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Zwischen uns die Zeit (German Edition)

Zwischen uns die Zeit (German Edition)

Titel: Zwischen uns die Zeit (German Edition)
Autoren: Tamara Ireland Stone
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Moment verletzt. Aber dann lächelt sie plötzlich, nimmt mein Gesicht in beide Hände, drückt mir mit ihren weichen Handschuhen die Wangen zusammen und sieht mich mit reumütigem Welpenblick an. » Ich habe totale Scheiße gebaut, aber sei bitte, bitte nicht mehr böse auf mich. Das ertrage ich einfach nicht.«
    Ich seufze. » Ich hasse dich«, nuschle ich, auch wenn es kaum zu verstehen ist, weil sie mir immer noch die Backen zusammenquetscht.
    » Ich weiß, dass du mich hasst. Aber ein ganz kleines bisschen liebst du mich doch auch, oder?«
    Gegen meinen Willen muss ich grinsen, wodurch mein Gesicht zwischen ihren Händen wahrscheinlich noch zerknautschter aussieht. Sie gibt mich wieder frei und wir brechen beide in Lachen aus.
    » Wehe du bringst mich noch mal in eine so grauenhaft peinliche Situation«, warne ich sie streng, als wir uns wieder beruhigt haben.
    Sie strahlt mich an und hebt feierlich die Hand zum Schwur. » Nie wieder. Großes Indianerehrenwort!« Dann umarmt sie mich und küsst mich auf meine brennenden Wangen, die bestimmt knallrot angelaufen sind. » Können wir uns jetzt endlich ins Auto setzen, bevor wir hier festfrieren?«
    Sie zieht mich an der Hand zum Saab und öffnet mir mit einer galanter Geste die Tür, bevor sie selbst einsteigt.
    » Wie wäre es mit einem Kaffee?«, fragt sie.
    » Ich kann nicht«, sage ich. » Heute ist Dienstag.«
    » Ach ja, stimmt. Das heilige Familien-Abendmahl.« Als sie sich in den Verkehr eingefädelt hat, rechne ich eigentlich damit, dass sie wie sonst auch die Anlage anmacht, aber stattdessen wirft sie mir einen Blick von der Seite zu und fragt: » Glaubst du immer noch, dass der Neue der Typ war, der dich beim Laufen beobachtet hat?«
    Ich seufze. » Keine Ahnung.« Eigentlich würde ich ihr gern von der Sache mit dem Bleistift erzählen, entscheide mich dann aber dagegen. Für jemanden, der Bennett sowieso schon für einen Stalker hält, klingt das vielleicht eher beängstigend als charmant. Sollte ich es auch beängstigend finden? Ich fasse mir instinktiv an den Hinterkopf, als mir einfällt, dass ich ja meine Baseballkappe aufhabe und der Stift in meinem Rucksack liegt.
    » Willst du meine Meinung hören?«, fragt Emma.
    » Habe ich denn eine Wahl?«
    » Nein. Sei vorsichtig mit ihm, okay? Ich weiß nicht, was es ist, aber irgendwas an ihm… ist komisch.«
    » Er hat gesagt, dass er noch nicht einmal weiß, wo das Stadion ist. Wahrscheinlich war er wirklich nie dort.« Mir ist selbst nicht klar, warum ich ihn so in Schutz nehme, zumal ich mir inzwischen ganz sicher bin, dass ich ihn wiedererkannt habe.
    » Und was sagst du dazu, wie er auf deinen Namen reagiert hat?«
    Obwohl ich zugeben muss, dass seine Reaktion seltsam war, zucke ich nur mit den Achseln.
    » Okay, jetzt weiß ich, was los ist.« Emma lacht. » Du stehst auf ihn.«
    » Ich kenne ihn doch gar nicht.«
    » Als ob man jemanden kennen müsste, um auf ihn zu stehen.«
    Ich setze eine betont gleichgültige Miene auf. » Ich bin bloß… neugierig, nichts weiter.« Aber das ist gelogen. Der Blick seiner strahlend blauen Augen geht mir einfach nicht mehr aus dem Kopf.
    Wir sind mittlerweile in unserem Viertel angelangt und Emma hält kurz darauf vor unserem Haus. » Gott, bin ich froh, dass wir uns wieder vertragen.« Sie lächelt mich erleichtert an. » Ich habe dich heute Morgen schwer vermisst, Darling.«
    » Ich dich doch auch.« Ich küsse sie zum Abschied auf die Wange, steige aus und winke ihr nach, als sie aus der Einfahrt setzt und grauen Schneematsch aufwirbelnd davonfährt.
    ***
    Als ich die Haustür aufschließe, schallt mir Pavarottis Tenorstimme entgegen und aus der Küche weht ein köstlicher Duft nach angebratenen Zwiebeln, der mir sofort das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt.
    » Hallo, Schatz!« Mom dreht sich kurz lächelnd nach mir um, konzentriert sich dann aber wieder sofort auf die Zubereitung ihrer berühmten Lasagnesoße. Sie trägt eine schwarze Kochschürze über ihrem Krankenschwesterkittel und hat ihre dunklen Locken mit einer Spange hochgesteckt, aus der sich ein paar vorwitzige Strähnen gelöst haben, die ihr Gesicht weich umrahmen. Während sie Tomaten würfelt, summt sie die Melodie der italienischen Opernarie mit. » Kannst du den Mozarella schneiden?« Sie deutet mit dem Messer auf die beiden feucht glänzenden Käsebälle, die auf einem Brett bereitliegen.
    Ich hänge meine Jacke auf, wasche mir die Hände und mache mich anschließend an die Arbeit.
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