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Zwergenkinder 3

Zwergenkinder 3

Titel: Zwergenkinder 3
Autoren: A Bekker
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bestanden hatte, sprühte durch die Luft, glühte allerdings nicht auf und brannte sich nicht in die Planken. Dafür bildeten sich daraus Formen, die an kleine Schlangen, Würmer oder Greifarme eines Oktopus erinnerten, sich dann aber wieder auflösten und auseinanderflossen.
    Ein Ruck ging durch das Schiff. Tomli umklammerte mit der einen Hand seinen Zauberstab und griff mit der anderen nach einem herumhängenden Tau, fand daran aber keinen Halt. Er rutschte zur anderen Seite der »Sturmbezwinger« und hielt sich dort an der Reling fest. Für einen Moment hatte er das Gefühl, doppelt so schwer zu sein wie gewöhnlich.
    Das Schiff wurde angehoben. Das Wasser stieg und drückte es empor, während im gleichen Maße die Wasserwände, die es umgaben, schrumpften und sich die Schlangenköpfe zurückzogen.
    Die »Sturmbezwinger« machte einen Satz, dann knallte sie auf die aufgewühlte Wasseroberfläche. Der Quermast mit dem Segel kam herab, und Tomli wurde unter dem Segeltuch begraben. Er konnte nichts mehr sehen, spürte nur, wie das Schiff völlig steuerlos auf den Wellen tanzte, nichts weiter als ein Spielball höherer Kräfte. Wasser spritzte über die Reling und tränkte das Segeltuch.
    Wieder spürte Tomli die Anwesenheit des Wesens, das offenbar im Wasser selbst existierte und es nach seinem Belieben zu formen vermochte. Diesmal allerdings war es nicht nur ein Gefühl, sondern eine klare Botschaft, die ihn erreichte, so konzentriert, dass sie sich in seinen Gedanken zu deutlichen Worten ausbildete: » Fort! Fort von hier! Fahrt nicht weiter, oder es wird euer Verderben sein!«

Die Ruhe nach dem Sturm
    D ie »Sturmbezwinger« trieb noch immer im starken Wellengang.
    TomlikrochunterdemherabgefallenenSegelhervorundkämpftesichaufdieBeine.ErstecktedenZauberstabeinundhieltsichdannmitbeidenHändenanderRelingfest.GischtspritzteihminsGesicht,underzucktezusammenundzitterte.VondenTropfengingeineKälteaus,wiederZwergenjungesieniezuvorverspürthatte.NichteinmalimdunkelstenHöhlengangderZwergenstadtAra-Duunhatteerjemalsderartgefroren.ManmusstenichtsvonMagieverstehen,umzuahnen,dassdieseKältenichtnatürlichenUrsprungswar.
    » Fort von hier!« ,rauntedieGedankenstimmedesWasserwesens,unddiesesMalwarsienochdrängender.
    »Lass dich nicht irre machen, Tomli!«, rief Meister Saradul, der Zwergenmagier, der inzwischen aufs Deck gekommen war.
    Unter dem Segel strampelte sich nun auch der Zentaur Ambaros frei, und Olfalas half ihm, sich von dem nassen Tuch zu befreien. Ambaros schnaubte und versuchte aufzustehen.
    »Bleibt besser am Boden, bis sich die See beruhigt hat, werter Ambaros«, riet Lirandil dem Zentauren. Der grauhaarige Fährtensucher aus dem Volk der Elben hatte das ganze Chaos mit einer selbst für ihn ungewöhnlichen Ruhe hingenommen. Nun wandte er sich an Olfalas, seinen Schüler: »Siehst du die magischen Wesen?« Er streckte die Hand aus und deutete zum Mast.
    Für menschliche Augen wären die winzigen, scheinbar lebendig gewordenen Tropfen am Mast gar nicht zu sehen gewesen. Sie besaßen haarfeine, krakenähnliche Beine, mit denen sie wie kleine Spinnen zur Mastspitze emporeilten, um von dort aus mit einem weiten Satz zurück ins Meer zu springen. Unzählige dieser kleinen Wesen liefen über den Mast, manche nicht größer als ein Stecknadelkopf – aber für die scharfen Augen eines Elben war es nicht schwierig, jede Einzelheit dieser winzigen Geschöpfe zu erkennen, selbst ihre Gesichter und den Ausdruck darin.
    »In meiner Heimat sind Wassergeister eine Plage, seit ich denken kann«, sagte Olfalas. »Mein Vater erzählt, dass sie dort bereits lange, bevor die ersten Elben sich ansiedelten, ihr Unwesen trieben.«
    Olfalas stammte aus Meerland, dem fernsten Teil des Elbenreichs. Sein Vater war Herzog Asagorn, ein hochgewachsener Elb mit spitzen Ohren und schräg gestellten Augen. Seine Mutter hingegen war eine Menschenfrau mit feuerrotem Haar; sie hatte Herzog Asagorn auf einer seiner Seereisen kennengelernt.
    Olfalas war also ein Halbelb, der von seinem Vater die spitzen Ohren und von seiner Mutter das feuerrote Haar geerbt hatte. Lirandil, der weise Fährtensucher der Elben, unterrichtete ihn in seiner Kunst, die auszusterben drohte. Er war selbst für einen fast unsterblichen Elben schon sehr alt, obwohl man ihm das nicht ansah. Er hatte bereits gelebt, als die Elben vor vielen Zeitaltern noch in ihrer Alten Heimat, im fernen Athranor, gesiedelt hatten.
    Niemand unter den Elben war so weit gereist und hatte so
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