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0008 - Ich faßte den Eisenbahn-Mörder

0008 - Ich faßte den Eisenbahn-Mörder

Titel: 0008 - Ich faßte den Eisenbahn-Mörder
Autoren: Delfried Kaufmann
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ging mit ihr alle Möglichkeiten durch, wie es sich abspielen könnte. Ich bat sie, sich ganz in die Rolle Death-Lillys zu versetzen. Es war von ungeheurer Wichtigkeit, daß dieses Telefongespräch klappte. Alles hing davon ab, daß sie in dem Eisenbahn-Mörder keinen Verdacht erweckte, daß er wirklich glaubte, mit seiner Frau und Komplizin zu sprechen.
    ***
    Nichts geschah am nächsten Tag. Wir bemühten uns, das Leben von ganz normalen Leuten zu spielen. Ich ging sogar am Vormittag mit Death-Lilly in die Geschäftsstraßen der Stadt. Ich zwang sie in eine Unterhaltung hinein, die für einen Uneingeweihten den Eindruck völliger Harmlosigkeit erwecken mußte. Wir aßen in einem Lokal zu Mittag, dann gingen wir nach Hause. Wenn der Eisenbahn-Mörder in der Stadt Augen hatte, die für ihn sahen, dann konnte sein Beobachter ihm nur berichten, daß seine Frau mit einem alten Trottel unterwegs war, der offensichtlich in sie vernarrt war.
    Den Nachmittag verbrachten wir in der Wohnung. Miss Bell hielt sich immer in Death-Lillys Nähe und bemühte sich, sie zum Reden zu bringen.
    Um elf Uhr abends, ich lag schon im Bett, schlief aber noch nicht, wurde heftig an die Wand geklopft. Das war das vereinbarte Zeichen. Ich sprang hoch, griff meinen Bademantel und rannte in das angrenzende Zimmer.
    Miss Bell stand an dem kleinen Schreibtisch, den Telefonhörer am Ohr. Sie deckte die Muschel ab und flüsterte: »Gespräch aus St. Louis! Voranmeldung für Miss Baker!«
    »Lassen Sie mich mithören«, zischte ich, und sie kantete den Hörer etwas ab, daß ich auch mein Ohr dagegenpressen konnte. Noch war nichts als Rauschen und ein leichtes Knacken in der Leitung.
    Dann quäkte die Stimme des Fräuleins vom Amt: »Hallo, St. Louis! Bitte melden! Bitte melden!«
    Und gleich darauf rief eine Männerstimme, eine Stimme, die ich kannte, die Stimme, die schon in Chicago mit mir gesprochen hatte: »Hallo, Lilly. Bist du an der Strippe?«
    Miss Bell schluckte. Dann antwortete sie leise: »Ja, ich bin’s!«
    »Gut geklappt die Sache, nicht wahr?« sagte der Mann.
    Meine Kollegin schüttelte ihre Hemmungen ab.
    »Ja«, sagte sie, »aber ich tu’s nicht mehr. Ich kann nicht mehr!«
    »Was heißt das?« fragte der Mann scharf.
    »Ach, du weißt doch. Ich bin eben fertig. Ich trete auch nicht mehr auf!«
    »Verdammter Unsinn!« brüllte die Stimme. »Man hat nichts als Ärger mit dir. Ich werde dich zur Vernunft bringen, sobald ich nach Boston komme. Ist alles klar? Fühlst du dich beobachtet? Passierte etwas Besonderes?«
    Obwohl ich voller Anspannung lauschte, fand ich doch noch Zeit, Susan Bell zu bewundern. Sie wechselte den Tonfall, daß es eine Pracht war.
    »Laß uns Schluß machen, Steven«, sagte sie kläglich. »Wir haben doch genug. Wir könnten außer Landes gehen.«
    »Du redest Quatsch«, fauchte er, »genug? Glaubst du, die anderen wollen nichts abhaben? Glaubst du, wir hätten keine Unkosten?«
    Miss Bell machte eine kleine kunstvolle Pause. Dann sagte sie in beschwörendem Tonfall: »Steven, wenn ich dir noch einen Fall beschaffe, einen, der mehr Gewinn bringt, als alle anderen, versprichst du mir dann, daß er der letzte und damit genug sein wird?«
    »Wovon redest du? Sprich! Worum handelt es sich?«
    »Versprich mir erst, daß es das letztemal sein wird!«
    »Na, also gut, ich verspreche es!« schrie er ungeduldig. »Rede endlich!«
    Susan Bell senkte die Stimme zu einem Flüstern.
    »Ich habe im Flugzeug einen Mann kennengelernt. Er heißt Robert Sander, ein älterer Herr, Juwelenhändler. Er folgte mir in die Pension. Er hat große Mengen Juwelen verkauft. Er trägt das Geld bar bei sich.«
    »Wieviel?« fragte der Mann, heiser vor Erregung.
    »Fünfzig mindestens, Steven, er fährt übermorgen mit dem Canadian nach Montreal, übermorgen nacht!«
    »Ich breche mir nicht noch einmal den Hals.«
    »Wir können es machen wie im Intercontinental! Du kommst in mein Abteil.«
    »Es ist anders. Du kennst ihn. Der Verdacht fällt auf dich, weil du ihn kennst.«
    »Stört es dich sehr, wenn ich verdächtigt werde?« fragte Susan bitter. Sie wußte von Death-Lilly, daß Hunter ein zynischer Bursche war, der für seine Frau nicht das geringste Gefühl hegte.
    »Natürlich stört es mich«, fauchte er. »Du würdest quatschen.«
    »Steven, ich richte es so ein, daß unsere Abteile weit auseinanderliegen. Ich werde ihm das erklären. Du kannst ohne Gefahr in mein Abteil kommen.«
    Fast eine halbe Minute lang war Schweigen in der
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