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Zweyer, Jan - Rainer Esch 01

Zweyer, Jan - Rainer Esch 01

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Esch 01
Autoren: Glück ab Glück auf
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die Bundesregierung stünde ohne Wenn und Aber zu den Vereinbarungen der Kohlerunde von 1991.«
    Das durfte doch nicht wahr sein. Rainer Esch traute seinen Augen kaum. Doch, da stand es. Schalke wollte für das morgige Fußballspiel einen Top-Zuschlag erheben. Von 30
    Prozent. Und das gegen die Dortmunder! Wo standen die in der Tabelle? An Platz drei, trotz Millionen für neue Spieler.
    Und dafür Topzuschlag? Gegen München, okay, aber Dortmund?
    »Das Wetter. Heute vormittag leicht bewölkt mit Schauerneigung. Im Tagesverlauf zunehmend aufheiternd.
    Temperaturen bis zu…«
    Er überlegte. Stefanie machte sich sowieso nicht viel aus Fußball. Sie ging meistens nur ihm zuliebe mit ins Stadion.
    Und wenn es morgen regnen würde, stände er alleine in der Nordkurve. Und dann noch Topzuschlag. Er zögerte.
    »Und nun Nachrichten aus dem Vest:
    Marl. In der Nähe des Kanals in Brassert wurde gestern abend ein Mann in seinem Wagen tot aufgefunden. Wie die Kripo Recklinghausen mitteilt, geht sie nicht von Fremdverschulden aus. Wie Radio FiV bekannt wurde, hat sich der Mann mit Auspuffgasen vergiftet.
     
    Recklinghausen. Die Pflasterarbeiten auf der Breiten Straße in Recklinghausen werden nach Auskunft des Tiefbauamtes noch einige Wochen andauern. Mit weiteren unvermeidlichen Belästigungen ist daher zu rechnen.«
    Esch traf eine Entscheidung. Statt Fußballspiel mit Topzuschlag würde er lieber den Nachmittag mit Stefanie verbringen, sie abends ins Mykonos zum Essen einladen und dann später vielleicht noch auf einen Sprung ins Drübbelken.
    Zufrieden drückte er seine Zigarettenkippe aus, schnappte sich Wohnungs-und Autoschlüssel, warf noch einen Blick in seine alte, etwas fleckige Aktentasche, entdeckte Schreibpapier und Kuli, zog seine braune Lederjacke über und verließ die Wohnung, um sich seinem Schicksal zu ergeben.
     
    6
    Das Telefon läutete.
    »Brischinsky, was gibt’s?« Er klemmte den Hörer mit der linken Schulter an sein Ohr, griff nach Papier und Bleistift und wartete.
    »Ja, Phanodorm. Wie heißt der Wirkstoff? – Cyclobarbital.
    Aha. – Ein starkes Schlafmittel? Rezeptpflichtig? – Was sagten Sie? Persedon? – Kenn ich nicht. Was soll das sein? – Noch mal bitte, aber langsam, ich muß mir das aufschreiben.
    Pyrithyldion. – Ein Beruhigungsmittel, ja, hab ich. – Gar nicht mehr im Handel? Is ja interessant. –Nein, danke. Das war alles.
    – Danke. Ihnen auch. Tschüs.«
    Er wandte sich an Baumann. »Ein ganzer toxischer Cocktail.
    Der ist auf Nummer Sicher gegangen. Kommt alles noch schriftlich.«
    Hauptkommissar Brischinsky verzog beim Gedanken an die letzte Nacht das Gesicht. Nicht nur seine neuen Lederschuhe hatten gelitten, auch seine Gesundheit schien angegriffen; er spürte ein leichtes Kratzen im Hals und Niesreiz, für ihn untrügliche Zeichen einer beginnenden Erkältung. Er lutschte die dritte Halstablette an diesem sehr frühen Morgen.
    »Meinst du, das hilft?« fragte Heiner Baumann.
    Brischinsky sah ihn über den Schreibtisch hinweg an. »Keine Ahnung. Glaube schon. Jedenfalls schadet es nichts. Hoffe ich zumindest.«
    Er stierte wieder auf die vergilbte Fotokopie eines Comics, die an der Wand hing. Das Bild zeigte einen Mann, der in Rambo-Mahier mit einem Maschinengewehr auf einen Personalcomputer anlegte und schrie: »Was heißt hier falsche Eingabe?«
    Das Bild hatte Peters aufgehängt, Vorgänger von Baumann.
    Peters war ein Computer-Freak und hatte sich zum Landeskriminalamt wegbeworben, wo er wahrscheinlich den ganzen Tag in endloser Eintipparbeit die Kennzeichen gestohlener Autos in den Zentralrechner eingeben mußte. So ähnlich jedenfalls stellte sich Brischinsky das vor.
    »Sag mal, findest du das nicht auch eigenartig?« Brischinsky bohrte gedankenverloren in seinem rechten Ohr. »Da kauft sich jemand einen Gartenschlauch, eine passende Schelle und bohrt fein säuberlich ein Loch in die Heckklappe seines Autos, steckt den Schlauch durch und läßt den Motor laufen. Dann betrinkt er sich mit Schnaps und schluckt sicherheitshalber noch Schlafpillen und Beruhigungstabletten, die gar nicht mehr im Handel sind. Und dann schreibt dieser Mensch, der soviel Energie aufgewendet hat, um sich vom Leben in den Tod zu befördern, noch nicht mal ‘nen Abschiedsbrief?«
    »Find ich nicht. Der Schraubenzieher, den wir im Kofferraum gefunden haben, paßt zu den Schrauben der Schelle. Die Öffnung war mit Tempotaschentüchern zugestopft. Die Packungen mit den restlichen
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