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0008 - Ich faßte den Eisenbahn-Mörder

0008 - Ich faßte den Eisenbahn-Mörder

Titel: 0008 - Ich faßte den Eisenbahn-Mörder
Autoren: Delfried Kaufmann
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genauso grausige Entdeckung gemacht hätte wie sein Kollege vom Miami-Expreß. In der Kabine zwölf fand er den New Yorker Geschäftsmann Abram Stoneman von zwei wuchtigen Messerstichen ins Herz getötet in seinem Bett. Auch hier fehlten die Brieftasche und sonstige Wertsachen.
    Der Polizeiarzt stellte eindeutig fest, daß der Mord zu einer Stunde geschehen war, zu der der Expreß Pittsburgh bereits verlassen hatte und sich auf seiner pausenlosen Fahrt im Hundertmeilentempo nach Chicago befand. Der Täter mußte also unter den Reisenden sein. Sämtliche Reisenden wurden unter Arrest gestellt, und der Untersuchungsrichter unterschrieb einen Pauschalhaftbefehl auf unbefristete Zeit. Nur nach und nach gab die Polizei nach genauer Prüfung aller Umstände die unverdächtigen Passagiere frei. Zehn Leute aus undurchsichtigen Verhältnissen hielt sie über zwei Wochen zurück, obwohl ihr von allen Seiten mit Schadenersatzklagen gedroht wurde, und sie hätte sicherlich einigen dieser zehn Männer noch intensiver auf den Zahn gefühlt, wenn nicht ein neuer Fall ihre Überzeugung, der Täter müßte sich unter den zehn Verdächtigen befinden, ins Wanken gebracht hätte.
    Streckenarbeiter fanden auf der Strecke Yuma — Tucson, die von dem sogenannten Grenz-Expreß befahren wird, der entlang der amerikanisch-mexikanischen Grenze braust, die zerschmetterte Leiche eines Mannes. Verstreut auf eine Meile fanden sich außerdem ein Koffer, eine Aktentasche und ein leerer Samtkasten mit Fächern.
    Der Arzt stellte sehr rasch fest, daß der Mann nicht an dem Sturz aus dem fahrenden Zug gestorben, sondern durch einen Messerstich ins Herz getötet worden war, bevor er aus dem Expreß gestürzt wurde. Da der Mann zwar ein Einzelabteil, aber keine Schlafkabine gemietet hatte, war dem Schaffner nicht aufgefallen, daß er bei Ankunft der Zuges in Tucson fehlte.
    Es dauerte einige Tage, bis der Tote identifiziert werden konnte. Es handelte sich um Francis Morgan aus Los Angeles, einen Juwelenhändler, der sich mit einem mexikanischen Geschäftsfreund in El Paso del Norte zu Verkaufsverhandlungen hatte treffen wollen. Zu diesem Zweck führte er in dem Samtkästchen mit den vielen Fächern eine Auswahl seiner Kollektion bei sich.
    Im Falle des Francis Morgan hatte die Polizei keine Möglichkeit mehr, auf die Mitreisenden, die sich längst in alle Winde zerstreut hatten, zurückzugreifen. Sie versuchte herauszufinden, wer von Morgans kostbarer Fracht gewußt haben könnte, aber die Ermittlungen kamen nicht recht vorwärts.
    Nach diesen drei Eisenbahnmorden innerhalb von rund zehn Tagen, die dazu noch an Orten verübt waren, die so weit auseinanderlagen, daß eigentlich ein Täter dafür nicht in Frage kam, bemächtigte sich die Presse der Fälle und zog sie groß auf.
    Vielen Leuten verging die Lust, noch mit den Zügen zu reisen. Noch einmal vierzehn Tage später ereignete sich der Mord auf der sogenannten Intercontinental-Strecke, deren Züge den amerikanischen Kontinent von New York nach San Francisco durchfahren, und von diesem Augenblick an rasten die großen Nachtexpresse praktisch leer über die Schienen.
    Der Intercontinental-Mord ähnelte sehr dem Verbrechen an Leonard Seemer im Miami-Expreß. Wieder war eine schallgedämpfte Pistole benutzt worden, und wieder war die Tat in einer Schlafwagenkabine passiert. Das Opfer war ein Mann mit dem schlichten Namen John Smith, Börsenmakler aus Chicago. Er befand sich auf der Fahrt nach San Francisco. Die Beute betrug nur wenige hundert Dollar, bis sich herausstellte, daß am selben Morgen, an dem in dem fahrenden Zug die Leiche entdeckt wurde, in Chicago bei John Smith Bank ein Scheck über zehntausend Dollar präsentiert und ausgezahlt wurde.
    Die FBI-Zentrale in Washington ließ sich die Unterlagen der einzelnen Fälle von den verschiedenen Polizeibehörden der Staaten übermitteln, bildete eine zentrale Bekämpfungsorganisation unter der Leitung von Chester Road, einem Dezernatsleiter der Zentrale, und forderte die einzelnen FBI-Distrikte auf, Beamte für die Fahndung nach dem oder den Eisenbahnmördern abzustellen. Mr. High, der Chef des Distriktes New York, stellte Phil und mich für diese Aufgabe zur Verfügung.
    Wir meldeten uns bei Road in Washington. Er überreichte uns einen dicken Aktenordner mit Fotokopien aller Protokolle der vier Fälle und setzte uns dann die Aufgaben auseinander.
    »Die Eisenbahnen bilden einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor«, sagte er, »und die Zentrale
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