Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0013 - Geister-Roulett

0013 - Geister-Roulett

Titel: 0013 - Geister-Roulett
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Kondition. Und die war auch Voraussetzung bei meinem verflixt harten Job.
    Die Graukittel nahmen mich in die Mitte. Sie bedrohten mich mit keiner Waffe, anscheinend trauten sie mir nicht zu, in ihrer Anwesenheit einen Fluchtversuch zu starten. Sollten sie in dem Glauben bleiben. Mir war es recht.
    Wir verließen mein Gefängnis und betraten einen Gang. Er war ebenso kahl wie der Raum hinter mir und wurde auch durch Leuchtstoffröhren erhellt.
    Die beiden Aufpasser kamen so dicht an mich heran, daß ich ihren säuerlichen Schweißgeruch wahrnehmen konnte. Er schlug mir auf den Magen. Die Typen hätten sich mal dringend waschen sollen.
    Dr. van Cordtland blieb hinter mir. Er redete auch nicht mehr, sondern dirigierte uns den langen Gang hinunter, der vor einer doppelflügeligen Holztür endete. »An die Wand!« wurde mir befohlen.
    Ich gehorchte und stützte mich an dem rauen Boden ab.
    Als ich den Kopf nach links drehte, sah ich, daß van Cordtland einen Schlüssel in das Schloß der Tür schob.
    Wenig später war die Tür offen.
    In Begleitung der beiden Leibwächter betrat ich den dahinterliegenden Raum.
    Er war elegant eingerichtet. Dunkle Mahagonimöbel. Ein großer Schreibtisch. Zwei Bücherregale, kostbare Teppichbrücken, eine Ledergarnitur, dunkelgrün und glänzend. Eine Wand, die von einem grauen Vorhang bedeckt wurde.
    Ich mußte in der Mitte des Raumes warten, flankiert von den beiden Schlägern.
    Van Cordtland trat auf den Vorhang zu. Er lächelte dabei, wandte mir sein rechtes Profil zu und zog den Vorhang mit einem Ruck zur Seite.
    Er flatterte auf wie eine Fahne, lief auf den Rollen weiter und faltete sich dann zusammen.
    Dahinter lag ein Spiegel! Er war breit, fast so groß wie der Vorhang selbst.
    »Treten Sie ruhig näher, Mr. Sinclair«, wurde mir gesagt. »Ich will Ihnen etwas zeigen. Sie werden staunen!«
    Ich ging auf den Spiegel zu. Ich sah nicht mich selbst oder die Möbelstücke im Zimmer, sondern ich konnte in einen hinter den Spiegel liegenden Raum blicken.
    In einen Roulettsaal!
    »Das Geister-Roulett läuft bereits«, erklärte mir Van Cordtland.
    »Schauen Sie genau hin, dann sehen Sie, wie gierig die Spieler sind. Die alten Weiber, sie sind scharf darauf, ihre Jugend wiederzubekommen. Sie gehen über Leichen, glauben Sie mir. Kennen Sie den Mann dort in der Wildlederjacke? Er spielt auch, für sein Leben gern sogar. Er hat es mir selbst gesagt. Er hat mir übrigens alles erzählt. Soll ich Ihnen seinen Namen sagen?«
    »Nein«, erwiderte ich rauh. Van Cordtland brauchte mir nicht zu sagen, wer dort spielte.
    Ich sah es selbst.
    Es war mein Freund Bill Conolly!
    ***
    Bill war richtig bei der Sache. Er hatte Jetons bekommen, ohne einen Shilling dafür bezahlen zu müssen. Und er war über diese Großzügigkeit nicht einmal mißtrauisch geworden.
    Das Spiel zog ihn in seinen Bann. Zweimal hatte Bill Conolly gesetzt und zweimal verloren.
    Das dritte Spiel.
    Flankiert war er von zwei Frauen. Beide waren in eine widerlich süß riechende Parfümwolke eingehüllt, und beide qualmten schwarze französische Zigaretten. Die Glimmstengel hingen zwischen ihren welken Lippen. Sie nahmen sie beim Rauchen gar nicht hervor, sondern ließen den scharfen Rauch durch die Nasenlöcher ausströmen.
    »Machen Sie Ihr Spiel«, sagte der Drehcroupier. Seine Stimme klang glatt und emotionslos wie immer.
    Bills linke Nachbarin nahm einen Hundert-Pfund-Jeton und setzte Carre. Das heißt, der Einsatz kam auf den Schnittpunkt von vier Nummern. Wenn eine der Nummern gewann, so wurde ihr das Achtfache des Einsatzes ausgezahlt.
    Bills andere Nachbarin setzte Plain. Sie suchte sich eine der Nummern zwischen 0 und 36 aus. Und zwar die Nummer zwanzig.
    Bill Conolly hielt sich an seine linke Nachbarin. Er setzte ebenfalls Carre. Einsatz: Zwei Pfund.
    Auch die anderen Spieler setzten. Ein Jeton flog über Bills Schulter, wurde von dem Rateau eines Croupiers abgefangen und auf das zu setzende Feld geschoben.
    Der Spielleiter warf einen Blick über den Roulettisch und gab dem Drehcroupier ein Zeichen.
    Der setzte den Einsatz der Schüssel in eine kreisende Bewegung, nahm die kleine Kugel und schnippte sie aus den Fingern.
    Die Fliehkraft hielt die Kugel in der Bahn. Jetzt rollte sie wieder, und die Blicke der Spieler hingen gebannt an ihr. Dieses kleine runde Stück Elfenbein entschied über Sieg und Niederlage.
    Die Frau rechts neben Bill atmete schwer. Der Mann, der ihm gegenüber saß, bewegte, die Lippen und sprach
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher