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0004 - Ich entdeckte den Goldmacher

0004 - Ich entdeckte den Goldmacher

Titel: 0004 - Ich entdeckte den Goldmacher
Autoren: Delfried Kaufmann
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ihm, mit dem er seine Ankunft meldete. Seitdem hat sich Fred nicht mehr gemeldet, und ich mache mir beträchtliche Sorgen um ihn.«
    »Schön«, sagte ich und klemmte mir Bowers Berichte unter den Arm. »Sollen wir nach Brasilien fahren?«
    »Wenn Sie glauben, daß er mit seiner Vermutung in südlicher Richtung richtig lag, gewiß.«
    »Wir werden sehen«, sagte ich und klopfte auf die Berichte, die von einem Kollegen verfaßt worden waren, der vielleicht längst nicht mehr lebte.
    ***
    Bowers Schrieb war der Bericht einer der mühseligsten aber saubersten Arbeiten, der mir je unter die Finger gekommen ist. Der gute Fred hatte alles getan, um einen Faden zu finden, an dem er sich bis zur Herkunft der ebenso prächtigen, wie falschen Goldmünzen entlangtasten konnte.
    Als es mit den berufsmäßigen Falschgeldexperten nichts wurde, widmete er sich mühselig der Zunft der Graveure, denn es war ihm eingefallen, daß Leute an der Prägung beteiligt sein müßten, die etwas von der Gravierung der Charakterköpfe von Fürsten, Königen und Kaisern verstanden, die normalerweise Goldstücke zu zieren pflegen. Bower kümmerte sich um alle Graveure, Vorbestrafte und unbeschriebene Blätter. Zum Glück gibt es nicht sehr viele dieser Männer in den Staaten, aber mehrere hundert Personen mußte unser Kollege doch überprüfen. Auf den ersten Blick kam nichts dabei heraus, aber er fand die Namen von drei Männern, die sich nicht mehr in den Staaten aufhielten, sondern, wie ihre zurückgebliebenen Familienangehörigen erklärten, gute Verträge in Brasilien bekommen hatten. Sie überwiesen regelmäßig Geld. Sie schrieben auch. Es schien ihnen gut zu gefallen. Einzig seltsam war der Zeitpunkt ihrer Anwerbung. Er lag gute zehn Monate zurück, so daß, wenn man die Entdeckung des Juweliers in Paris mit dem Auftreten der Falschstücke ungefähr gleichsetzte, man daran denken konnte, diese Männer könnten an der Herstellung beteiligt sein.
    Bower mochte zunächst keinen fest umrissenen Verdacht gespürt haben, wenn er sich auch die Namen der Männer notiert hatte: Lyonei Redborn, Fedor Kaspers, Stanley Boch.
    Dann gelang Fred Bower ein guter Schlag. Während der ganzen Zeit seiner Nachforschungen war er selbstverständlich als Käufer für Goldmünzen aufgetreten. Er ließ laufend durch die Banken, Edelmetallagenten und Juweliere Goldmünzen anbieten, sorgte dafür, daß er sie in die Hand bekam und ließ sie an der Harvard-Universität untersuchen. Waren die Münzen echt, so trat er unter irgendwelchen Gründen vom Kauf zurück. Monatelang bekam er nur echte Stücke in die Hand. Dann lächelte ihm das Glück. Ein Edelmetallagent bot ihm fünfzehn Stücke amerikanischer Golddollars an, die samt und sonders falsch, waren. Bower kaufte, und als er das endgültige Untersuchungsergebnis vorliegen hatte, setzte er sich auf die Spur ihrer Herkunft. Der Edelmetallagent war ein alter Herr, der seit fünfzig Jahren diesem Beruf nachging und über allen Zweifel erhaben schien. Er führte genaue Bücher und konnte Bower sagen, woher er die Stücke bekommen hatte. Unser Kollege geriet an den Vorbesitzer, einem schon etwas dunkleren Händler, der ihm die Adresse des Mannes gab, von dem er gekauft hatte. Zu Bowers Erstaunen entpuppte sich dieser Mann als ein ganz kleiner, biederer Händler, der ein Ladengeschäft in einem Vorort von New York betrieb. Bower setzte ihm zu und bekam aus dem schwitzenden und ängstlichen Mann die Geschichte der Goldstücke heraus. Der Ladenbösitzer, der auf den schlichten Namen Myer hörte, kaufte seinen Kaffee von einem brasilianischen Importeur. Dieser Importeur hatte ihm eines Tages die Münzen anläßlich eines Kaffeegeschäftes zu einem ungewöhnlich günstigen Preis angeboten. Mr. Myer fürchtete zwar, daß es sich hierbei um ein nicht ganz reelles Geschäft handelte, aber mit der Sucht der kleinen Leute, auch einmal einen guten Fang zu tun, war er darauf eingegangen, zunächst in der Absicht, das Gold als Kapitalanlage zu betrachten. Später baute er, brauchte Geld und verkaufte es doch.
    Bower ging zu dem Brasilianer, stellte sich als Freund von Mr. Myer vor, äußerte, daß er auch Gold kaufen möchte und bat um ein Angebot. Der Brasilianer vertröstete ihn, sagte, er würde sich um die Beschaffung bemühen, hielt unseren Kollegen aber immer wieder hin. Schließlich als Bower nicht nachgab, verkaufte er ihm zehn Stücke. Bower raste damit zur Harvard-Universität und erlebte eine bittere Enttäuschung. Die
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