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Zwergenkinder, Band 01 - Bekker, A: Zwergenkinder, Band 01

Zwergenkinder, Band 01 - Bekker, A: Zwergenkinder, Band 01

Titel: Zwergenkinder, Band 01 - Bekker, A: Zwergenkinder, Band 01
Autoren: Alfred Bekker
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weder der Vernunft dieser Geschöpfe noch seiner eigenen Magie, denn er band ihre Zügel an der Reling fest, was die Reittiere auch widerstandslos geschehen ließen. Tomli half seinem Meister dabei.
    Als die Zügel fest verknotet waren, stand auf einmal die Furcht einflößende Gestalt des Sandlinger-Kapitäns vor Tomli und Saradul. Das Leuchten seiner goldfarbenen Augen wurde stärker, und als sein Blick Tomli traf, hatte der Zwergenjunge das Gefühl, als würde ihn eine Laterne anstrahlen.
    »Habt Dank, dass Ihr uns mitnehmt«, sagte der ältere Zwerg und verbeugte sich tief. »Mein Name ist Saradul, und ich bin ein Zaubermeister aus Ara-Duun. Dies ist mein mal mehr und mal weniger gelehriger Schüler Tomli, aus dem ich hoffentlich eines Tages einen passablen Magier machen werde, der für seine Umgebung eher einen Nutzen als eine Gefahr bedeutet.«
    Der Sandlinger nickte leicht. Sein durchdringender, magisch leuchtender Blick richtete sich auf Saradul. Eine ganze Weile lang ließ er kein einziges Wort verlauten. Dann aber sagte er: »Du sprichst mit Kandra-Muul, dem Kapitän der ›Wüstenblume‹. Und ich nehme euch nicht deshalb mit, weil ich euch beiden einen Gefallen tun will, sondern weil ihr mir dafür jeder fünf ara-duunische Goldtaler geben werdet.«
    »Fünf ara-duunische Taler?«, entfuhr es Saradul empört. »Das ist Wucher! Für eine so kurze Strecke!«
    »Wenn die Strecke bis Ara-Duun so kurz ist, dann brauchst du mein Schiff ja nicht zu nehmen«, erwiderte Kapitän Kandra-Muul ungerührt. »Wir setzen dich und deinen Schüler gern wieder in den Wüstensand, dann könnt Ihr auf dem Rücken eurer Laufdrachen versuchen, den Orks, die noch überall in der Gegend herumlungern, zu entkommen.«
    »Du nutzt unsere Notlage aus«, ereiferte sich Saradul.
    »So sind nun mal die Preise«, sagte der Sandlinger. »Und die richten sich nach Angebot und Nachfrage. Dass du die Summe nicht bei dir hast, wie ich annehme, ist nicht so schlimm. Wenn wir in Ara-Duun angekommen sind, werde ich die beiden Laufdrachen als Pfand behalten, bis ihr bezahlt.«
    Saradul lief dunkelrot an. Die typische und überall berüchtigte Zwergenwut stieg in ihm auf, und Tomli wollte unbedingt verhindern, dass sein Lehrmeister noch ein weiteres Wort verlauten ließ, denn es wäre sicherlich unbedacht gewesen und hätte für sie unliebsame Konsequenzen gehabt.
    Obwohl es sich eigentlich nicht schickte, mischte sich der Zwergenjunge also in den Disput ein: »Wir danken sehr für das großzügige Angebot und sind froh, dass Ihr uns auf diesem Schiff die Reise nach Ara-Duun ermöglicht.«
    Saradul ließ nur ein wütendes Knurren hören, das eher zu einem Wüsten-Ork gepasst hätte.
    »Es freut mich, dass wir uns einig sind«, erwiderte Kapitän Kandra-Muul. »Aber eine Frage müsst ihr beide mir noch beantworten: Wie können zwei Zwerge so dumm sein, die schützenden Mauern ihrer Stadt zu verlassen, und sich so weit in die Wüste wagen, als hätten sie noch nie etwas von der Gefahr durch die Wüsten-Orks gehört?«
    Kapitän Kandra-Muul hob den Kopf, während seine Augen so stark aufglühten, dass Tomli blinzeln musste, und im nächsten Moment begann seine ganze Mannschaft laut zu lachen.
    »Was soll das?«, fragte Tomli erbost.
    »Es scheint wohl zu stimmen«, raunte ihm Saradul zu.
    »Was?«
    »Die Geschichten, dass sich die Sandlinger, die zu einer Schiffsmannschaft gehören, mittels ihrer Gedanken untereinander verständigen können.« Saradul klopfte Tomli mit einer seiner groben Zwergenpranken auf die Schulter. »Sie machen sich über uns lustig!«
    Mächtige Felsen ragten vor ihnen aus dem Wüstensand empor. Sie sahen aus wie Türme oder Säulen. Bei manchen glaubte man im Gestein sogar Gesichter zu erkennen. Der ewig über die Dünen streichende Wind hatte sie in vielen Zeitaltern so gestaltet.
    Auf manchen der Felsentürme hatte der Zwergenkönig von Ara-Duun Wachen postiert. Leuchtfeuer gaben den Wüstenschiffen der Sandlinger die Richtung vor, damit sie die Stadt der Zwerge inmitten all dieses schroff aufragenden Gesteins auch fanden.
    Ara-Duun selbst war gewaltig und in den Stein eines hoch aufragenden Berges gehauen. Ursprünglich hatte die Stadt vollständig unter der Erde gelegen, wo sich der eigentliche Lebensraum der Zwerge befand, denn sie waren Bergleute und schürften nach Metallen und Edelsteinen. Doch der Wind hatte in Äonen einen Teil der unterirdischen Stadt freigelegt.
    Aber so eindrucksvoll der oberirdische Teil von
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