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Zwei Wochen danach (German Edition)

Zwei Wochen danach (German Edition)

Titel: Zwei Wochen danach (German Edition)
Autoren: Kathrin Schachtschabel
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nach, wie ich auf sie wirken muss. „Bist du verrückt geworden?!“, schreie ich meinen Sohn an.
    Er will mir cool kommen, will sich vor seinen Freunden nicht blamieren und bläst sich vor mir auf. Doch ich lasse ihm nicht die Gelegenheit, sich zu rechtfertigen. „Dein Großvater wäre beinahe gestorben und du veranstaltest hier Orgien?!“
    Mit großen Augen sieht mich Raphael an und sein Entsetzen erinnert mich daran, dass ich einen Fehler begangen habe. Ich habe ihm und Susanne am Telefon nicht die ganze Wahrheit gesagt. Um sie nicht zu beunruhigen. Um Ralph nicht zu beunruhigen.
    Ich sage nichts mehr und gehe aus dem Zimmer. Setze mich noch angezogen in der Küche an den Tisch.
    Die Musik bleibt aus. Fünf Minuten später höre ich, wie Raphaels Freunde die Wohnung verlassen.
    Seine Zimmertür schließt. Er kommt nicht zu mir hinüber und auch nicht Susanne und das ist ein schlechtes Zeichen.
     
    ***

Heike schenkt ihrer Freundin und sich noch einen Schluck Rotwein nach, setzt sich dann auf die Couch zurück, zieht die Beine an sich heran und umschlingt sie mit ihren Armen.
    Das Glas hält sie in der Rechten und von Zeit zu Zeit nimmt sie einen Schluck.
    Kurz nach zehn wird Heike müde. Der Tag ist unendlich lang gewesen, der Wein hat seines dazugetan.
    Sie denkt an den morgigen Tag und an all das, was sie sich vorgenommen hat. Veronika ist weg. Sie muss jetzt allein agieren.
    An der Tür drückt Sybille sie flüchtig. „Ruf an, wenn du mich brauchst!“
    Heike tritt nach draußen, spürt die kühle Frühlingsluft und winkt ihr einen Moment nach. Dann schließt sie die Tür ab und geht in die Zimmer ihrer Söhne.
    Das Flurlicht wirft einen Schein auf sie, so dass Heike sehen kann, wie sie atmen.
    Die Türen lässt sie einen Spalt offen, dann geht sie ins Bad und betrachtet im Spiegel ihre vom Wein rot gefärbten Wangen.
    Sie hört das Telefon und beeilt sich, nach unten zu kommen, bevor die Kinder wach werden.
    Es ist Sybille, Heike ist erleichtert.
    „Hast du was vergessen?“, fragt sie überrascht.
     
    ***

Endlich gebe ich mir einen Ruck. Ich ziehe meine Jacke aus und hänge sie im Flur auf. Mein Blick streift im Vorübergehen den Anrufbeantworter. Keine Nachricht.
    Sachte öffne ich Susannes Zimmertür. Es ist dunkel. Der Geruch verrät mir, dass sie in ihrem Zimmer gegessen hat. Sie liegt im Bett, doch ich sehe, dass sie noch ihre Kleidung trägt.
    Sie hat den Kopf zur Wand gerichtet. Ich setze mich zu ihr und streichle die Katze, die entspannt zu ihren Füßen liegt.
    Dann dreht sich Susanne um. Da sind Tränen auf ihrem Gesicht.
     
    ***

Dienstag
    (Nicole)
    Am nächsten Morgen ruft Renate vom Schwesternzimmer aus an. Joachim ist aufgewacht. Es geht ihm gut. Ihre Stimme klingt gelöst und die Erleichterung lässt mich losheulen.
    Sie war Joachim gegenüber so verbittert gestern Abend, als ich mich von ihr verabschiedet habe.
    „Kein einziges Mal hat er an mich gedacht!“, hat sie gesagt. So, als könnte sie ihm nie verzeihen, was er ihr angetan hat.
    Ich hole die Zeitung nach oben und mache Frühstück.
    Susanne und Raphael schlafen noch.
    Also genieße ich den duftenden Kaffee, der mir heute besonders in die Nase steigt. Noch ein Augenblick der Ruhe und Entspannung, bevor ich mich meinem Sohn stellen muss.
    Eine Semmel mit Salami in meiner Hand, schlage ich die Zeitung auf. Stellenangebote gibt es erst morgen, denke ich und freue mich, dass ich mich wieder um meine eigenen Probleme kümmern kann.
    Zehn Minuten später stehen sie in der Küchentür und halten sich bei den Händen. Ich höre sie nicht, aber ich spüre, dass sie da sind.
    „Opa geht es wieder gut“, sage ich. Ich bin so unsicher.
    „Er muss noch in der Klinik bleiben, aber nur, damit er nicht noch eine Dummheit begeht.“
    Sie laufen zu mir und ich umarme sie. Sie kommen mir so klein vor in diesem Moment.
    Raphaels Kuss auf meine Wange ist zärtlich und eine Rarität. Mein Sohn hat mir verziehen!
     
    ***

(Heike)
    „Papa und ich, wir haben uns was überlegt!“
    Heike rätselt, was ihre Mutter meinen könnte. Sie steht kurz auf, um auch die hintere Außenjalousie hochzuziehen. Dann setzt sie sich wieder zu ihrer Mutter an den Tisch.
    „Wir geben das Haus auf und ziehen zu dir!“
    Heikes Stirn legt sich in Falten, doch ihre Mutter interpretiert diese Geste falsch.
    „Du musst dir keine Gedanken machen“, schüttelt sie mit dem Kopf. „Wir haben uns das gut überlegt. Es ist die beste Lösung und die einzige Möglichkeit
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