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Zwischen Diesseits und Jenseits

Zwischen Diesseits und Jenseits

Titel: Zwischen Diesseits und Jenseits
Autoren: Jason Dark
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den Himmel stieg und der Ewigen Stadt den Rücken kehrte. Sein Gesicht war hart. In seinem Kopf formte sich allmählich ein Ergebnis. Er glaubte zu wissen, wen oder was Bruder Pasquale gesehen hatte.
    Es waren Vampire!
    Große Fledermäuse, wie man sie in der Natur nicht findet. Fliegende Rochen auf der Suche nach Blut, und aus diesem Grunde war Pasquale auch angegriffen worden.
    Er hatte Glück gehabt. Er hatte sich noch retten können. Er war nicht in den Tunnel der ewigen Dunkelheit hineingezogen worden und war auch kein Vampir.
    »Warum sagst du nichts?«, fragte Pasquale leise.
    Ignatius drehte sich wieder um. Er sprach auch jetzt nicht. Erst als er den Sessel erreicht hatte, nickte er Pasquale zu. »Kann es sein, dass du keine Vögel, sondern Fledermäuse gesehen hast?«
    Dem Mann blieb fast der Mund offen. »Fledermäuse?«, hauchte er. »Nein, das ist...«
    »Ja, Fledermäuse. Riesige Fledermäuse. Nicht zu vergleichen mit den normalen.«
    Pasquale konnte nicht mehr reden. Er musste nachdenken und war sehr nervös. Er strich über sein Gesicht, schluckte ein paar Mal und hob die Schultern.
    »Kannst du dich nicht an die Angreifer erinnern?«
    »Doch. Aber es ging so schnell. Sie haben im Dunkeln gelauert und sind plötzlich bei mir gewesen. Ich weiß auch nicht, wie das möglich gewesen ist. Das war ein verdammter Überfall. Ich habe nichts mehr tun können...«
    »Ja, das stimmt. Es geht oft sehr schnell. Und wie hast du es geschafft, ihnen zu entkommen?«
    »Ich schlug um mich. Ich habe mich gewehrt. Ich habe nichts an mich herankommen lassen und bin geflüchtet.« Er sprach mit stockender Stimme und legte immer wieder Pausen ein. »Aber dann sind sie plötzlich bei mir gewesen. Sie haben sich an mir festgeklammert. Sie hakten und bissen sich in meiner Kleidung und in meiner Haut fest. Das ist alles so schrecklich gewesen. Ich wundere mich jetzt noch, dass ich überhaupt hier sitze. Unterwegs bin ich umgeknickt. Da dachte ich schon, dass es vorbei wäre, aber das war es nicht. Ich kam ins Haus und konnte noch zu dir laufen. Aber ich habe mich nicht getäuscht, denn es hat sie gegeben. Das musst du mir glauben.«
    »Natürlich glaube ich dir.«
    Zum ersten Mal huschte über das Gesicht des Mannes ein Ausdruck der Erleichterung. Aber er dachte sofort einen Schritt weiter und fragte: »Was willst du als Nächstes tun?«
    »Erst mal solltest du dich hinlegen. Ich kann dir auch deine Wunde verarzten und...«
    »Nein, das kann ich selbst. Ich werde in mein Zimmer gehen und mich duschen. Dabei wasche ich mir auch die Wunde aus. Es ist nur alles so schlimm geworden. Das passt nicht in die Zeit hinein. So etwas kann es nicht geben.«
    Ignatius lächelte. »Macht dir darum keine Sorgen. Wenn du möchtest, trinke noch einen Grappa. Ansonsten versuche wenigstens, die Angriffe zu vergessen.«
    »Das kann ich nicht«, flüsterte Pasquale.
    »Bitte.«
    Der Mann hatte die Aufforderung verstanden. Mit müden Bewegungen erhob er sich. Er schwankte leicht beim Laufen, flüsterte etwas von Fledermäusen vor sich hin und wurde von Ignatius bis zur Tür begleitet. Er öffnete sie ihm und ließ Pasquale aus seinem großen Arbeitszimmer gehen.
    Im Gesicht des Chefs der Weißen Macht bewegte sich kein Muskel, als er wieder zurück zu seinem Schreibtisch ging und sich dort niederließ. Er schaute auf das Telefon, ohne es richtig zu sehen. Durch seinen Kopf wirbelten die Gedanken.
    Das war ein Angriff gewesen. Eine Attacke der Fledermäuse, der mächtigen Vampire, die scharf auf das Blut eines Menschen waren. Durch seine Adern rann eine gewisse Kälte, und er spürte, dass sein Herz stärker klopfte.
    Nicht vor Angst, sondern vor Besorgnis. Und er war der Mann, der dagegen etwas unternehmen musste. Father Ignatius kannte sich sehr gut in der Materie aus. Es gab die normale Welt, und es gab die der Verdammten. Letztere hatte es wieder mal geschafft, bestimmte Zeichen zu setzen, die er nicht unbeantwortet hinnehmen konnte.
    Er war nicht nur der Chef der Weißen Macht, er war in seiner Jugend und später im Kloster St. Patrick auch ein begnadeter Schmied gewesen. Und er war der Mann, der für seinen englischen Freund John Sinclair die geweihten Silberkugeln herstellte, mit denen der Geisterjäger gegen die Mächte der Finsternis ankämpfte.
    Nicht nur für ihn stellte er die Kugeln her, auch für Sinclair’s Freunde. Dabei ließ er sich selbst nicht aus.
    Ignatius drehte sich zur Seite, bevor er sich bückte und eine Lade des
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