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0015 - Der Morddämon

0015 - Der Morddämon

Titel: 0015 - Der Morddämon
Autoren: Traute Maahn
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es schien ihm auf einmal, als verwandelte es sich in das lächelnde Puppengesicht eines Changs.
    Und von neuem veränderte es sich. Jetzt sah es aus wie Chu Siang, glatt und straff.
    Zamorra wollte etwas sagen. Er spürte die geheimen, vernichtenden Ströme dieses Halbdämonen auf sich zuwehen und stemmte sich mit allem Willen gegen sie.
    Er merkte, wie er am ganzen Körper zu zittern begann. Er war drauf und dran, trotz aller Gegenwehr, die er einsetzte, von Ming-Li hypnotisiert zu werden.
    Doch Ming-Lis schriller Wutschrei riß ihn aus seiner Trance. Die Augen seines Gegenübers loderten voll grausamstem Haß.
    »Ich werde dir selbst das Herz aus der Brust reißen, Zamorra…«, keuchte er. »Ich will sehen, wie du verblutest. Du bist der einzige, der sich mir je widersetzt hat.«
    Zamorra starrte Ming-Li wie erwachend an. Er erhielt im Bruchteil einer Sekunde seine eigene Persönlichkeit wieder zurück.
    »Du hältst mein Amulett in der Hand. Deine Kraft ist gebrochen, Ming-Li«, sagte er mit leiser, aber fester Stimme. »Es war das Dümmste, das du tun konntest, Ming-Li. Die Macht dieses Amuletts, das das Gute verkörpert, zerstört deine dämonischen Kräfte und bringt sie zum Erliegen. Du hast das Spiel verloren, Ming-Li.«
    Zamorra sah, wie sich Chu Siang immer noch verzweifelt gegen die beiden Changs wehrte.
    »Nein!« heulte Ming-Li auf. Er öffnete die Hand. Das Amulett funkelte im Schein der Pechfackeln. Dann fiel es vor Zamorras Füße.
    Blitzschnell bückte sich der Professor. Er nahm das Amulett und richtete sich auf. Ganz dicht hielt er es Ming-Li vor die Augen.
    »Nein!« heulte Ming-Li auf.
    »Deine Changs wollen deinen Neffen Chu umbringen«, sagte Zamorra. »Befiehl ihnen, es nicht zu tun.«
    Ming-Li sprach einige Worte auf Chinesisch.
    »Chu?« rief Zamorra. »Sind Sie okay?«
    Doch er bekam keine Antwort.
    Also hatten die Changs ihr Werk beendet.
    Gnadenlose Wut auf den Teufel, der ihm gegenüberstand, packte Zamorra.
    »Du sollst das Amulett ansehen, Ming-Li.«
    »Nein…« Ming-Li fauchte. Dann gellte sein Schrei durch die Katakombe. Ein hilfloses Wimmern schloß sich an.
    »Du wirst nie mehr aus Leichenteilen Changs entstehen lassen«, sagte Zamorra. »Ich werde dich der Polizei übergeben.«
    Ming-Li schüttelte den Kopf. Er war noch lange nicht erledigt. Zamorra sah, wie sehr er sich gegen die Macht des Amuletts aufbäumte. Ming-Li begann zu zucken, sich zu schütteln. Gurgelnde Laute drangen aus seinem Mund.
    Zamorra spürte, wie ihm ein eiskalter Schauer über den Rücken rann. Würde er es nie schaffen, dieses Ungeheuer zu bezwingen?
    Er dachte an die Opfer in der Wellington Street, an die drei jungen Soldaten auf der Außenstation des Niemandslandes.
    Er dachte an Chu Siang, der von den Changs überwältigt worden war.
    Er bemerkte, wie Ming-Lis Augen sich weiteten.
    Ein entmenschter Schrei quoll aus seinem Mund. Das Gesicht hatte nichts Menschenähnliches mehr. Ein Schuß bellte auf. Dann sank Ming-Li zusammen.
    Zamorra drehte sich langsam um.
    Dicht hinter ihm stand Chu Siang, Zamorras Waffe zitternd in der Hand.
    »Chu…«
    »Er durfte nicht in die Hände der Polizei fallen, Professor. Niemand darf wissen, daß er Wu Siang war…« Seine Stimme war tonlos, völlig fremd.
    Zamorra legte ihm schwer die Hand auf die Schulter.
    Dann hörte er, wie Bill Fleming nach ihm rief.
    ***
    Als Zamorra mit Chu Siang in den Kreis der Roboter trat, sah er sich den Changs gegenüber.
    Es mußten weit über hundert sein. »Sind das alle?« fragte Zamorra.
    »Ich glaube, ja.«
    »Ich erledige das jetzt, Bill. Kümmere dich bitte um Nicole.«
    Langsam trat Zamorra zu dem ersten Chang.
    »Das Amulett ansehen«, befahl er. »Einer nach dem anderen. Ming-Li existiert nicht mehr. Er hat euch aus der Namenlosigkeit des Todes ins Leben befördert. Doch jetzt ist alles vorbei. Ich schicke euch dahin, wo ihr hergekommen seid.«
    Ein wütendes Jammern antwortete ihm.
    Einer der Changs kam mit gefletschtem Mund und gekrümmten Krallenhänden auf ihn zu. Rasch hielt ihm Zamorra das Amulett entgegen. Der Chang wurde mitten im Lauf gestoppt, stieß ein keuchendes Geschrei aus, sank zusammen, wurde ein Skelett und fiel auseinander.
    Mit stumpfer Miene, noch immer das höfliche Lächeln auf den Puppengesichtern, hatten die anderen Chang-Geister zugesehen.
    »Stellt euch alle in einer Reihe auf. Schnell!« herrschte Zamorra sie an.
    Er durfte nicht eher ruhen, als bis jeder Chang beseitigt war. Und neue Changs durfte
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