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Zwischen Macht und Verlangen

Zwischen Macht und Verlangen

Titel: Zwischen Macht und Verlangen
Autoren: Nora Roberts
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„und noch viel weniger heiraten.“
    Grant erhob sich, nahm den Kaffeetopf vom Ofen und schenkte nach. Langsam setzte er sich wieder und schob ihr die Milchdose hin. „Und warum nicht?“
    „Weil ich es nicht noch einmal ertragen kann.“
    „Was meinst du damit?“
    Sie blitzte ihn an, ihre Tränen waren verschwunden. „Oh, verdammt, Grant, komm mir nicht damit!“
    Zufrieden über Shelbys Reaktion rührte Grant in seinem Becher. Es war ihm wesentlich lieber, dass Shelby ihn anfuhr, als dass sie weinte. „Ich habe gehört, dass der Senator früher oder später an die Spitze drängen mochte. Womöglich schon bald.“
    „Deine Information stimmt – wie üblich.“
    „Und es würde dir nicht gefallen, deine Kleider in der ‚Vogue‘ wieder zu finden, Shelby?“
    „Dein Humor war schon immer seltsam, Grant.“
    „Danke.“
    Ärgerlich schob sie den Teller zurück. „Ich will einfach keinen Senator lieben.“
    „Tust du das denn?“ fragte er ruhig. „Oder bist du in den Mann nur verliebt?“
    „Das ist das Gleiche.“
    „Nein, ist es nicht. Du weißt das am allerbesten.“ Grant holte sich ein Stück kalten Schinken von Shelbys Teller.
    „Ich kann es nicht wagen!“ rief sie erregt. „Ich kann es einfach nicht. Er wird gewinnen, Grant, wenn er lange genug lebt. Mit dieser Möglichkeit aber kann ich nicht existieren.“
    „Du und deine Möglichkeiten“, konterte er. „Lass uns das Ganze durchgehen. Erstens: Liebst du ihn?“
    „Ja, ja – ich liebe ihn. Zum Teufel, das sagte ich dir doch eben schon.“
    „Wie viel bedeutet er dir?“
    Shelby fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. „Alles!“
    „Dann, wenn er als Präsident kandidiert, und ihm geschieht etwas …“ Grant machte eine Pause, als aus Shelbys Gesicht alle Farbe wich. „Würde das für dich weniger schmerzhaft sein, wenn du seinen Ring nicht trügest?“
    „Nein.“ Shelby legte die Hände vor den Mund. „Hör auf, Grant!“
    „Du musst lernen, damit umzugehen“, sagte er hart. „Wir tragen es lange genug in uns herum. Ich bin auch dabei gewesen, und ich habe es nicht vergessen. Willst du dich vor dem Leben verkriechen, weil damals vor fünfzehn Jahren etwas geschehen ist?“
    „Was tust denn du anderes hier?“ forderte sie ihn heraus.
    Volltreffer, dachte Grant, ließ sich jedoch nichts anmerken. „Um meine Person geht es jetzt nicht, Shelby. Und es gäbe noch eine andere Möglichkeit. Vielleicht liebt er dich so sehr, dass er um deinetwillen seine Pläne ändert…“
    „Das würde ich mir nie verzeihen!“
    „Genau. Nun die letzte Möglichkeit.“ Grant griff nach Shelbys zierlicher Hand. „Angenommen, er kandidiert und gewinnt, wird gesund und munter uralt, schreibt seine Memoiren, reist als Botschafter des guten Willens durch die Weit oder spielt Halma auf der Sonnenterrasse. Du würdest mit Sicherheit verdammt ärgerlich sein, dass er fünfzig Jahre ohne dich verbracht hat.“
    Sie seufzte tief. „Ja, aber …“
    „Die Aber hatten wir schon“; unterbrach Grant. „Natürlich, es gibt noch einige Millionen Möglichkeiten außerdem. Er könnte zum Beispiel überfahren werden, oder du rennst in ein Auto. Er kann die Wahl verlieren und wird Missionar, oder er wird Nachrichtensprecher im Fernsehen.“
    „Schon gut!“ Shelby senkte ihre Stirn auf die verschränkten Hände. „Keiner schafft es besser, mir zu zeigen, welch große Idiotin ich bin, als du.“
    „Eines meiner unwichtigeren Talente. Hör mal, geh jetzt am Strand spazieren, um einen klaren Kopf zu bekommen. Wenn du wieder da bist, iss etwas, dann schlafe etwa zwölf Stunden, denn du siehst miserabel aus.“ Er legte eine Pause ein, bis Shelby aufsah und wehmütig lächelte, „Dann fahr zurück nach Hause. Ich muss nämlich arbeiten.“
    „Ich liebe dich, du Unhold!“
    „O ja?“ Er verzog sein Gesicht zu einem Lächeln. „Ich dich auch.“
    Das Haus war schrecklich leer und viel zu ruhig. Aber wohin sollte er gehen? Nach der Auseinandersetzung mit Shelby hatte Alan sich einen Tag lang beherrscht und nichts unternommen. Am Freitag erfuhr er dann, dass sie wegge fahren sei, ohne zu hinterlassen, wohin. Darüber war er halb verrückt geworden. Und jetzt, beinahe vierundzwanzig Stunden später, wusste er nicht mehr aus noch ein.
    Wenn ich sie finde, dachte er, dann … Was dann? Er starrte aus dem Fenster. Kann ich Shelby zwingen? Soll ich heftig werden oder bitten und flehen? Welches Mittel ist mir noch geblieben? Ohne Shelby hat mein Leben
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