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Zwergenkinder 3

Zwergenkinder 3

Titel: Zwergenkinder 3
Autoren: A Bekker
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Lirandils Pferd eingerollt, das Zwergenmädchen Olba.
    Alle drei Zwergenkinder und auch Meister Saradul hatten während der ganzen Überfahrt sehr unter der Seekrankheit gelitten, was daran lag, dass ihr Volk vorwiegend unterirdisch lebte, und ihnen allein beim Anblick des Meeres mulmig wurde. Bei besonders sensiblen Zwergen war das schon so, wenn sie nur die größtenteils unterirdisch gelegene Zwergenstadt Ara-Duun verließen und sich zu weit in die endlos erscheinende Wüste begaben.
    Normalerweise gewöhnte sich ein Zwerg aber mit der Zeit sowohl an die Weite der Wüste (die Tomli nie Schwierigkeiten bereitet hatte) als auch an das Meer – bei Olba war die Seekrankheit jedoch besonders schlimm.
    »Wie geht es dir?«, fragte Tomli.
    »Schlecht«, antwortete sie. »Ich hoffe, wir erreichen bald die Küste von Rugala, damit ich wieder festen Boden unter die Füße kriege.«
    Olba hatte ein rundes, normalerweise sehr freundlich dreinschauendes Gesicht, und für gewöhnlich hatte sie ihr langes, helles Haar zu Zöpfen geflochten, die dann unter ihrem Zwergenhelm hervorschauten. Aber in den letzten Tagen war ihr so übel gewesen, dass sie sich nicht dazu hatte aufraffen können, ihr Haar zu flechten, und so trug sie es offen.
    »Eigentlich müsstest du es doch voraussehen«, meinte Tomli.
    »Was?«
    »Na, ob wir bald die Küste von Rugala erreichen oder uns die Strömungen dieses Seegebiets hinaus in das Südmeer oder vielleicht sogar bis in die Kochende See treiben.«
    »Ja, oder bis nach Athranor, in die Alte Heimat der Elben«, sagte sie, und Spott lag in ihrer Stimme. »Das sind doch alles nur Geschichten, Tomli. Wahrscheinlich gibt es weder das eine noch das andere.«
    »Athranor hat es gegeben, Lirandil kann das bezeugen. Und was die Kochende See betrifft …«
    »… erzählen die Seeleute in Hiros viel davon, damit sich niemand anderes traut, diese Gewässer zu befahren, sodass sie keine Konkurrenz zu fürchten brauchen«, unterbrach sie den Zwergenjungen. »Dazu passt auch das Theater mit den dressierten Adlern, die angeblich vor Geistererscheinungen warnen.«
    »Der Wassergeist, der uns gerade angegriffen hat, war auf jeden Fall nicht ausgedacht«, hielt Tomli dagegen. »Er hätte das Schiff um ein Haar vernichtet.«
    »Und nun wunderst du dich sicher, weshalb ich das nicht vorausgesehen habe.«
    SodirekthatteTomlidasnichtsagenwollen,abergenaudieseFragebeschäftigteihnschoneineWeile.OlbaverfügteüberdieGabe,DingeinnaherZukunftvorauszusehen.EinmagischesTalent,dasäußerstpraktischwar,wennesdarumging,einerGefahrrechtzeitigausdemWegzugehen.AberindiesemFallschienesvölligversagtzuhaben.
    »Die Wahrheit ist: Ich habe tatsächlich nichts gesehen, Tomli«, gestand sie ein.
    »Gar nichts?«, fragte der Zwergenjunge voller Unglauben und runzelte die Stirn. »Aber sonst siehst du doch immer etwas.«
    »Die zweite Wahrheit ist: Das ist so, seit wir den Hafen von Hiros verlassen haben. Seitdem scheine ich meine Fähigkeit verloren zu haben. Da ist nichts mehr, kein Bild aus der Zukunft, das mich plötzlich bedrängt. Ich kann noch nicht einmal vorhersagen, welche ungenießbaren Dinge uns der Schiffskoch zum Frühstück anbieten wird oder ob gleich die Sonne zwischen den Wolken hindurchkommt. Nichts. Vorhin hat sich eine Spinne an ihrem Faden auf mich herabgelassen, und ich habe mich tatsächlich erschreckt. Normalerweise hätte ich das vorhergesehen und wäre zur Seite gerückt.«
    »Was meinst du, woran das liegt?«, fragte Tomli.
    »Muss wohl mit der Seekrankheit zusammenhängen.«
    »Hast du auch nicht die Kraft dieses Wassergeistes gespürt?«
    »Nein.«
    »Und seine bedrängenden Gedanken empfangen?«
    »Auch nicht. Tut mir leid. Meister Saradul muss sie gespürt haben, denn er ist wie von einer Höhlentarantel gestochen aufgesprungen und hat einen Strahl aus geballter magischer Kraft geradewegs durch die Planken geschickt.« Sie deutete nach oben.
    Nicht einmal ein Rußfleck war dort zu sehen. Tomli hoffte, die Magie irgendwann auch einmal so gut zu beherrschen.
    »Wir Zwerge sind keine Geschöpfe des Meeres«, meinte Olba. »Daran muss es wohl liegen.«
    »Es gibt aber Überlieferungen, denen zufolge wir nicht immer unter der Erde lebten und früher sogar selbst zur See gefahren sind«, gab Tomli zu bedenken. »Damals, als …«
    »… als es Ara-Duun noch nicht gab und die Zwerge genau wie die Elben in Athranor lebten«, fiel sie ihm ins Wort. »Ach, Tomli. Ich weiß nicht, ob man wirklich alles glauben sollte,
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