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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde
Autoren: Jean M. Auel
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Plötzlich spürte sie, wie der Baumstamm mit einem Ruck auf Grund lief und dann liegenblieb.
Ayla war unfähig, sich zu rühren. Halb im Wasser liegend, klammerte sie sich immer noch an den Zweigstümpfen fest. Eine Welle hob den Baumstamm von den schartigen Felsen herunter, und panisches Entsetzen ergriff die junge Frau. Sie zwang sich auf die Knie und schob den geschundenen Baumstamm auf den Sand. Dann fiel sie zurück in Wasser.
Aber sie konnte nicht lange ruhen. Am ganzen Leibe zitternd zwang sie sich, die felsige Landzunge hinaufzukriechen. Mit fliegenden Händen versuchte sie die Knoten des Schlinggewächses zu lösen; als sie das geschafft hatte, schleifte sie ihr Bündel hinauf auf den Strand. Der Lederriemen war noch schwieriger zu lösen. Die Hände zitterten ihr.
Die Vorsehung half. An einer schwachen Stelle riß der Riemen. Sie zerrte ihn los, stieß die Kiepe beiseite, kroch auf das Bärenfell und wickelte sich hinein. Als sie endlich aufhörte zu zittern, war die junge Frau schon längst eingeschlafen.
    Nach der gefährlichen Flußüberquerung wandte Ayla sich in leicht westlicher Richtung gen Norden. Die Sommertage wurden wärmer, und sie suchte die offenen Steppe nach irgend welchen Zeichen menschlichen Lebens ab. Die Blüten der Kräuter, die den kurzen Frühling mit Farben erfüllt hatten, verblaßten, und das Gras wuchs fast hüfthoch.
    Zu ihrer sonstigen Nahrung kamen jetzt auch noch Luzerne und Klee, und sie freute sich über die stärkehaltigen, leicht süßlich schmeckenden Erdnüsse, an die sie herankam, indem sie die wuchernden Oberflächenranken bis zur Wurzel zurückverfolgte. Die Bärenschoten mit der Reihe ovaler grüner und eßbarer Samen darin schwollen an; auch die Wurzeln dieser Pflanze konnte sie essen, und sie hatte keine Schwierigkeit, zwischen ihr und ihren giftigen Verwandten zu unterscheiden. Als die Reifezeit für die Knospen der Taglilien vorüber war, waren ihre Wurzeln immer noch zart. Einige frühreife Arten niedrigwachsender Beerensträucher zeigten durch die rote und schwarze Färbung der Früchte ihre Reife an, und außerdem gab es immer ein paar junge Blätter von Fuchsschwanz, Senf und Brennesseln, um ihren Hunger zu stillen.
    An Zielen für ihre Schleuder mangelte es nicht. Pfeifhasen, Präriehunde, Wüstenspringmäuse und verschiedene Hasenarten – grau-braun jetzt und nicht mehr im weißen Winterfell – bevölkerten die Ebenen, und gelegentlich lief ihr sogar ein allesfressender, mäusevertilgender Riesenhamster über den Weg. Tieffliegende Wald- und Schneehühner waren ein besonderer Leckerbissen für sie, obgleich Ayla sich niemals an einem Schneehuhn gütlich tun konnte, ohne daran zu denken, daß die fetten Vögel mit den gefiederten Füßen Crebs Lieblingsspeise gewesen waren.
    Doch das waren nur die kleineren Tiere, die es sich an der sommerlichen Fülle wohl sein ließen. Sie sichtete auch Hochwildherden – Rentiere, Rotwild und Riesenhirsche mit ihren gewaltigen Geweihen; gedrungene Steppenpferde, Esel und Onager, die beiden den Pferden ähnlich waren; mächtige Wisente oder auch kleinere Gruppen von Steppenantilopen kreuzten ihren Weg. Die Herde rötlich-brauner Wildrinder, deren Bullen bis zum Widerrist sechs Fuß maßen, graste mit den Frühlingskälbern, die noch an den ausladenden Eutern der Kühe saugten. Der Gedanke an das zarte Fleisch von Kälbern, die noch vom Muttertier gesäugt wurden, ließ Ayla das Wasser im Mund zusammenlaufen, doch mit ihrer Schleuder konnte sie nichts gegen die großen Auerochsen ausrichten. Sie begegnete wollhaarigen Mammuts auf ihrer Wanderschaft, und einmal sah sie sogar, wie eine Herde von Moschusochsen einen Ring um ihre Jungtiere bildete und einem Rudel angriffslustiger Wölfe die Stirn bot. Einer Familie der leicht reizbaren Wollhaarnashörner ging sie gleich aus dem Weg. Brouds Totem, erinnerte sie sich – wie passend!
    Als die junge Frau immer weiter in den Norden kam, fiel ihr auf, daß die Landschaft sich veränderte. Sie wurde trockener und öder. Sie hatte die unregelmäßig verlaufende nördliche Grenze der feuchten, im Winter schneebedeckten Festlandssteppen erreicht. Jetzt kamen die trockenen Lößsteppen, die sich bis unmittelbar an die steilaufragenden Wände der nördlichen Eiskappe erstreckten und die es nur während der Eiszeit gab.
    Gletscher – massive übereinandergelagerte Eisschichten, die sich über den gesamten Kontinent erstreckten – hüllten die nördliche Hemisphäre ein. Fast ein
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