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Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Titel: Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)
Autoren: Solomon Northup
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dieser Stadt wurden wir entladen und durch die Straßen zu einem Sklavenstall getrieben, der einem Mr. Goodin gehörte und zwischen dem Bahnhof und dem Fluss lag. Der Stall war dem in Washington sehr ähnlich, nur etwas größer; und an den gegenüberliegenden Ecken des Hofs standen zwei kleine Häuser. Diese Häuser waren für gewöhnlich Bestandteil dieser Sklavenhöfe und dienten zur Untersuchung der menschlichen Ware durch die Käufer. Jeder sollte wissen, was er da erwarb. Hatte ein Sklave entscheidende Mängel, minderte das seinen Wert erheblich, genau wie bei einem Pferd.  Da es keinerlei Gewährleistung gab war dem Sklavenhalter eine genaue Untersuchung von größter Wichtigkeit.
     
    Wir wurden an der Tür von Goodins Hofs vom Eigentümer in persona erwartet – ein kleiner, fetter Mann mit einem runden, plumpen Gesicht, schwarzem Haar, einem Backenbart und einer Ausstrahlung die fast so dunkel war wie einige seiner Neger. Er hatte einen durchdringenden, strengen Blick und muss wohl an die fünfzig Jahre alt gewesen sein. Burch und er begrüßten sich sehr herzlich. Offensichtlich waren sie alte Freunde. Während sie sich die Hände schüttelten bemerkte Burch, dass er in Gesellschaft war und wollte wissen, wann die Brigg wieder ausliefe. Goodin antwortete, dass dieser Termin morgen um etwa diese Zeit wäre, drehte sich zu mir, nahm mich beim Arm und drehte mich ein Stück. Dann schaute er mich taxierend an -  ganz jemand, der sich selbst für einen guten Sachverständigen für Waren dieser Art hielt und als ob er schon kalkulierte, wie viel ich wohl einbringen würde.
     
    "Na, Junge, wo kommst du denn her?" Ich vergaß kurz, wo ich war und antwortete, "Aus New York."
     
    "New York! Hölle! Was hast du da oben gemacht?", fragte er erstaunt.
     
    Ich beobachtete wie mich Burch in diesem Moment mit einer wütenden Miene, die nicht schwer zu verstehen war, anschaute. Ich beeilte mich zu sagen, "Oh, ich war nur kurz dort oben." Damit wollte ich ihm bedeuten, dass ich zwar so weit gereist war, aber keinesfalls aus diesem oder irgendeinem anderen freien Staat käme.
     
    Dann wandte sich Goodin Clem zu, daraufhin Eliza und den Kindern. Diese untersuchte er einzeln und stellte immer wieder Fragen. Wie jeder, der dieses bezaubernde Kind sah, war auch er sehr angetan von Emily. Sie war nicht mehr so hübsch, wie beim ersten Anblick; ihr Haar war zerzaust, aber selbst durch diesen ungekämmten Haarwuschel konnte man immer noch ihr kleines, zuckersüßes Gesicht erkennen. "Zusammen seid ihr ein netter Haufen – ein teuflisch guter Haufen", sagte er und unterstützte diese These mit so manchem Wort, das nicht unbedingt in einem christlichen Wörterbuch zu finden ist. Daraufhin durften wir in den Hof. Eine ganze Menge Sklaven,  so an die dreißig würde ich sagen, liefen dort umher oder saßen auf Bänken unter dem Dach des Schuppens. Sie waren samt und sonders sauber gekleidet -  die Männer mit Hüten, die Frauen mit Tüchern, die um ihren Kopf gewickelt waren.
     
    Nachdem Burch und Goodin uns allein gelassen hatten, gingen sie die Treppe am hinteren Teil des Hauptgebäudes hoch und setzten sich auf die Türschwelle. Sie vertieften sich in ein Gespräch, dessen Inhalt ich nicht hören konnte. Bald kam Burch wieder runter in den Hof, machte mich los und führte mich in eines der kleinen Häuser.
     
    "Du hast diesem Mann erzählt, dass du aus New York kommst", sagte er.
     
    "Ich antwortete: "Ich habe gesagt, dass ich dort oben war, sicher, aber ich habe ihm nicht gesagt, dass ich dort hin gehörte oder dass ich ein freier Mann war. Ich wollte Ihnen nicht schaden, Master Burch, ich hätte das nicht gesagt, wenn ich vorher nachgedacht hätte."
     
    Für einen Moment schaute er mich an, als ob er mich auf der Stelle verspeisen wollte, drehte sich um und verschwand. Nach wenigen Minuten war er zurück. "Wenn ich dich jemals auch nur ein Wort über New York oder deine Freiheit sagen höre werde ich dein Tod sein – ich werde dich umbringen, darauf kannst du dich verlassen", stieß er scharf hervor.
     
    Ich zweifle nicht im Geringsten daran, dass er zu diesem Zeitpunkt besser als ich über die Gefahr und die damit verbundene Bestrafung, einen freien Mann in die Sklaverei zu verkaufen, Bescheid wusste. Er musste sicherstellen, dass ich meinen Mund hielt über das Verbrechen, das er im Begriff war zu begehen. Natürlich wäre mein Leben keinen Pfifferling mehr wert gewesen wenn ein Notfall dieses Opfer erfordert
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