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0014 - Der Schreckenskult

0014 - Der Schreckenskult

Titel: 0014 - Der Schreckenskult
Autoren: Walter Appel
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Everglades die Sonne aufging, sah Zamorra übernächtigt und müde, aber von Genugtuung erfüllt, weil er soviel Neues erfahren hatte, aus dem Fenster. Er wollte einige Stunden ruhen, dann galt es, den Kampf mit dem furchtbaren Dämon Cochanoee aufzunehmen, der Schreckenskreatur aus der Vorzeit.
    »Schlaf tief und fest«, sagte er zu dem nach wie vor hypnotisierten Seminolen Oscanora. »Schlaf, bis ich dich erwecke. Vorher soll nichts und niemand deinen Schlaf stören.«
    ***
    Chester Trenton verzog im Schlaf unwillig das Gesicht. Eine Stimme klang an sein Ohr, fern und doch drängend, eine Stimme, die er nur allzugut kannte.
    Es war die Stimme seiner Tochter. Der Schmerz um ihren Tod bohrte wie ein Messer in Trentons Brust. Er verfluchte den Traum, der ihm die Erinnerung so quälend zurückbrachte.
    Er öffnete die Augen. Durch die Ritzen des Fensterladens fiel etwas Sonnenlicht ins Zimmer. Es war schon Morgen, die Everglades waren erwacht. Trenton hörte die Vogelstimmen, die Schreie von Tieren draußen im Sumpfdschungel, und noch etwas anderes…
    »Daddy«, hallte es in seinem Gehirn. »Komm zu mir, Daddy, ich warte auf dich.«
    Bill Fleming lag schnarchend über Trenton im oberen der beiden übereinander angeordneten Betten. Auch an der anderen Wand des kleinen Zimmers gab es ein zweistöckiges Bettgestell. Im unteren Bett lag Zamorra. Sein Atem ging ruhig und regelmäßig.
    Nicole Duval schlief in der Kammer nebenan. Von den anderen hatte niemand Gladys Trentons Ruf gehört.
    »Daddy«, vernahm Trenton es wieder. »Ich bin hier, hier draußen.«
    »Aber«, murmelte Chester Trenton halblaut, »du bist doch tot?«
    Gladys’ vertrautes Lachen, das er so oft gehört hatte, ertönte silberhell.
    »Dummes Zeug, Daddy. Komm heraus, dann siehst du, daß ich nicht tot bin.«
    Ihr Ruf hatte etwas Drängendes. Chester Trenton mußte ihm Folge leisten. Er erhob sich und zog sich in dem halbdunklen Zimmer an.
    Er öffnete und schloß die Tür, ohne daß Bill Fleming oder Zamorra etwas bemerkt hätten.
    Im Aufenthaltsraum lag Oscanora völlig angezogen in tiefem Schlaf unter einer Decke auf der Couch. Auch er erwachte nicht, als Chester Trenton durch den Raum ging und die Jagdhütte verließ.
    Die Sonne stand knapp über den Bäumen und Schlinggewächsen im Osten. Dunstschwaden hingen zwischen den undurchdringlichen Dickichten und über den Grasnarben. Das Gras war noch feucht vom Tau. In der Nähe strömte ein Flüßchen vorbei, dessen Ufer versumpft waren.
    Trenton sah sich um. Am Morgen war es in den Everglades noch angenehm, die Luft war noch nicht von einem so stickigen Sumpfbrodem erfüllt wie später am Tag.
    Trenton strich sich über das unrasierte Kinn. Sein schwarzes Haar war ungekämmt und stand nach allen Seiten von seinem Kopf ab.
    »Dummes Zeug«, sagte er laut zu sich selbst. »Gladys ist tot, das ist gewiß. Ich träume noch mit offenen Augen.«
    »Daddy«, erklang es da wieder in seinem Gehirn. »Dieses Monstrum, das in unserer Villa gestorben ist, war nicht ich. Komm näher, dort zu der Sumpfzypresse hin, dann kannst du mich sehen.«
    Trenton überlegte, ob er Zamorra wecken sollte, entschied sich aber dagegen. Er wollte sich nicht blamieren. Zuerst wollte er sich mit eigenen Augen davon überzeugen, ob an der Sache etwas war oder nicht.
    Entschlossen ging er auf die Stelle östlich von der Hütte zu, an der Wellblechgarage vorbei, in der sein Cadillac stand.
    Als Trenton unter der Sumpfzypresse stand, konnte er zunächst nur das alte flache Motorboot sehen, das an der Anlegestelle im seichten Flußlauf lag. Mit dem Motorboot pflegte Chester Trenton die Wasserläufe zu befahren und im Tierparadies der Everglades auf die Jagd zu gehen, wenn er Zeit und Lust dazu hatte.
    Dann sah er eine Bewegung in der Nähe des Motorboots. Aus dem dichten Unterwuchs des sumpfigen Bodens, an einer Stelle, wo nur ein paar vereinzelte hohe Bäume wuchsen, trat eine schlanke Mädchengestalt hervor. Es gab keinen Zweifel, es war Gladys, Trentons Tochter.
    Sie trug Jeans, eine blaue Bluse, und ihr blondes Haar wurde von einem Band zusammengehalten. Sie winkte ihrem Vater zu.
    »Gladys!« schrie Trenton. »Komm her zu mir!«
    Doch das Mädchen drehte sich um und ging davon. Trenton stürzte hinter ihr her. Durch den dichten Dschungel, durch Farne, Schlingpflanzen und Gestrüpp kämpfte er sich. Gladys überwand die Widerstände anscheinend spielend, der Abstand zwischen ihnen verringerte sich nicht, obwohl Trenton sich vorwärts
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