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Zweilicht

Zweilicht

Titel: Zweilicht
Autoren: Blazon Nina
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Zufrieden lächelte Mo, als sie sah, wie das Mädchen in der kalten Brise wieder zu zittern begann.
    »Schluss jetzt!«, sagte Night streng. »Du willst ihn doch ohnehin nicht mehr und als Zeitvertreib sind Menschen doch ein bisschen gefährlich, meinst du nicht?« Tadelnd schüttelte sie den Kopf. »Ich habe ja von Anfang an gesagt, dass Fuchsfrauen und Menschen nicht zusammenpassen, aber wer hört schon auf die Älteste.«
    Mo seufzte und gab sich geschlagen. »Wahrscheinlich hast du recht. Aber ich werde unsere Welt vermissen.«
    »Ich auch«, sagte Coy aus ganzem Herzen.
    Night warf dem Kojoten einen abfälligen Blick zu. Sie hob Mo hoch und drückte sie vorsichtig an sich. Mo rollte sich in ihrer Armbeuge zusammen und genoss es, dass Night ihr über das Fell strich.
    Sie hielten alle drei den Atem an, als Jay plötzlich stehen blieb und sich umdrehte. Aufrecht wartete er, sein Mädchen in den Armen. Das rötliche Licht des Sonnenaufgangs ließ sein Haar leuchten. Erst vermutete Mo, er würde nach ihr Ausschau halten, und sie duckte sich in Nights Armen, aber dann hörte sie seinen Ruf. »Aidan?«
    Der Kojote zuckte zusammen. Er blickte zu Mo auf und sie musste lachen, so unterwürfig und fragend war sein Blick.
    »Deine Entscheidung«, sagte sie leichthin.
    Eine Weile schien er noch hin- und hergerissen zu sein, aber dann lief er mit einem federnden Satz los. Der Junge wartete, bis der Kojote zu ihm aufgeholt hatte, dann gingen sie Seite an Seite durch den Schnee.
    »Typisch«, knurrte Night verächtlich. »Na ja, die werden schon noch sehen, was sie sich mit diesem Kerl eingebrockt haben.«

Teil V – fuchslicht

die wolkeninsel
    f ayes Töchter und die anderen Kinder der Kolonie lieferten sich mit den letzten Resten von Schnee eine wilde Schlacht. Ihr kreischendes Lachen hallte noch im Gebäude wider – und auch das Rauschen des Flusses, der früher die 5th Avenue gewesen war. Die große Halle war ausgefegt, Licht fiel durch die Fenster, und obwohl man gegen das wuchernde Grün, die Nässe und den Verfall nicht ankam, stellte Ivy sich vor, dass in früheren Zeiten die Menschen dasselbe gesehen hatten wie sie jetzt. Es war wieder ein Museum geworden, oder zumindest etwas Ähnliches. Keiner der Clans hatte sich in dem Gebäude niedergelassen, zu sehr erinnerte es die Menschen an die düsteren Winterlager. Dafür liebten die Kinder die geheimnisvollen Kammern umso mehr und hatten sie in Besitz genommen. Ganze Tage lang erkundeten sie die Ausstellungsräume, kletterten auf den Dächern herum und suchten nach neuen Schätzen. Alles, was ihnen besonders gefiel, schleppten sie in die große Halle und löcherten Jay ganze Tage lang, um herauszubekommen, was es mit den Dingen auf sich hatte. Ausgestopfte Krokodile lauerten hier neben Höhlenmenschen, ein Zebra und ein Gürteltier bewachten die Tür. Und zwischen all diesen Artefakten hatten Jay und Columbus die vier Schläfer auf weiche Lager gebettet. Sie schliefen genau neben dem Podest, auf dem immer noch der größte Dinosaurier thronte. Sein Skelett war längst von allen magischen Zeichen befreit, und so war er nur noch das mahnende Monument einer längst vergangenen Zeit, der er nicht standgehalten hatte. Wir haben standgehalten , dachte Ivy mit einem Anflug von Stolz. Und als Jay ihre Hand drückte und ihr zulächelte, wusste sie, dass sie eben dasselbe gedacht hatten.
    »Gehen wir?«, fragte sie. »Es wird bald dunkel.«
    »Gleich.« Jay ging mit großen Schritten zu dem Mädchen hinüber, das im Schlaf stets lächelte. Obwohl das Kind nicht fror, hatte Jay es mit Decken und einem Wandteppich zugedeckt. Den Teppich hatte er bei einer seiner Erkundungstouren in einem anderen Museum gefunden. Ein Einhorn war darauf eingestickt. Das Fabeltier kniete vor einem Brunnen, und Ivy stellte sich gerne vor, dass es die Träume der Kleinen bewachte. Um ihren Kopf herum lagen Gaben der Kinder – Figürchen aus Holz, eine Lumpenpuppe und ein winziger ausgestopfter Affe. Und natürlich hatten sie dem Schläfermädchen auch einen Namen gegeben – Schneewittchen, weil es tiefschwarzes Haar hatte. Jay nannte sie allerdings nur die kleine Spanierin.
    Behutsam zog er den kostbaren Teppich bis zum Kinn des Mädchens hoch. Für diese zärtliche Geste liebte ihn Ivy nur noch mehr. Ein paar Sekunden genoss sie es, ihn zu betrachten. Er war kräftiger geworden, aber der Winter hatte ihn auch schmaler, schlanker werden lassen. Seine Locken waren wild und ungezähmt und länger
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