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Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Titel: Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande
Autoren: Erin Kellison
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gab keinen Weg, hier lebend herauszukommen. Er war nicht nur wie Custo an einen Stuhl gefesselt, sondern mit einem Messer seitlich daran geheftet. Jacob hatte die Klinge durch sein Fleisch in die hölzerne Rückenlehne des Stuhls gerammt. Es tat höllisch weh.
    Aber wenn er kurz an der Klinge riss, würde er vielleicht … nur vielleicht … ein lebenswichtiges Organ treffen und rasch verbluten. Vielleicht konnte er den Schattenmann trotzdem herbeirufen.
    Die Türklinke klickte, und eine Welle verfaulter Luft wirbelte durch seine Zelle.
    Eine Woge feuchter Hoffnungslosigkeit schwappte über Adam hinweg. Er kannte die Ursache dieses Gefühls: Der Dämon und sein Wirt waren zurück. Die Hunde des Dämons jaulten im Flur.
    Vor Schmerz biss Adam demonstrativ die Zähne zusammen, damit niemand etwas von seinem Vorhaben ahnte. Das Schicksal hatte ihm gerade die Gelegenheit seines Lebens verschafft. Nur noch einen Moment, bis der Dämon sich ganz im Raum befand. Dann würde Adam sich mit dem Gewicht zur Seite werfen und sich die Klinge in den Bauch rammen. Er betete, dass das Messer scharf war.
    Achtung, fertig, l …
    Da hörte er das leise, heisere Schluchzen einer Frau.
    Adam erstarrte, sein wild pochendes Herz zog sich zusammen. Er öffnete die Augen.
    Mit einem breiten Grinsen betraten die Dämonenschlange und sein Wirt den Raum, während Letzterer zugleich mit unruhigem Blick den Raum absuchte. Hinter ihm hielt ein Geist Talia gnadenlos fest.
    Der Anblick traf Adam tief in der Seele.
    Talia. Wie? Das musste ein Trick sein.
    Talia stieß einen erstickten Aufschrei aus und wankte nach vorn, aber der Geist riss sie grob zurück.
    Das war kein Trick. Sie war wirklich da.
    Adams heftige Schmerzen versanken in einer Sturmflut aus Angst. Die Bedrohung durch Jacobs Kuss war nichts dagegen. Nein, ihn ängstigte nichts mehr, was Jacob ihm antun konnte.
    Abigail hatte ihn gewarnt, dass er noch nie wirklich Angst empfunden hatte. Er hätte besser auf sie hören sollen. Wahre Angst hatte nichts damit zu tun, was einem selbst zustoßen konnte, wie schmerzhaft oder grausam es auch sein mochte. Wahre Angst erfuhr man erst, wenn jemand in Gefahr war, den man liebte.
    Der Wirt neigte den Kopf zu Jacob. »Ich habe dir gesagt, dass ich keine Waffen an Bord meines Schiffes dulde.«
    Wütend zog Jacob das Messer mit einer Drehung aus Adams Seite. »Er ist an den Stuhl gefesselt. Er kann nichts tun.«
    Ohne das Messer hatte er keine Chance mehr. Panik ergriff ihn, aber ein Blick in Talias weißes Gesicht genügte, und er riss sich augenblicklich zusammen. Er war das Einzige, das er noch unter Kontrolle hatte. Wenn er sich von der Angst überwältigen ließ, war damit niemandem geholfen. Er musste sich für sie beherrschen. Musste ihr bis zum Ende beistehen.
    »Willst du dich mit mir streiten?« Der schlängelnde schwarze Dämon beugte den Körper seines Wirts bedrohlich nach vorn.
    Auf einmal zog Jacob unterwürfig den Kopf ein. »Natürlich nicht.«
    Der Wirt vollführte eine plötzliche flüchtige Geste. Jacob reichte dem anderen Geist die Klinge. Der ließ Talia los und verließ den Raum. Es klang bedrohlich, als die Tür ins Schloss fiel.
    Talia kauerte sich vor Adam auf den Boden und untersuchte mit zittrigen Händen die Seite, in der das Messer gesteckt hatte. Blut sickerte durch sein Hemd, aber es reichte nicht, um ihn zu töten; Jacob hatte die Stelle zu gut gewählt.
    Jacob riss Talia an den Haaren nach oben. Sie winselte, als er ihre Schultern verdrehte.
    Adam stöhnte und stemmte sich gegen seine Fesseln.
    »Lass sie los«, sagte der Wirt. »Es geht schneller, wenn wir sie einen Moment für sich lassen.«
    Talia sank zurück auf Adams Schoß. Adam sehnte sich danach, sie in die Arme zu schließen, sich schützend vor sie zu stellen und sie in Sicherheit zu bringen. Nichts war quälender als eine wimmernde Talia auf seinem Schoß.
    Schließlich hob sie das Gesicht und sah ihn mit glänzenden Augen an.
    Adam erwiderte ihren Blick und drückte damit eine Million Fragen aus. Wieso war sie hier? Warum versteckte sie sich nicht in den Schatten, wo sie etwas tun konnte? Flüchten. Sich in Sicherheit bringen.
    Natürlich verstand sie ihn. Von allen Menschen auf der Erde war Talia die Einzige, die ihn wirklich verstand.
    »Ich konnte dich damit nicht allein lassen«, erklärte sie, ihre Stimme heiser vor Anstrengung. »Du hättest auf mich warten sollen.«
    Ich konnte nicht das Risiko eingehen, dich zu verlieren.
    »Du hättest mir
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