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Zwergenfluch: Roman

Zwergenfluch: Roman

Titel: Zwergenfluch: Roman
Autoren: Frank Rehfeld
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Ausgerechnet Schürfmeister Torgan, außer ihr selbst das einzige anwesende Mitglied des Hohen Rates und Vorsteher des ebenfalls äußerst angesehenen
Hauses Walortan. Bei ihm war sie sich seiner Haltung am unsichersten und hatte am längsten gezögert, ihn einzuladen, aber gerade seine Unterstützung brauchte sie am dringendsten. Wenn er sich gegen ihr Vorhaben aussprach, würden auch die anderen seinem Beispiel folgen. »Aber mir scheint, Ihr habt eins nicht bedacht«, fuhr er fort. »Es dürfte für einen König wohl kaum eine größere Schmach geben, als seines Amtes enthoben zu werden. Soweit mir bekannt ist, ist dies erst zweimal in der Geschichte unseres Volkes geschehen, aber darüber dürftet Ihr als Angehörige der Gelehrtenkaste sicherlich selbst am besten Bescheid wissen. Ich verstehe nicht, wie wir das Ansehen des Königs schützen könnten, indem wir ihm eine solche Ungeheuerlichkeit antun.«
    Tharlia nickte und bemühte sich, sich ihren Ärger nicht anmerken zu lassen. Torgan war nicht dumm, und sie durfte ihn keineswegs unterschätzen. Das hatte er bewiesen, indem er zielsicher den größten Schwachpunkt ihrer Argumentation entdeckt und zur Sprache gebracht hatte. Aber auch darauf war sie vorbereitet.
    »Ihr habt Recht, es ist für einen König schmachvoll, durch den Hohen Rat seines Amtes enthoben zu werden«, pflichtete sie ihm bei. »Aber sehen wir uns die beiden anderen Fälle an, in denen ein solches Vorgehen unvermeidbar war. Da wäre zunächst Korlos, der sein Amt nicht mehr ausüben konnte, weil er im hohen Alter den Verstand verlor. Seinem hohen Ansehen hat diese Tragik dennoch kaum geschadet - aufgrund seiner früheren Taten gilt er nach wie vor als Held und einer unserer größten Führer.« Sie machte eine kurze Pause, ehe sie mit verächtlicher Stimme weitersprach. »Und dann war da noch Voran, der den Thron wegen des Todes seines Vaters in viel zu jungen Jahren bestieg. Ein
eingebildeter, arroganter Narr, der sich selbst hoffnungslos überschätzte und unser Volk in den vier Jahren seiner Regentschaft an den Rand des Verderbens führte, wobei die verlorene Schlacht um die Quarzadern nur den traurigen Höhepunkt darstellte. Als er abgesetzt wurde, hatte er ohnehin bereits jegliches Ansehen verloren. Nur deshalb wird sein Name stets mit Schmach bedacht sein.«
    »So wie auch Burian unserem Volk seit vielen Jahren mehr geschadet als genützt hat«, warf Lamar ein, der Jüngste ihrer Runde und der Einzige, dessen voller Unterstützung Tharlia sich nahezu sicher sein konnte. Seine schmachtenden Blicke, sowohl an diesem Abend wie auch bei den wenigen Anlässen, bei denen sie sich vorher schon begegnet waren, waren ihr nicht entgangen, und sie wusste, dass sie ihn mit etwas Geschick mühelos um den Finger wickeln konnte. Der verliebte Dummkopf würde alles für sie tun, wenn sie ihm auch nur die geringste Hoffnung ließ, dass seine Gefühle von ihr nicht unerwidert blieben.
    Im Moment jedoch hätte sie ihm am liebsten den Hals umgedreht. In seinem Übereifer merkte er nicht einmal, dass er mit seiner Bemerkung ihre sorgsam geplante Argumentation unterlief.
    »Das kann man so generell nicht sagen«, widersprach sie. »Denkt nur an das Abkommen mit den Goblins, das uns nach Jahrhunderten ständiger Auseinandersetzungen endlich Frieden mit ihnen gebracht hat. Das war eine Tat von historischer Größe, die für immer mit seinem Namen verbunden sein wird.«
    Und wahrscheinlich die einzige , fügte sie in Gedanken hinzu, zudem war der Friedensschluss am wenigsten ihm zu verdanken. Im Gegenteil, längst schon hatten die Goblins erkannt, dass er ein schwacher Herrscher war, und in
den letzten Jahren mehrten sich bereits wieder Übergriffe. Obwohl sie geschickt vorgingen und man ihnen nie etwas nachweisen konnte, gab es kaum einen Zweifel, wer hinter dem spurlosen Verschwinden mehrerer Patrouillen und anderen Überfällen steckte.
    »Gerade wegen heroischer Taten wie dieser ist es wichtig, ihn daran zu hindern, sein eigenes Ansehen durch Misswirtschaft und Fehlentscheidungen zu beflecken«, sprach sie weiter. »Auch wenn es kaum jemand auszusprechen wagt, sind viele mittlerweile von ihm und seiner Art der Regierung enttäuscht, und es werden immer mehr. Je länger er noch auf dem Thron sitzt, desto stärker wird man sich an seine Fehler und Schwächen erinnern, während seine früheren Leistungen in den Hintergrund treten. Wir würden ihm einen schlechten Dienst erweisen, wenn wir dies
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