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0006 - In den Klauen der Mumie

0006 - In den Klauen der Mumie

Titel: 0006 - In den Klauen der Mumie
Autoren: A.F. Morland
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hat.«
    Millie Springs weinte. Sie weinte um Olga, und sie weinte aus Freude, weil sie gerettet war. Schluchzend und zitternd lehnte sie an dem großen dicken Polizisten.
    »Ist ja schon gut«, sagte der Mann mit seiner vertraueneinflößenden Stimme. »Nun kann Ihnen ja nichts mehr geschehen. Was ist denn eigentlich vorgefallen?«
    Millie bat den Polizisten um ein Taschentuch. Er gab ihr seines. Es war noch nicht benützt worden.
    Sie putzte sich geräuschvoll die Nase. Der Polizist sagte, daß sie das Taschentuch behalten dürfe.
    »So, und nun erzählen Sie«, verlangte er, als sie zu weinen aufgehört hatte.
    »Ich…«, begann Millie Springs, immer noch zitternd, verstört und stockend. »Ich… war mit meiner Freundin Olga Baxter in der Winnemac Street. Wir haben die China-Ausstellung besucht. Auf dem Heimweg… Oh, es war so schrecklich… Ich kann nicht darüber reden. Es bringt mich um…«
    »Was bringt Sie um?«
    »Es ist etwas Schreckliches passiert.«
    »Wo?«
    »Bei der jüdischen Synagoge.«
    »Sie sind mit Ihrer Freundin Olga Baxter durch den finsteren Park gegangen? Mädchen, das war aber sehr leichtsinnig.«
    »Wir wollten den Heimweg abkürzen.«
    »Wo wohnen Sie?«
    Millie nannte ihre Adresse und ihren Namen.
    »Und wo wohnt Olga Baxter?«
    »Im Nachbarhaus«, antwortete Millie Springs.
    »Und bei der Synagoge ist etwas Schreckliches passiert, sagen Sie?«
    »Ja.«
    »Was?«
    Millie schwieg entsetzt. Sie wollte es sagen, doch eine harte Faust drückte ihr die Kehle zu, so daß sie keinen Ton hervorbrachte.
    »Hat sich Ihnen beiden ein Mann unsittlich genähert?«
    »Nein.«
    »Wurde Olga Baxter überfallen - vergewaltigt?«
    »Nein, nicht vergewaltigt.«
    »Mädchen, Sie müssen mir sagen, was passiert ist, wenn ich Ihnen helfen soll.«
    »Olga Baxter… Meine Freundin… Sie wurde… Sie wurde ermordet!«
    Der Polizist erschrak.
    »Ist das wahr, was Sie da sagen, Miß Springs? Ist das wirklich wahr?«
    »Ja. Olga wurde ermordet.«
    »Haben Sie das gesehen?«
    »Ja.«
    »Haben Sie den Mörder gesehen?«
    »Ja.«
    »Wie sah er aus.«
    »Grauenvoll.«
    »Damit kann ich nichts anfangen. Sie müssen mir schon mehr sagen.«
    »Es war… Es war eine… Mumie!«
    Der Polizist starrte das Mädchen ungläubig an.
    »Eine Mumie? Was für eine Mumie?«
    »Sie wollte auch mich umbringen. Sie ist hinter mir hergerannt. Sie wollte mich töten. Ich konnte ihr entkommen. Es war schrecklich - so schrecklich!«
    Der Polizist ließ hörbar Dampf ab. Er zweifelte am Verstand dieses Mädchens. Mochte sein, daß ihrer Freundin etwas zugestoßen war. Mochte sein, daß Millie Springs gesehen hatte, wie Olga Baxter ermordet wurde. Das Erlebnis mußte ihren Geist verwirrt haben. Was sie gesehen hatte, war für sie so entsetzlich gewesen, daß sie einfach übergeschnappt war. Eine Mumie! Eine Mumie konnte keinen Mord begehen. Das war ja absurd.
    »Ich schlage vor, wir begeben uns zur Synagoge«, sagte der Polizist seufzend.
    »Nein!« stieß Millie Springs schrill hervor. »Ich gehe da nicht mehr hin. Die Mumie wird mich…«
    »Niemand wird Sie… Wenn Sie mit mir gehen, sind Sie absolut sicher, Miß Springs.«
    »Ich habe Angst«, sagte Millie mit bebenden Lippen.
    »Es kann Ihnen nichts geschehen, Miß Springs. Ich werde Sie beschützen. Kommen Sie.« Millie sträubte sich. »Nun kommen Sie. Bei mir sind Sie wirklich in Sicherheit. Ich habe einen Revolver. Außerdem ist der Mörder sicher schon geflohen.«
    Widerwillig ging Millie mit dem Polizisten mit. Sie gingen denselben Weg, den Millie zuvor in panischer Angst entlanggelaufen war.
    Millie schaute furchtsam und nervös um sich. Mit schlotternden Knien ging sie neben dem Polizisten. Obwohl sie in Begleitung war, kam ihr vor, als wäre ihr Leben immer noch furchtbar stark bedroht.
    Da war die schwarze Silhouette der Synagoge, die in der Dunkelheit aussah wie ein verwunschenes Spukschloß. Millie wagte sich auf einmal nicht weiter. Furchtsam schaute sie nach dem finsteren Gebäude. Ihr Herz klopfte hoch oben im Hals.
    »Was ist?« fragte der Polizist. »Wollen Sie nicht weitergehen?«
    »Nein«, preßte Millie zitternd hervor.
    »Sie müssen mir die Stelle zeigen, Miß Springs.«
    »Bitte, zwingen Sie mich nicht, weiterzugehen. Meine Nerven halten das nicht aus.«
    »Aber ich habe Ihnen doch gesagt…«
    »Ich kann einfach nicht!« schrie Millie den Polizisten verzweifelt an. »Was soll ich denn machen?«
    Gleich wird sie wieder hysterisch, dachte der Polizist.
    »Dann
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