alte Pagode, in der Sie sich hier aufhalten, ist bis unters Dach voll mit Changs. Wollen Sie von neuem erfahren, wie sie mit Ihnen umspringen können?«
    »Was wollen Sie mit meinen Robotern?« fragte McTrash hartnäckig. Er hatte scharf kalkuliert. Verkaufte er die jetzige Serie von fünfzig Stück, konnte er die Firma verkaufen und sich zur Ruhe setzen, irgendwo außerhalb von London oder vielleicht sogar in Edinburgh.
    Er machte seinem Volksstamm alle Ehre. Er war so geizig und sparsam, daß Nichtschotten sich immer ungläubig von ihm wandten, wenn sie es merkten.
    »Ich sagte schon, ich muß meine Truppe der Changs vergrößern«, fuhr Ming-Li fort. »Aber sie können nicht selbständig handeln, brauchen ständig meine Befehle. Deshalb sollen mir Ihre Roboter diese Arbeit abnehmen.« Ein teuflisches Lächeln spielte um den Mund mit dem langen schwarzen Zwirbelbart. »Um es einfach zu sagen, McTrash: Ich brauche Ihre Roboter als Heerführer. Sie werden genau nach meinen Angaben programmiert, dann können sie meine Changs anführen. Ich nehme an, daß so ein Roboter von einem handlichen elektronischen Schaltkasten aus, der nicht größer als ein Transistorradio ist, bedient werden kann?«
    »Ja«, sagte McTrash. »Das steht alles in meinem Werbeprospekt. Aber die Formel, wie das funktioniert, ist streng geheim.«
    »Sie sind hier, um sie mir zu sagen. Hier sind Bleistift und Papier. Schreiben Sie die Formel auf, und machen Sie eine primitive Zeichnung, wie die ganze Sache funktioniert. Ich bin kein Techniker, kein Datenverarbeitungsfachmann. Und meine Changs sind es auch nicht.« Er machte eine Pause. »Aber wir haben statt dessen andere Qualitäten.«
    McTrash schüttelte den Kopf. »Auf diese Formel ist mein ganzer Betrieb aufgebaut. Ich denke nicht daran, sie Ihnen bekanntzugeben.«
    Ming-Li musterte ihn aus kleinen schwarzen Knopfaugen, dann klatschte er in die Hände. Er rief etwas in einem chinesischen Bergdialekt und sah sich um.
    Zwischen den Säulen der Pagodenhalle huschten Schatten heran.
    Die Changs.
    Geisterhaft ragten ihre Gesichter über den Stehkragen des grauen Kittels. Obwohl sie schweigend näher kamen, ging eine seltsame, bedrohliche Faszination von ihnen aus, die Sekunden später bei McTrash in Furcht umschwang.
    Ein Geruch umgab ihn, der ihm Übelkeit bereitete. Es stank nach Moder, nach fauligen Abfällen. Er starrte die langfingrigen Hände der Changs an und sah, daß sie durchsichtige Haut hatten. Er konnte die Adern sehen, die Blutbahnen, die Sehnen und Nervenstränge.
    McTrash hob den Kopf und fixierte den ersten Chang, der sich ihm näherte. Das entsetzliche Wesen öffnete den Mund. McTrash drehte sich der Magen um, als der Atem der
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