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Zwischen uns (German Edition)

Zwischen uns (German Edition)

Titel: Zwischen uns (German Edition)
Autoren: Megan Hart
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und trank, den Blick auf mich gerichtet. Wieder leckte sie sich über die Lippen.
    „Ich habe ein Mädchen geküsst“, sagte sie.
    „Und, lass mich raten: Es hat dir gefallen?“ Ich trank einen Schluck heißen Tee.
    Sie zuckte die Schultern. „Es war okay. Viel ist eigentlich auch gar nicht passiert. Es war während der College-Zeit. Wir haben nur so ein bisschen herumgealbert.“
    „Um zu sehen, wie es ist“, kam ich ihr zu Hilfe. Ich hatte diese Geschichte schon viel zu oft gehört.
    „Na klar. Das machen ja viele. Du auch?“, sagte sie.
    „Manchmal.“ Ich fand das nicht besonders außergewöhnlich, und sie offensichtlich auch nicht, da sie es ja schon wusste und anscheinend eine andere Geschichte aus mir herauszukitzeln versuchte.
    „Und es hat dir gefallen.“
    „Nun … natürlich.“ Ich lachte. „Ich würde es nicht tun, wenn es mir nicht gefallen würde.“
    „Siehst du? Das meine ich. Du machst, wozu du Lust hast, was dich anmacht.“ Meredith hielt kurz inne. „Das bewundere ich an dir. Darum beneide ich dich sogar.“
    Als ob es irgendetwas an mir gäbe, um das sie mich beneiden könnte - ein Mädel, das in einem Café arbeitete, ein abgewracktes Auto fuhr, noch nicht mal eine eigene Wohnung hatte. Abgesehen davon war es Lichtjahre her, seit ich jemanden geküsst hatte, egal ob Mann oder Frau.
    „Du bist niemandem Rechenschaft schuldig. Du bist dein eigener Boss“, sagte Meredith.
    „Sag das mal Joy.“
    „Ach komm, Tesla. Ich sehe es in deinen Augen. Du hast gute Geschichten zu erzählen.“
    Ich lachte. Man konnte ihr einfach nicht widerstehen. Ich hatte sie dabei beobachtet, wie sie ihre Waffen einsetzte, ob bei den anderen Gästen oder bei einem Polizisten, der ihr einen Strafzettel verpassen wollte. Selbst Joy hatte Meredith in ihr Herz geschlossen - auch wenn sie danach immer so tat, als würde ihr ihre Freundlichkeit auf die Nerven gehen, und stundenlang noch unmöglicher war als sonst, so als müsste sie sich von jeder Spur an Liebenswürdigkeit wieder reinwaschen.
    „Ich hab mal mit zwei Brüdern gevögelt. Zwillinge.“ Ich sagte das nicht selbstgefällig oder voller Stolz, auch wenn ich daran, wie Merediths Augen größer wurden, erkannte, dass sie beeindruckt war.
    „Gleichzeitig?“
    Ich zögerte eine Millisekunde. Sie hatte nach der verrücktesten, wildesten Sache gefragt, und auch wenn ich persönlich nicht glaubte, dass irgendetwas, das ich getan hatte, als verrückt durchgehen würde, so hatte Meredith da eindeutig ihre eigene Messlatte. Nun, die hatten die meisten Leute. „Ja.“
    Sie atmete tief und langsam aus. „Wow.“
    „Es war nicht -“, begann ich, aber sie hob die Hand. Ich verstummte.
    „Erzähl mir davon.“
    Ich hatte noch nie irgendjemandem davon erzählt. Warum sollte ich das jetzt tun?
    Weil sie etwas Besonderes war.
    „Erzähl schon“, drängte Meredith mich.
    Also tat ich es.

2. KAPITEL
    Chase und Chance Murphy waren noch nie voneinander getrennt gewesen. Ich war neu in der Gegend, während alle anderen sich schon seit der Mittelstufe kannten, manche sogar schon seit dem Kindergarten. Die Mütter der beiden Jungen, Mrs Eugene Murphy - falls sie einen Vornamen hatte, und das musste sie, benutzte ihn niemand - war so etwas wie eine Urgewalt in der Schule, wo ihre Söhne beide zur ersten Riege in den Basketball- und Football-Mannschaften gehörten. „Die Zwillinge“, nannte sie sie. Sie machte eine Einheit aus ihnen, betrachtete sie nicht als Individuen.
    Vielleicht war es deshalb so leicht für mich, sie beide gleichzeitig zu vögeln, oder besser ausgedrückt, war es für sie beide so leicht, mich gleichzeitig zu vögeln. Sie waren gut darin, etwas zu teilen. Ich wette, das war nicht unbedingt, was ihre Mutter sich für sie vorgestellt hatte. Aber ich bin mir auch ziemlich sicher, dass Mama Murphy überhaupt nicht an die kommenden Jahre gedacht hatte, wenn den Zwillingen Haare am Kinn wuchsen - und an den Eiern.
    Wir gingen alle schon in die Oberstufe. Ich, die Neue an der Schule, befand mich noch in der Eingewöhnungsphase. Chase und Chance waren ziemlich beliebt, obwohl ihre Mutter so eine berühmte Nervensäge war. Sie waren groß, schlaksig, athletisch. Sie sahen vollkommen gleich aus, obwohl sie sich zu dem Zeitpunkt schon nicht mehr gleich anzogen. Später entdeckte ich, dass ich sie daran unterscheiden konnte, in welche Richtung ihr Schwanz leicht gekrümmt war. Der eine zur Linken, der andere zur Rechten. Spiegelverkehrt. Sie waren
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