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Zwergenfluch: Roman

Zwergenfluch: Roman

Titel: Zwergenfluch: Roman
Autoren: Frank Rehfeld
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überhaupt so günstige Bedingungen vorzufinden. Die bestehenden Gänge auszubauen würde wesentlich einfacher sein, als selbst erst mühsam Stollen anzulegen. Noch immer gab es nicht einmal Spuren von Höhlengetier, das gerade an solch feuchten Stellen hätte hausen müssen.
    In unregelmäßigen Abständen stießen sie auf weitere Abzweigungen. Auch dort schienen die Wände zum allergrößten Teil aus purem Gold zu bestehen. Manche endeten bereits nach wenigen Metern, wie im gebündelten Licht der Laterne zu erkennen war, andere mochten sich wer weiß wie weit erstrecken. Offenbar gab es ein regelrechtes Labyrinth natürlicher Gänge und Grotten, in dessen düsterer Weite der kleine, helle Strahl ihres Laternenlichts wie ein einsamer Wegweiser wirkte.
    Seit sie sich von den anderen getrennt hatten, hatten sie gut zweihundert Schritte zurückgelegt, und noch immer hatten sie kein Ende der Ader erreicht. Sie musste wahrlich gigantisch sein. Obwohl Barloks ganze Leidenschaft dem Kriegshandwerk galt, konnte auch er sich der Wirkung der ihn umgebenden Schätze nicht völlig entziehen. Das Volk der Zwerge bildete eine engere Gemeinschaft als irgendein anderes Volk, abgesehen vielleicht von den Elben, über die nur noch wenig bekannt war. Ging es der Gemeinschaft gut, dann auch jedem einzelnen Zwerg, gleichgültig, welcher Kaste und welchem Stand er angehörte. Im Überfluss wurde alles ebenso gerecht geteilt wie in der Not. Nur so konnte ihre Gesellschaft im Inneren der Erde, weitgehend abgeschottet vom Rest der Welt, überleben. Für Barlok selbst würde sich zumindest kurzfristig wenig ändern, da er anders als die meisten seines
Volkes kaum Wert auf materielle Besitztümer legte. Langfristig jedoch …
    In einem Punkt hatte Nuran völlig Recht: Sie standen an einem Scheideweg, nichts würde in Zukunft noch so sein wie zuvor. Einst hatte es zahlreiche unterirdische Städte wie Elan-Dhor gegeben, gewaltige vielstöckige Minen voller prachtvoller Hallen, verziert mit allem Prunk, den die unvergleichliche Kunstfertigkeit der Zwerge zu schaffen vermochte.
    Doch die große Zeit ihres Volkes lag lange zurück. Einige Städte waren aufgegeben worden, als die Minen ausgebeutet waren und alles Graben keine neuen Vorkommen an Erzen, Edelsteinen oder anderen Schätzen mehr hatte zutage fördern können. Andere waren von Feinden erobert und geplündert worden, ihre Bewohner vertrieben oder getötet. Und von einigen wenigen - wie dem einst prächtigen Zarkhadul, der größten und schönsten Zwergenmine, die es je gegeben hatte - wusste man nicht einmal, was mit ihnen geschehen war, denn sämtliche Zugänge waren unter so vielen Tonnen von Gestein verschüttet, dass es niemandem gelingen würde, sie jemals wieder freizulegen.
    Einzig Elan-Dhor hatte die Zeit überdauert, die letzte Heimstatt eines Volkes, das einst stark genug gewesen war, es selbst mit den Elben aufzunehmen, das nun jedoch nur noch wenige zehntausend Angehörige zählte. Hungersnöte, Kriege und Naturkatastrophen hatten die Bevölkerung dezimiert. Der Abbau von Erz und Edelmetallen war immer aufwändiger geworden, die Ausbeute geringer. Wertvollere Güter schienen unter dem Schattengebirge fast gar nicht mehr zu finden zu sein, sodass in den vergangenen Jahrhunderten auch der Handel mit den Oberflächenbewohnern, vor allem den Menschen, immer mehr
abgenommen hatte und mittlerweile fast ganz zum Erliegen gekommen war.
    Doch nun dieser Fund in so ungeheurer Tiefe, Gold in solchen Mengen, wie man sie sich in den kühnsten Träumen nicht ausmalen konnte! Sowohl der Bergbau als auch das Kunsthandwerk der Zwerge würden eine neue Blüte erleben. Man würde sich darum reißen, wieder mit Elan-Dhor Handel zu treiben - und der überwältigende neue Reichtum würde Heerscharen von Neidern anlocken.
    Der Gedanke ernüchterte Barlok ein wenig. Er hatte keinen Zweifel daran, dass die Entdeckung des Goldvorkommens über kurz oder lang auch Krieg bedeuten würde. Feinde würden aus vielen Richtungen kommen. Weder die anderen Bewohner der Tiefenwelt noch die Menschen an der Oberfläche würden der Verlockung widerstehen können, und es ließ sich nicht vorhersehen, wohin dies führen würde. Vielleicht war es dieses unbewusste Wissen um die zukünftigen Gefahren, die der Erzfund mit sich brachte, das Barloks Unbehagen so befeuert hatte. Möglicherweise würde der Fund des Goldes, von dem sie sich eine Stärkung der Macht und Bedeutung des Zwergenvolkes erhofften, in Wahrheit den
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