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Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Titel: Zwischen Olivenhainen (German Edition)
Autoren: Lisa Wirthl
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brannte unbarmherzig vom makellos blauen Himmel auf die Autobahn und die einsame, felsige Gegend herab.
    „Ich weiß“, sagte Leslie und blickte wieder nach draußen.
    Sie würden noch ungefähr 30 Kilometer fahren müssen, bis sie Palermo erreichten, denn der Falcone Borsellino Flughafen lag außerhalb auf dem Land nahe der Küste.
    Die Fahrt zog sich in die Länge, aber nach einiger Zeit konnte Leslie die Städte sehen, die am Rand der Straße vorbeizogen, und wechselten sich mit blühenden Büschen und riesigen Werbeplakaten ab. Hohe, felsige Berge zogen an ihnen vorbei Eine Zeit lang konnte Leslie zu ihrer Linken das Meer sehen, aber schon bevor sie die Stadt erreichten, verschwand es aus ihrem Sichtfeld.
    Der dichte Verkehr, der sie in Palermo empfing, überraschte Leslie, denn in Oban waren die Straßen meistens so gut wie leer gewesen, und geriet an einer Ampel, die sowieso niemand beachtete, nur stockend ins Rollen. Mr. Gosettis Kollege am Steuer fluchte irgendetwas auf Italienisch, worauf Mr. Gosetti, der neben ihm saß, nur höflich lächelte und sich dann wieder dem Display seines Handys widmete.
    Melissa verdrehte die Augen. Sie hatte so gut wie kein Wort mit ihrem Vater gewechselt, seit sie in Edinburgh losgeflogen waren. Sie tat Leslie leid.
    „Wann sind wir denn da?“, fragte Anne Melissa, doch diese zuckte die Schultern.
    „Bei dem Berufsverkehr …“, sagte sie, „keine Ahnung.“
    Der Wagen hielt direkt vor dem Grand Hotel, einem großen, hellen Gebäude, das direkt an der Straße stand. Im Zentrum von Palermo. Und so sah es auch aus. Zahlreiche Menschen eilten auf dem Gehweg am Eingang des Hotels vorbei, auf der Straße bahnten sich die Autos und Vespas wild hupend ihren Weg.
    Die Hitze, die Leslie entgegenschlug, als sie die Wagentür öffnete, war extrem. Mit einem Mal kam sie sich vor, als befände sie sich in der Sauna. Sogleich trat ihr der Schweiß aus allen Poren, sie brauchte ein wenig, um sich an die Temperatur zu gewöhnen.
    „Himmel, ist das hier heiß!“, stöhnte Anne, die gleich nach Leslie aus dem Auto geklettert war. Sie stützte sich an der Tür ab, zuckte aber im selben Moment mit einem leisen Aufschrei zurück und rieb sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den linken Ellenbogen.
    „Verflucht, das protzige Teil ist so heiß wie eine Herdplatte“, ächzte sie und begutachtete missbilligend ihren schmerzenden Arm. „Aua“, maulte sie und bekam nicht mit, wie Leslie, Melissa und Mr. Gosetti ihr Gepäck aus dem Kofferraum holten. „Jetzt weiß ich auch, warum der Typ bei der Hitze Handschuhe trägt“, sagte sie und nickte mit dem Kopf in Richtung Mr. Gosettis Kollegen.
    „Hier“, sagte Leslie und schob ihrer Freundin ihre große, lila Reisetasche zu.
    „Danke“, murmelte Anne, war aber immer noch damit beschäftigt, an ihrem Arm herumzudrücken. Sie blieb einige Schritte hinter Leslie und Melissa zurück, die Mr. Gosetti schon ins Hotel folgten.
    Den schnittigen, schwarzen Maserati, der gleich hinter dem Auto von Mr. Gosettis Kollegen hielt, bemerkte Anne nicht, nur Leslie beschlich das Gefühl beobachtet zu werden.
    Sie schaute sich nicht um, schloss die Finger fester um den Griff ihres Koffers und folgte den anderen mit schnellen Schritten in die Lobby des Hotels.
    Ihr Zimmer war protzig, fand Leslie. Verdammt protzig. Die große, typisch italienisch, ein wenig urig eingerichtete Suite lag im Nordflügel des Hotels. Von den breiten, halbrunden Fenstern konnte man direkt auf die dicht befahrene Straße schauen, den Gehweg, auf dem Passanten entlang eilten, und die Bäume, die in einigen Abständen am Rande der Straße wuchsen, sehen und die gegenüberliegenden Häuser schienen zum Greifen nahe zu sein.
    Anne hatte sich auf das breite Doppelbett, das sie sich mit Leslie teilen würde, geworfen und grinste ihr zu.
    „Sieh dir das an!“, rief sie und hielt ein Stückchen Schokolade, eingewickelt in edles Silberpapier, hoch. „Ein Betthupferl! Cool“, jauchzte sie, wickelte es aus, ließ das Papier achtlos auf den Boden segeln und schob sich die Schokolade in den Mund. Sie grinste selig und wippte mit den Füßen auf und ab. „Cool“, flüsterte sie immer wieder vor sich hin, während sie die gesamte Suite bis ins kleinste Detail unter Begutachtung nahm.
    „Na, hab’ ich euch zu viel versprochen?“, fragte Melissa und trat an den Rand von Annes und Leslies Bett, um Anne gehörig durchzukitzeln, als würden sie sich schon ewig kennen. Kichernd und japsend
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