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Zwischen Macht und Verlangen

Zwischen Macht und Verlangen

Titel: Zwischen Macht und Verlangen
Autoren: Nora Roberts
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Ruhig fuhr Alan fort: „Du hast wegen meiner politischen Tätigkeit Bedenken. Ich verstehe das, wenn auch vielleicht nicht ganz, aber ich bemühe mich, es zu verstehen. In dieser Sache müssen wir uns von jetzt an gegenseitig helfen.“ Er nahm ihre Hände und fühlte, wie verkrampft Shelby war. „Gemeinsam schaffen wir es, Shelby.“
    Shelby starrte ihn schweigend an. Sie ahnte, was er ihr weiter zu sagen hatte.
    „Man hat mich gefragt, ob ich für die Präsidentschaftskandidatur zur Verfügung stehe, und ich muss mich entscheiden. So etwas kommt nicht von heute auf morgen, aber meine Leute treffen schon Vorbereitungen dafür.“
    Nach einer Pause holte sie tief Luft und nahm all ihre Kraft zusammen. „Wenn es dir um meine Meinung geht, Alan, dann sollst du sie hören“, sagte sie ruhig. „Überleg es dir nicht, tu es! Sag ja zu deinen Parteifreunden, Alan, es ist deine Bestimmung.“ Shelby wusste, dass ihre Worte der Wahrheit entsprachen, auch wenn sie ihr wehtaten. „Dir geht es nicht um Macht oder politische Ambitionen. Du bist dir der Härte und der furchtbaren Verantwortung, die ein solch hohes Amt mit sich bringt, voll bewusst.“ Shelby hatte sich erhoben und lief im Zimmer auf und ab. Sie steckte die Rose so ungestüm in eine Vase, dass der Stiel beinahe durchbrach. „Es gibt so etwas wie Schicksal“, sagte sie leise.
    „Vielleicht!“ Alan beobachtete, wie Shelby von ihren Gefühlen getrieben wurde. „Du bist dir aber auch darüber klar, Shelby, dass meine Zustimmung viel mehr bedeutet als eine simple Unterschrift. Der Weg wird steinig werden, ein heißer Wahlkampf steht uns bevor. Dabei brauche ich dich an meiner Seite.“
    Shelby blieb stehen, zog ihre Schultern zusammen und drehte Alan kurz den Rücken zu. Als sie glaubte, ihr Gleichgewicht wieder gefunden zu haben, wandte sie sich wieder um. „Ich kann dich nicht heiraten, Alan.“
    Etwas blitzte in seinen Augen auf – Wut oder Schmerz –, sie vermochte es nicht zu sagen. Aber seine Stimme war beherrscht, als er fragte: „Warum nicht?“
    Shelby musste schluckten, die Kehle war ihr wie ausgetrocknet. „Du solltest auch jetzt logisch bleiben! Ich bin keine politisch geschulte Gastgeberin, bin weder diploma tisch noch kann ich organisieren. Und all das würde dir an mir fehlen.“
    „Ich brauche eine Frau, Shelby“, erwiderte er ruhig, „keinen Stab.“
    „Zum Teufel, Alan, ich wäre unnütz, schlimmer als unnütz.“ Shelby nahm ihre Wanderung durch das Zimmer wieder auf. „Wenn ich versuchen musste, mich immerfort anzupassen, würde ich verrückt. Mir fehlt die Geduld für Schönheitssalons, Frisöre und Sekretärinnen. Ich kann unmöglich vierundzwanzig Stunden nacheinander taktvoll sein! Was wäre ich für eine schlechte First Lady, wenn ich die meiste Zeit nicht einmal eine Lady bin?“ fuhr sie auf. „Und verdammt, Alan, du wirst gewinnen, daran gibt es keinen Zweifel. Und ich finde mich im Weißen Haus wieder, wo ich vor Eleganz und Protokoll ersticken werde.“
    Alan wartete, bis Shelby ausgesprochen hatte. „Willst du damit sagen, dass du mich heiraten würdest, wenn ich nicht kandidiere?“
    Sie fuhr herum, ihre Augen schimmerten von Tränen, die ganze Qual stand in ihnen. „Tu mir das nicht an! Du würdest mich hassen. Es darf keine Wahl zwischen deiner Bestimmung und mir geben, Alan.“
    „Aber eine Wahl zwischen dem, was du bist und mir“, entgegnete er. Der ganze unterdrückte Ärger brach aus ihm heraus. Er sprang vom Sofa auf und ergriff She lbys Arme. Dieser Wutausbruch überwältigte sie. Sie wusste, dass Alan zu dieser Stimmung fähig sein konnte, hatte bereits Anzeichen dafür erkannt. Trotzdem kam sie sich hilflos vor. „Du kannst wählen, mich mit einem einfachen Nein aus deinem Leben zu streichen, aber du kannst es nicht erwarten, dass ich das akzeptiere, denn du liebst mich, das weiß ich. Wofür zum Teufel also hältst du mich eigentlich?“
    „Es ist keine Frage der Wahl“, erwiderte Shelby leidenschaftlich. „Ich kann nicht anders. Ich wäre nicht richtig für dich, Alan. Du musst das einsehen.“
    Alan schüttelte Shelby so heftig, dass ihr Kopf zurückflog. „Lüg mich nicht an! Und spar dir deine Ausflüchte! Wenn du mir tatsächlich den Rücken kehren willst, dann sei wenigstens ehrlich.“
    Shelbys Knie gaben so plötzlich nach, dass sie gefallen wäre, hätte Alan sie nicht festgehalten. „Ich könnte es nicht ertragen.“ Tränen traten ihr in die Augen, rollten die Wan gen hinunter.
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