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Zweiherz

Titel: Zweiherz
Autoren: Antje Babendererde
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Francisco landen würde. Sie teilten sich eine Pizza und beobachteten die Leute in der Halle. Will war es nicht gewohnt, so viele Menschen um sich zu haben, und kam sich zunehmend verloren vor.
    Aber dann meldete die Ansage, dass der Flieger aus San Francisco gelandet war. Als die ersten Passagiere durch die Sperre kamen, presste Kaye nervös Wills Finger in ihrer Hand.
    »He«, sagte er, »es ist bloß dein Vater. Du kennst ihn seit beinahe achtzehn Jahren. Ich müsste nervös sein.«
    »Da ist er«, rief sie und riss die Augen auf. Sie winkte wild und Will schüttelte den Kopf. Plötzlich sagte Kaye leise: »Oh je!«
    »Was denn?«
    »Er ist nicht allein.«
    »Was heißt: Nicht allein ?«
    Kayes Arm, mit dem sie eben noch gewunken hatte, sank herab. »Er hat eine Frau mitgebracht.«
    Arthur Kingley hatte seine Tochter und Will entdeckt und kam freudestrahlend auf sie zu. An der Hand zog er eine zierliche Frau mit blondem Zopf hinter sich her. Er umarmte erst Kaye und dann Will, der vor Schreck zur Steinsäule erstarrte. Mit einem großen Lächeln sagte er: »Kaye, Will, das ist Hannah, eine Freundin von mir. Sie wird eine Weile bei uns wohnen.«
    Arthur legte den Arm um die Schultern der Frau und sagte: »Hannah, das ist meine Tochter Kaye und das ist Will, ihr... ihr Indianer.«
    Will fasste sich als Erster. Mit einem breiten Lachen im Gesicht schüttelte er Hannah die Hand. »Hallo, herzlich willkommen im heißen Südwesten.«
    Hannah hatte ein strahlendes Leuchten in den Augen und einen unerwartet kräftigen Händedruck. »Hallo, Will, Kaye, ich freue mich, euch kennenzulernen.«
    Kaye musste auf einmal lachen, so komisch erschien ihr die Situation. »Hättest du mich nicht wenigstens warnen können, Dad? Dann hätte ich das Bett im Gästezimmer bezogen.«
    »Ach.« Arthur winkte ab. »Ich glaube, das ist nicht notwendig. Hannah wird bei mir schlafen.«
    Kaye blieb der Mund offen stehen, während ihr Vater nicht mal rote Ohren bekam. Will griff schmunzelnd nach Hannahs Koffern, da umarmte Kaye ihren Vater endlich. »Willkommen zu Hause, Dad. Ich freu mich, dass du wieder da bist. Und ich freu mich für dich, dass du nicht allein gekommen bist.«

    Am Sonntagvormittag schlachtete Arthur Kingley auf Wunsch seiner Tochter drei Lämmer und Kaye bereitete ein gewaltiges Festmahl zu. Will und Hannah halfen ihr dabei. Großvater Sam, den Will schon am Morgen auf die Ranch geholt hatte, begutachtete das Anwesen. Er war noch niemals hier gewesen, hatte jede Einladung von Sophie Kingley oder ihrer Tochter immer abgelehnt. Aber nun war er auf Wills Bitten hin doch mitgekommen. Der alte Navajo war neugierig auf die Frau, die Arthur sich aus der Stadt mitgebracht hatte.
    Was der alte Sam über Hannah wissen wollte, hatte er sehr schnell herausgefunden. Es gab etwas in ihrem Wesen, das ihn an Kayes Mutter erinnerte. Vielleicht war es die Art, wie Hannah den Mann ansah, den sie liebte. Außerdem lachte sie viel, das war gut. Und kräftige Hände hatte sie auch. Sam hoffte, dass Hannah bleiben würde.

    Arthur und Will hatten im Schatten der Pappelbäume mehrere Tische zusammengestellt und trugen Stühle heran. Kaye deckte die Tafel.
    »Mein Gott, wen erwartest du denn alles?«, fragte Arthur seine Tochter.
    »Hey Dad«, sagte sie, »bleib mal ganz ruhig. Es gibt viel zu feiern. Und seit Mom tot ist, hat es kein richtiges Fest mehr auf der Ranch gegeben. Ich habe meine Familie und ein paar meiner Freunde eingeladen.«
    Arthur fasste seine Tochter an der Schulter und drehte sie zu sich herum. »Wirst du Hannah mögen können?«, fragte er.
    »Ich mag sie schon, mach dir da mal keine Sorgen.«
    »Aber werdet ihr auch miteinander auskommen?« Er wurde verlegen. »Ich hab sie nämlich sehr gern, und wenn sie sich auf der Ranch und im Res wohlfühlt, dann...«
    »Dad.« Kaye legte das Besteck aus der Hand und blickte ihrem Vater ins Gesicht. »Ich habe es dir noch nicht gesagt, aber das hier wird auch mein Abschiedsessen sein. Ich werde zu Will und Großvater Sam ziehen.«
    Arthur schluckte. »Aber ich dachte... der alte Mann kann auch hier wohnen, wir haben genug Platz. Und außerdem: Ist es bei euch nicht Brauch, dass der Mann zur Familie der Frau zieht?«
    Kaye lachte über die Versuche ihres Vaters, sie auf die alten Traditionen ihres Volkes hinzuweisen. »Da hast du wohl recht. Aber vielleicht willst du wieder heiraten und für uns alle zusammen wäre im Haus gar kein Platz. Großvater Sam wird nirgendwo anders leben als auf
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