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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde
Autoren: Jean M. Auel
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Viertel der gesamten Erdoberfläche wurde von ihrem unermeßlichen Gewicht erdrückt. Die riesigen Wassermengen, die sie banden, bewirkten, daß der Wasserspiegel der Ozeane sich senkte, die Landmasse sich entsprechend vergrößerte und auch die Umrisse dieser Kontinente sich veränderte. Kein Teil des Erdballs war ihrem Einfluß entzogen, Regenfälle überfluteten die Gebiete um den Äquator, und die Wüsten schrumpften; doch am nachhaltigsten wirkte sich der Einfluß der Eiskappe an ihren Rändern aus.
    Die riesige Eisdecke kühlte die darüberliegende Luft, was zur Folge hatte, daß die Feuchtigkeit darin sich verdichtete und als Schnee herunterkam. Um den Mittelpunkt der Eiskappe setzte sich jedoch Hochdruck durch und schuf eine extrem trockene Kältezone, welche die Schneefälle immer weiter an den Rand drängte. Die Eisränder schoben sich zunehmend nach Süden vor, die Eisdecke selbst war von unglaublicher Einförmigkeit und nahezu zweitausend Meter dick.
    Da der größte Teil des Schnees auf dem Eis herunterging und dafür sorgte, daß die Eisdecke immer größer wurde, war das Land südlich davon trocken – und gefroren. Der ständige Hochdruck über dem Mittelpunkt der Eiskappe ließ ein atmosphärisches Gefälle entstehen, das die extrem kalte Trockenluft in Richtung auf Tiefdruckgebiete fließen ließ; Wind wehte von Norden herunter und kam auf den Steppen niemals zum Stillstand, sondern variierte höchstens in seiner Stärke. Unterwegs riß er das von den Eismassen staubfein zermahlene Felsgestein in die Höhe. In der Luft verdichteten sich diese Staubteilchen zu einer körnigen, lehmartigen Substanz – Löß –, die über Hunderte von Kilometern entfernt niederging und eine viele Fuß dicke Schicht fruchtbaren Bodens bildete.
    Im Winter trieben heulende Winde den spärlichen Schnee über das schwarze, gefrorene Land. Die Erde drehte sich jedoch immer noch um ihre geneigte Achse, und die Jahreszeiten lösten einander immer noch ab. Nur um wenige Grade niedrigere Jahresdurchschnittstemperaturen geben den Anstoß zur Gletscherbildung, und nur wenige heiße Tage wirken sich kaum aus, es sei denn, sie erhöhten die Mittelwerte.
    Im Frühjahr schmolz der wenige im Winter gefallene Schnee, die Eisoberfläche erwärmte sich, Schmelzwasser sickerte aus den Gletschern und rann über die Steppen. Dieses Schmelzwasser weichte den Boden über dem Dauerfrost in der Tiefe genug auf, daß flachwurzelnde Gräser und andere Pflanzen sprießen konnten. In der Mitte des Sommers verdorrte es, ein ganzer Erdteil war von Grasland bedeckt, und dazwischen gab es in Meeresnähe nur verstreut kleinere Wald- und Tundraflächen.
    In den Gebieten, die unmittelbar südlich der Eisränder lagen und wo die Schneedecke nur gering war, lieferte das Gras das ganze Jahr über Futter für Millionen und Abermillionen grasender und von Samen sich ernährender Tiere, die sich an die Eiskälte des Nordens angepaßt hatten – und diese wiederum gaben jenen Raubtieren Nahrung, die sich an jedes Klima anpassen, das ihren Beutetieren Nahrung gibt. Mammuts grasten am Fuß blau-weiß schimmernder, nahezu zweitausend Meter steil in die Höhe ragender Eiswände.
    Wasserläufe, die in der wärmeren Jahreszeit vom Schmelzwasser gespeist wurden, fraßen sich durch die tiefe Lößschicht und oft auch noch durch das Sedimentgestein bis hinunter auf die kristalline Granitplatte, welche das Fundament des Erdteils bildete. Tiefe Schluchten und Flußverengungen waren überall in der offenen Landschaft zu finden, aber Flüsse sorgten für Wasser und Schluchten boten Schutz vor dem Wind. Selbst in den trockenen Lößsteppen gab es grüne Täler.
    Es wurde wärmer, und während ein Tag dem anderen folgte, wurde Ayla des Wanderns müde, wurde sie der Eintönigkeit der Steppen, der unbarmherzig herabscheinenden Sonne und des unablässig wehenden Windes überdrüssig. Ihre Haut wurde hart, sprang auf und pellte sich. Ihre Lippen waren aufgesprungen, die Augen entzündet, und im Hals hatte sie ständig Sand. Gelegentlich stieß sie auf ein Flußtal, das grüner und bewaldeter war als die Steppen, doch nichts reizte sie zum Verweilen, und keines ließ eine Spur von Menschenleben erkennen.
    Der Winter beherrschte das Land auch jetzt. Nicht einmal an den heißesten Sommertagen konnte sie die durch Mark und Bein gehende Gletscherkälte vergessen. Sie mußte sich Nahrungsvorräte anlegen und daran denken, irgendwo Schutz zu suchen, um die lange, entbehrungsreiche
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