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Zwergenfluch: Roman

Zwergenfluch: Roman

Titel: Zwergenfluch: Roman
Autoren: Frank Rehfeld
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Großonkel. Und die Ratsmitglieder der Kriegerkaste werden es nicht wagen, sich gegen ihn zu stellen.«
    »Verzeiht, wenn ich Euch verletzt habe«, entschuldigte sich Vilon hastig. »Es lag nicht in meiner Absicht, alte Wunden aufzureißen. Wenn Barlok die Absetzung unterstützt, haben wir in der Tat gute Chancen, dass die Ratsmitglieder seiner Kaste diesem Beispiel folgen. Aber angesichts der Gefährlichkeit werdet Ihr sicher verstehen, dass wir die Zustimmung aus seinem eigenen Mund hören möchten und uns nicht allein auf Eure Verwandtschaft mit ihm verlassen.«
    Tharlia atmete tief durch.
    »Ich wollte zunächst die grundsätzliche Haltung von hohen Würdenträgern der Arbeiterschaft zu einer Absetzung Burians ergründen. Ein Treffen mit Angehörigen verschiedener Kasten in diesem frühen Stadium erschien mir unklug, weil es vermutlich nur in Streit und gegenseitigem Misstrauen geendet hätte«, erklärte sie. »Beim nächsten Mal mag das anders aussehen. Außerdem befindet sich Barlok derzeit auf einer wichtigen Mission, wie Ihr wohl wisst. Nach seiner Rückkehr werde ich mit ihm sprechen. Mir ist klar, dass Ihr Euch zum gegenwärtigen Zeitpunkt meinem Vorhaben nicht vorbehaltlos anschließen könnt, doch ich bitte Euch, zumindest über meine Worte nachzudenken, bis ich sie durch die Zustimmung weiterer Ratsmitglieder untermauern kann.«
    »Das werden wir«, versprach Torgan und erhob sich. Die anderen schlossen sich seinem Beispiel an. »Damit dürfte dieses Treffen wohl beendet sein. Aber eines möchte ich ganz klarstellen: Wir erwarten, dass Ihr bei Gesprächen mit
anderen nicht einen von uns beim Namen nennt. Solltet Ihr es dennoch tun, werden wir davon erfahren. Und sollte auf irgendeine Weise auch nur das Geringste von diesem Treffen an die falschen Ohren durchsickern, werden wir selbstverständlich abstreiten, dass wir jemals daran teilgenommen haben.«
     
     
    Nachdem sie sich von den anderen verabschiedet hatte, hielt Tharlia Lamar unter einem Vorwand noch zurück. Sie wollte herausfinden, wie er wirklich zu ihr stand und war entschlossen, seiner Hoffnung neue Nahrung zu verschaffen, um ihn noch enger an sich zu binden. In Anwesenheit der anderen war ein allzu offener Flirt nicht möglich gewesen, sie hätten ihre Absicht sofort durchschaut und sich gegen sie gestellt.
    »Ihr sagtet, Ihr müsstet noch mit mir sprechen. Worüber?«, erkundigte sich Lamar, als sie allein waren. Seine Nervosität war unübersehbar; unruhig knetete er seine Hände und musste sich beherrschen, um nicht von einem Fuß auf den anderen zu treten. Dabei gelang es ihm kaum, sie anzusehen.
    Armer, verliebter Dummkopf , dachte Tharlia spöttisch. Eine Krankheit hatte seine Eltern und viele seiner Verwandten dahingerafft, und obwohl seine Familie immer noch viele Mitglieder und Seitenzweige umfasste, war er der einzige Nachkomme des Hauptstammes und so trotz seines jungen Alters von kaum hundert Jahren zum Vorsteher des Hauses Tarkora geworden. Eine Bürde, die schwer auf seinen schmalen Schultern lastete.
    Auch Tharlia wurde mit ihren erst hundertsiebenundfünfzig Jahren von manchen noch für zu jung erachtet, das verantwortungsvolle Amt der Hohepriesterin der Li’thil zu bekleiden.
Anders als ihm war ihr diese Stellung jedoch nicht in den Schoß gefallen, sondern sie hatte sie sich durch Können, harte Arbeit und einige raffinierte Intrigenspiele erkämpft. Wobei sie sich besonders auf Letzteres meisterhaft verstand, ein Talent, das sie auch gegenwärtig nutzte, um ihre noch weitaus höheren Ambitionen zu verwirklichen.
    »Ich wollte Euch nur für Eure Unterstützung vorhin danken«, sagte sie und senkte ebenfalls in gespielter Schüchternheit den Blick. »Ihr wart der Einzige, der meine Ansichten offen zu teilen schien.«
    »Weil Burian ein schlechter König ist«, stieß der Junge hervor. »Ich bin sicher, dass auch die anderen das längst wissen, sie haben nur Angst, es offen auszusprechen und die Konsequenzen zu ziehen. Ich aber fürchte mich nicht!«
    »Ihr seid wirklich bewundernswert tapfer.« Tharlia sah, dass das Kompliment aus ihrem Mund ihn erröten ließ. »Noch einen Schluck Wein?« Ohne eine Antwort abzuwarten, schenkte sie in ihrer beider Gläser nach und reichte ihm das seine. »Trinken wir auf Mut und Tapferkeit.«
    »Auf Mut und Tapferkeit«, wiederholte Lamar und stürzte den edlen Wein in einem Zug hinunter. Er war nicht nur ein Dummkopf, sondern auch ein Barbar, stellte Tharlia fest, ließ sich ihr
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