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Zwei wilde kleine Hexen

Zwei wilde kleine Hexen

Titel: Zwei wilde kleine Hexen
Autoren: Cornelia Funke
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Begrüßung über sich ergehen.
    »Glaubst du immer noch, dass du schon bald eine Hexe bist?«, fragte Elfriede Lilli mit spöttischem Lächeln.
    Lilli schüttelte den Kopf. »Diese ganzen Pflanzen!«, stöhnte sie. »Natternkopf, Weidenröschen, Hirtentäschel, das kann sich doch kein Mensch alles merken. Und dann soll ich auch noch wissen, ob so ein Täscheldingsbums gesund macht oder ich davon tot umfalle?«
    »Ach, du wirst sehen …« Elfriede ließ sich ins Gras fallen, zog die Stiefel aus und rieb sich die schmerzenden Füße. »In ein paar Jährchen geht euch das flüssig über die Lippen.«
    »Ein paar Jährchen?«, rief Lilli entgeistert.
    »Ja, was hast du denn gedacht?«, fragte Elfriede. »Dass das hier ein Blitzkurs für Hexerei wird?«
    Lilli zupfte an ihrem Ohrring herum. »Könnte ich nicht vielleicht einfach nur fliegen lernen?«
    Lachend schüttelte die Hexe den Kopf. »Wie eine reife Pflaume würdest du vom Himmel fallen, mein Schatz!«
    Fragend sah sie Rosanna an. »Wie ist es mit dir, Krötenbeschimpferin?«
    »Ich will alles lernen«, sagte Rosanna.
    Elfriede nickte. »Spricht nichts dagegen. Und weil ihr so geduldig meinem oberschlauen Gerede gelauscht habt, gibt es jetzt nach so viel Hexenklugheit etwas Hexenspaß.« Sie sah zum Himmel hinauf. »Ja, dunkel genug ist es. Eine Warnung für die Zukunft: Fliegt niemals bei Tage! Die Menschen hassen, was sie nicht verstehen. Komm, Lilli, wir machen einen kleinen Rundflug.«
    Lilli grinste bis zu den Ohren. Aufgeregt hüpfte sie von einem Fuß auf den anderen.
    »Und du …« Die Hexe zupfte Rosanna an der Nase. »Du wartest hier auf mich, ja? Mit dir habe ich nämlich noch etwas Besonderes vor. Wo dir das Fliegen doch keinen Spaß macht.«
    »Och, wieder ein Geheimnis«, sagte Lilli.
    »Stimmt genau.« Elfriede holte ihren Besen und Lilli setzte sich hinter sie. »Ich bin bald zurück!«, rief die Hexe Rosanna zu.
    Lautlos erhob sich der Besen in den Himmel – und Zorro heulte den Mond an. Elfriede wendete und kam zurück.
    »Verflucht und zugehext, ist dieser Hund verliebt in seine Stimme. Los!« Ärgerlich zeigte sie zum Gartentor. »Los, haariger Freund, geh nach Hause und bell da den Mond an. Und du, Kater, begleitest ihn.«
    Mürrisch drehte Zorro sich um und trottete davon. Ramses schlich auf leisen Pfoten hinterher.
    »So«, sagte Elfriede. »Zweiter Versuch.« Wieder erhob sich der Besen mit den beiden in die Nacht. »Bis gleich!«, rief die Hexe.
    Rosanna setzte sich ins Gras und wartete.

[zurück]
Wurzelzauber
    Rosanna war noch nicht lange allein, da hörte sie, wie jemand das Gartentor öffnete. Sie bekam einen Schreck, aber es war nur Brunhilde, die durch den Garten auf sie zukam.
    Schweigend setzte sie sich neben Rosanna ins Gras.
    »Lilli und Elfriede fliegen noch«, sagte Rosanna.
    Lächelnd sah Brunhilde zum Himmel hinauf. »Elfriede kann nie genug bekommen vom Fliegen. Meist scheucht erst die Sonne sie vom Himmel. Ich mochte es noch nie besonders.«
    »Ich auch nicht«, sagte Rosanna.
    Wieder saßen sie eine Weile stumm nebeneinander. Dann sagte Brunhilde: »Ich halte das Menschsein nie lange aus, aber heute hat es Spaß gemacht.«
    »Du wirst dich doch nicht schon bald wieder verwandeln?«, fragte Rosanna besorgt.
    »O doch!«, antwortete das Krötenmädchen. »Bis zum nächsten Neumond habe ich meinen Teil getan.«
    Bestürzt sah Rosanna sie an. »Aber was passiert, wenn du wieder weg bist? Ich meine, wenn du wieder eine Kröte bist? Wird dann alles, wie es war?«
    Das Krötenmädchen zuckte die Schultern. »Das liegt an euch. Ihr müsst nur das Glück wach halten. Es ist sehr schläfrig, aber ihr schafft das schon.«
    Keine Ahnung, wie, dachte Rosanna, guckte hinauf zum Mond und sah etwas Schwarzes die Sterne verdecken. In den Bäumen über ihnen raschelte es und etwas plumpste ins Gras.
    »Puh, was für eine miserable Landung!«, rief Elfriede. »Zaubernuss und Bilsenkraut! Nützliche Pflanzen, diese Brennnesseln, aber müssen sie eine Hexe so quälen?«
    Mit dem Besen unter dem Arm kam sie aus der Dunkelheit gestapft. »Hallo, kleine Kröte.«
    »Hallo«, sagte Brunhilde, rekelte sich gähnend und stand auf. »Mensch sein macht müde. Kannst du mir einen Platz zum Schlafen empfehlen, Elfriede?«
    »Auf dem Dach ist es wunderbar.«
    Brunhilde schüttelte sich. »Nicht mein Geschmack. Ich werde es mal mit dem Haus versuchen. Schöne Träume und gute Nacht.«
    »Gute Nacht!«, rief Elfriede. Dann zwinkerte sie Rosanna zu.
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