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Zweiherz

Titel: Zweiherz
Autoren: Antje Babendererde
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dauern. Aber die Knochen heilen gut - jedenfalls hat der Arzt das gesagt. Wenn die Metallplatte und der Nagel draußen sind, muss ich in eine Rehaklinik.« Er sah Will an. »Und was machst du so, sik’is ?«
    »Ich habe meinen Großvater hergebracht. Er wird heute am Grauen Star operiert. Erst einmal das rechte Auge. Wenn alles gut geht, kann ich ihn am Freitag wieder mitnehmen.«
    »Ich meinte: Wie geht es dir, Will? Verfolgt dich Graubein Kojote noch?«
    »Seit ich mit Kaye zusammen bin, hab ich ihn nicht mehr gesehen.«
    »Dann hat sie dich also endlich rumgekriegt?«
    »Ja.« Will lächelte. »Obwohl du ihr geraten hattest, mich nicht anzufassen.«
    Aquilar bekam rote Ohren. »Ich wollte ihr nur helfen. Ich wollte euch helfen.«
    »Das hast du, verdammt.« Will umarmte Aquilar spontan. »Ich weiß nicht, wie ich das alles wiedergutmachen kann.«
    »Ich wüsste da was«, sagte Aquilar leise. »Könntest du Maria besuchen? Ich glaube, es geht ihr sehr schlecht.«
    Will nickte. »Ich werde gleich auf dem Rückweg nach ihr sehen.«

    Er fuhr über Ganadao zurück ins Reservat und stattete Maria Yazzie einen Besuch ab. Voller Wärme bekundete er der jungen Frau sein Mitgefühl. Atisis Name wurde nicht ein einziges Mal ausgesprochen, so war es Brauch. Will spürte, dass Maria sich dafür schämte, einen Mann geliebt zu haben, der zwei Menschen getötet hatte. Sie musste nun eine schwere Last mit sich herumtragen, aber vielleicht würde sie eines Tages darüber hinwegkommen.
    Aquilars Schwester bedankte sich höflich für den Besuch, war aber sichtlich erleichtert, als Will sich wieder verabschiedete. Vielleicht würde sie irgendwann einen sik’is brauchen, einen Freund. Im Augenblick war sie noch nicht bereit dafür.
    Will fuhr zurück nach Window Rock und setzte sich zu Kaye in den Laden. Er erzählte ihr von seinem Besuch bei Aquilar und bei Maria. Ein paar Leute kamen noch, bevor Kaye das Schild Geschlossen in die Tür hängte.
    »Macht es dir eigentlich Spaß, den Laden zu schmeißen?«, fragte er sie, als sie ein paar Dinge an ihren Platz zurückstellte, die Kunden in den Händen gehabt hatten.
    »Es ist eine Herausforderung«, antwortete sie lächelnd. »Ich bin mein eigener Herr.« Sie schloss die Schublade auf, holte den Lederbeutel mit den Silberstücken heraus und reichte ihn Will. »Die willst du doch bestimmt wiederhaben.«
    Er nahm sie an sich. » Ahééh . Danke, dass du sie nicht verkauft hast.«

    Will wunderte sich, dass Kaye darauf bestand, am Steuer zu sitzen. Den Jeep zu fahren, machte ihm Spaß, besonders jetzt, da er im Besitz eines Führerscheins war. Aber er beschwerte sich nicht, schließlich war es ihr Wagen.
    Sie hielt vor dem Green Garden Schnellimbiss und ging hinein. Aber Shelley war nicht da, sie hatte frei und war bei Robert Lindsay.
    »Hier geht es nicht nach Hause«, bemerkte Will, als sie den Hügel hinauffuhren, statt auf die Hauptstraße abzubiegen.
    »Ich will noch kurz jemanden besuchen«, eröffnete sie ihm.
    Als Kaye den Jeep vor dem großen Haus der Lindsays parkte, sah sie Shelley aus einem der oberen Fenster winken. »Kommst du mit rein?«, wandte sie sich an Will.
    »Muss das sein?«
    »Nein«, sagte sie, »es muss nicht sein. Aber seit du wieder da bist, habe ich meine Freunde arg vernachlässigt. Es ist an der Zeit, es wiedergutzumachen.«
    Will wusste, dass sie recht hatte, und stieg aus. Die Hände in den Hosentaschen, begutachtete er das herrschaftliche Haus der Lindsays. Er war froh, nicht mehr für Garland Lindsay arbeiten zu müssen.
    Rob kam ihnen im Eingang entgegen und winkte sie herein. Er schüttelte Will freundlich die Hand und gab Kaye, ohne mit der Wimper zu zucken, einen Kuss auf die Wange. »Na so was«, sagte er strahlend. »Kaye Kingley weiß noch, wo ich wohne.«
    Drinnen im Haus war es angenehm kühl und es roch fruchtig. Robs Mutter stand in der Küche und kochte Marmelade aus Junibeeren. »Schön, dass ihr mal vorbeikommt«, sagte sie. »Wie geht es deinem Vater, Kaye? Ich habe gehört, er war eine Weile weg.«
    »Ja. Er kommt Freitag aus San Francisco zurück. Ich denke, es geht ihm gut.«
    »Unsere Pokerrunde ist noch etwas kleiner geworden«, sagte Mrs Lindsay, womit sie Ted Northridge meinte. »Vielleicht hat Arthur Lust, wieder einzusteigen.«
    »Ich werde es ihm ausrichten.«
    Robert holte zwei Coladosen aus dem Kühlschrank und warf Will eine zu. Die andere gab er Kaye und deutete ihr an, dass sie ihm nach oben folgen sollten.
    Shelley wurde
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