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0008 - Ich faßte den Eisenbahn-Mörder

0008 - Ich faßte den Eisenbahn-Mörder

Titel: 0008 - Ich faßte den Eisenbahn-Mörder
Autoren: Delfried Kaufmann
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Leitung.
    Susan Bell wagte zu fragen: »Bist du noch da, Steven?«
    »Ich muß es mir überlegen«, sagte die Männerstimme. »Ich werde mit den beiden anderen darüber beraten. Tu du so, als wäre es abgesprochen. Wenn wir es anpacken, bin ich auf dem Bahnsteig; wenn nicht, dann eben nicht.«
    Es knackte. Grußlos hatte er eingehängt.
    Susan Bell ließ langsam den Hörer zurückgleiten. Sie sah mich zweifelnd an.
    »Gar keine Frage«, sagte ich langsam. »Wir werden alles so vorbereiten, als hätte er sich bereits zur Ausführung der Tat entschlossen.«
    Ich drehte mich um. Mein Blick fiel auf Liane. Sie saß aufrecht im Bett und starrte uns an.
    ***
    Ich glaube, nie war der Empfang für einen erwarteten Verbrecher besser vorbereitet worden als jener, der sich auf dem Hauptbahnhof von Boston abspielen sollte.
    Sechsundfünfzig FBI-Beamte befanden sich in allen möglichen Tarnungen auf dem Bahnhofsgelände. Zwei Polizeihubschrauber und zwei schnelle Sportmaschinen standen auf dem nahen Flugplatz bereit, sich in die Luft zu erheben, sobald der Canadian-Expreß sich in Bewegung gesetzt hatte. Für mich war eine Kabine im ersten Wagen gebucht worden, für Liane Baker eine im letzten Waggon.
    Die Gesellschaft, die die Strecke betrieb, hatte vom FBI die Anweisung erhalten, bei Rückfragen die Antwort zu geben, der Zug sei ausverkauft. Wir wollten damit verhindern, daß Hunter, falls er sich erkundigte, sich darüber wunderte, daß es seiner Frau gelungen war, den angeblich in sie vernarrten Robert Sander so weit von sich zu trennen.
    Die Kabine neben der von Death-Lilly hatte Susan Bell inne, da ich mich der Sicherheit halber wirklich von Liane trennen und meine Kabine aufsuchen wollte.
    Es war geplant, daß in dem Augenblick, in dem der Zug anfuhr, sechs G-men unter der Anführung von Phil auf den schon fahrenden Zug aufsprangen. Steven Hunter sollte festgenommen werden, sobald er das Abteil seiner Frau betrat.
    Der einzig unsichere Faktor war Death-Lilly selbst. Ich konnte nicht darauf verzichten, sie mit zum Bahnhof zu nehmen. Hunter würde, das war wahrscheinlich, versteckt die ankommenden Reisenden beobachten, und wir besaßen kein so genaues Bild von ihm, daß wir ihn schon in der Halle festnehmen konnten. Ich allein hätte ihn vielleicht erkannt, aber ich mußte meine Rolle als Robert Sander spielen.
    Andererseits konnte sich niemand in der Kabine von Lilly aufhalten, da ihn die Anwesenheit einer zweiten Person an der Ausführung seiner Absicht gehindert hätte. Daß Liane Baker ihren Raum verließ, konnte Susan Bell von der Nebenkabine aus verhindern.
    Um zu vermeiden, daß der Eisenbahn-Mörder von seiner Frau gewarnt wurde, veranlaßten wir die Eisenbahngesellschaft, daß das Fenster der Kabine so gesichert wurde, daß es sich nicht öffnen ließ. Es blieb freilich immer noch die Möglichkeit, daß Lilly ihren Mann durch Gesten warnte.
    Der Canadian verließ den Hauptbahnhof von Boston um dreiundzwanzig Uhr elf Minuten. Pünktlich um dreiundzwanzig Uhr fuhr ich mit Death-Lilly in einem Taxi vor. Susan Bell hatte sie in ein schwarzes Kleid gesteckt, hatte sie geschminkt und ihr einen Hut mit Schleier aufgesetzt, um ihren Gesichtsausdruck in etwa zu verdecken. Ich ließ einen Gepäckträger kommen, nahm Lianes Arm fest in dem meinen und führte sie durch die Sperre. Sie ließ alles mit sich geschehen, einzig, daß sie den Kopf wie suchend nach allen Seiten drehte.
    Der Expreß fuhr vom Bahnsteig drei ab. Da wir den Fahrkartenverkauf frühzeitig gestoppt hatten, waren nicht sehr viele echte Reisende am Zug, immerhin aber genug, um eine Schießerei auf dem Bahnhof verdammt unangenehm zu machen.
    Der Canadian war einer der wenigen Schnellzüge auf großen Strecken, der von einer Dampflokomotive gezogen wird. Um dreiundzwanzig Uhr fünf Minuten brachte ich Death-Lilly in ihr Abteil, ließ vom Gepäckträger ihren Koffer ins Netz heben, verabschiedete mich von ihr mit einer stummen Verbeugung, und ging den Gang entlang zu meiner Kabine im vorderen Zugteil.
    Pedantisch und korrekt, wie es sich für einen älteren Herrn gehört, entlohnte ich den Gepäckträger. Dann zog ich das Fenster herunter und lehnte mich hinaus, als hielte ich nach dem Zeitungsboy Ausschau.
    Dreiundzwanzig Uhr acht. Reisende und Zurückbleibende sagten die letzten Abschiedsworte. Ich beugte mich weiter hinaus. Sollte aller Aufwand vergeblich gewesen sein? Kam Steven Hunter nicht?
    Dreiundzwanzig Uhr neun! Plötzlich sah ich in meinem
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