Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwergenfluch: Roman

Zwergenfluch: Roman

Titel: Zwergenfluch: Roman
Autoren: Frank Rehfeld
Vom Netzwerk:
Beginn eines Weges markieren, an dessen Ende sein Untergang stand.
    »Habt Ihr endlich genug gesehen, dass wir umkehren können?«, erkundigte sich Nuran, als der Stollen, dem sie folgten, schließlich an einer Felswand endete. Obwohl Barlok keineswegs erpicht auf seine Gegenwart war, hatte er den Führer des Schürftrupps in seine Gruppe geholt, um zu verhindern, dass dieser anderswo Stimmung gegen ihn machen konnte. »Ich werde mich beim König über Euch beschweren!«
    »Tut das, wenn es Euch Freude bereitet«, antwortete Barlok
unbeeindruckt. Er wusste, dass sein Ansehen bei Hofe trotz des kurzzeitigen Triumphes des Erzmeisters wesentlich höher als das Nurans war, das nur auf dessen vornehmer Abstammung, nicht aber auf eigenen Verdiensten gründete, sodass die Drohung ihn wenig schreckte.
    Im Grunde war Barlok inzwischen durchaus zu einer Rückkehr bereit. Noch immer verspürte er das anfängliche Unbehagen, doch glaubte er selbst kaum noch, dass sie auf eine konkrete Bedrohung stoßen würden, selbst wenn sie noch Stunden durch die Stollen streiften. Anscheinend täuschte sein Gefühl ihn in diesem speziellen Fall. Ausschließlich Nurans wegen zögerte er jedoch noch, einen entsprechenden Befehl zu geben, da dieser jedes Entgegenkommen als ein Zeichen von Schwäche auslegen würde.
    Barlok wurde der Notwendigkeit enthoben, eine Entscheidung zu fällen, da in diesem Moment das laute Schallen eines Horns an seine Ohren drang, verzerrt zwar durch den Widerhall in den Stollen, doch unverkennbar ein Zwergenhorn. Er selbst hatte den Befehl gegeben, dass jeder seiner Krieger ein Horn mit sich zu führen hatte. Der Schall trug weit in den unterirdischen Gängen, und es war der einfachste Weg, Hilfe herbeizurufen, wenn man in Gefahr geriet oder eine besondere Entdeckung machte. Kalt und seltsam entstellt in diesem goldenen Labyrinth fraß sich der Klang in Barlok hinein, als hätte sich sein lauerndes Unbehagen in diesem klagenden Ton verfestigt.
    »Folgt mir!«, befahl Barlok. Ohne sich um seine Begleiter zu kümmern, hastete er los, so schnell es ihm in seinem schweren, klobigen Kettenpanzer möglich war.
    An einem der abzweigenden Stollen verharrte er einen Moment und lauschte. Sicherer wäre es, zu der Gabelung zurückzukehren, an der sie sich getrennt hatten, doch zweifelsohne
war das noch immer andauernde Schallen des Horns aus dem Seitengang deutlich lauter zu hören. Vielleicht handelte es sich um eine Abkürzung. Dieses Risiko musste er auf sich nehmen.
    »Hier entlang!«, rief er und drang in den Stollen ein.
    »Was hat das zu bedeuten?«, keuchte Nuran neben ihm. Sein Gesicht war zu einer Grimasse verzerrt.
    »Das werden wir gleich herausfinden«, antwortete Barlok grimmig und bemühte sich, sich seine Besorgnis nicht allzu deutlich anmerken zu lassen. Noch stand nicht fest, dass es sich um ein Alarmsignal wegen einer drohenden Gefahr handelte. »Auf jeden Fall muss etwas Außergewöhnliches passiert sein.«
    Schon nach kurzer Zeit mündete der Gang in einen anderen Stollen, breiter und höher als alle vorherigen. Das Horn ertönte nun in direkter Nähe, offenbar hatten sie den Weg wirklich beträchtlich abgekürzt. Als Barlok nach links blickte, entdeckte er in knapp hundert Schritten Entfernung Warlon, der vor einem Durchbruch in der Goldwand am Ende des Stollens stand. In der einen Hand hatte er seine Streitaxt, mit der anderen setzte er das Horn an die Lippen. Einer seiner beiden Begleiter stand mit schreckensbleichem Gesicht neben ihm. Er hielt seine Laterne mit beiden Händen wie einen Schutzschild vor sich. Der zweite Arbeiter lag reglos vor ihnen auf dem Boden.
    Barlok eilte auf ihn zu, kniete neben ihm nieder und untersuchte ihn flüchtig, doch für den Mann kam jede Hilfe zu spät. Er war tot. Etwas Spitzes, Dünnes hatte sein Herz durchbohrt. Etwas wie ein Dolch oder eine Schwertklinge …
    »Was ist passiert?«, fragte er und richtete sich wieder auf. Auch die drei übrigen Trupps kamen mittlerweile herbeigeeilt,
und Warlon ließ sein Horn sinken. Sein Gesicht war von Schrecken gezeichnet. Er brachte keine Antwort zustande und wandte den Blick nicht von dem Durchbruch. Auch Barlok starrte angespannt auf das gezackte Loch im Gestein, konnte aber keine unmittelbare Gefahr entdecken.
    Sein Gefühl jedoch hatte ihn nicht getäuscht, obwohl es ihm in diesem Fall weitaus lieber gewesen wäre, er hätte sich geirrt. Die Gefahr, die er schon die ganze Zeit spürte, war real und hatte ein erstes Todesopfer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher