Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Titel: Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande
Autoren: Erin Kellison
Vom Netzwerk:
Aussage zu bekräftigen, aber stattdessen sagte der Wirt zu jemandem, der vor dem kleinen Raum stand: »Ich brauche meinen Kelch.«
    »Wieso hörst du mir nicht zu, Adam? Bitte, hör auf mich!« Obwohl sie sich so sehr anstrengte, blieb ihre Stimme nur ein heiseres Flüstern; sie konnte sich kaum selbst verstehen.
    Wieder ging die Tür auf – Talia drehte den Kopf, um zu sehen, welches Grauen als Nächstes folgte – und der Kelch wurde hereingereicht. Es war eine Art altmodischer Pokal.
    Der Wirt hielt ihn fest, während die Dämonenschlange bis zum Rand Teer hineinerbrach. Talia roch den aufsteigenden Schwefelgestank. Etwas an dem Zeug erinnerte sie an den Teer, der ihre Kehle verklebte.
    »Das musst du trinken.« Der Wirt hob den Kelch, als wollte er Adam zuprosten.
    Oh, bitte. Gott nein.
    Aber dem war das offenbar egal. Aus irgendeinem albernen kosmischen Grund halfen ihr weder Gott noch der Schattenmann. Talia blickte auf Adams undurchdringliche Miene. Sie war ganz allein mit diesem Albtraum.
    Nein, sie kriegten ihn nicht.
    Talia stand auf, baute sich vor Adams Stuhl auf, sah dem Dämon direkt ins Gesicht und stemmte die Füße in den Boden, um möglichst guten Halt zu haben. Nur über ihre Leiche . Sie hoffte, dass der Dämon ihre Herausforderung wörtlich nahm.
    Dem Dämon blieb nichts anderes übrig, als sie zu töten, wenn er mit seiner ekligen Brühe an ihr vorbeiwollte. Was genial wäre, denn dann käme der Schattenmann und würde die widerliche, glitschige Haut des Dämons in Fetzen reißen.
    »Ich habe mich entschieden, Talia«, sagte Adam hinter ihr. »Geh aus dem Weg.«
    Adams Ton ließ die Temperatur in dem kleinen Raum um dreißig Grad sinken und jagte Talia eine heftige Gänsehaut über den Körper. Sie wappnete sich gegen die Kälte. Sie konnte auch stur sein.
    Der Wirt setzte ein schiefes, ungelenkes Grinsen auf, aber die weit aufgerissenen Augen des Mannes wirkten ängstlich und traurig. Talia empfand es als ironisch, dass die menschliche Hälfte dieser Dämonenehe Mitleid mit ihr verspürte, denn schließlich hatte der Wirt durch seine Entscheidung dem Dämon überhaupt erst zur Macht verholfen.
    Na, wenn dieser Feigling um Vergebung bat, musste er woanders danach suchen.
    Der Wirt schien zu verstehen, denn seine Augen bekamen einen stumpfen Ausdruck, der Mann zog sich in die Schatten seines Verstandes zurück. Er entschied sich weiterhin für den Weg des geringsten Widerstandes.
    Sie nicht.
    »Ich rühre mich nicht von der Stelle«, verkündete Talia. Der Raum verdunkelte sich, denn mit ihrem inneren Tumult scheuchte sie die Schatten auf. Es war, als würde ein Sturm durch den Raum fegen.
    Jacob trat auf sie zu, doch der Wirt gebot ihm mit einer Geste Einhalt.
    »Binde Adam los«, sagte der Wirt zu Jacob. »Lass ihn mit ihr verhandeln. Er muss den Kelch sowieso selbst in die Hand nehmen. Wenn er erst ein Geist ist, wird sich die Banshee schon beruhigen.«
    Wohl kaum.
    Jacob trat um den Stuhl herum. Talia hörte, wie er das Klebeband von Adams Händen riss.
    Adam stand auf, ließ die Arme seitlich herunterhängen und dehnte die Finger, um das Blut hineinzupumpen. Seine Miene war verschlossen und grimmig.
    »Du sorgst dafür, dass sie sicher zurück nach New York kommt?«, fragte Adam über ihren Kopf hinweg.
    »Ja«, erwiderte der Wirt. »Sicher und wohlbehalten. Als ein Wesen aus den Zwielichtlanden muss ich mein Wort halten.«
    Das konnte einfach nicht wahr sein.
    »Tu das nicht.« Talia klammerte sich an Adams nasses Hemd. Er roch nach Schweiß, aber immer noch so gut. So ganz nach Adam. Sie legte ihre Hände auf seine Brust, um ihn aufzuhalten.
    Er umfasste ihre Schultern – war es das letzte Mal, dass er sie festhielt? – und sah ihr endlich in die Augen.
    »Talia«, sagte er mit brüchiger Stimme, »du bist eine Spezialistin im Davonlaufen und Verstecken. Ich habe dir alles hinterlassen, womit ich dir helfen kann. Du musst diese Chance nutzen. Ich gebe sie dir so oder so. Du musst weglaufen. Du musst heilen. Dann suchst du diesen Mistkerl und schreist.«
    »Bitte, wenn du mich liebst, tust du das nicht«, flehte sie. Es war furchtbar, wie entschieden er klang. Wenn Adam einmal etwas beschlossen hatte, war es unmöglich, ihn davon abzubringen. Tränen der Verzweiflung schwammen in ihren Augen.
    »Sieh mich an«, befahl Adam. »Sieh mich an!«
    Sie zuckte vor Schmerz zusammen, empfand sein Schreien wie einen Schlag ins Gesicht.
    »Anschließend musst du mich suchen«, erklärte er. »Du
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher