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Zwei wilde kleine Hexen

Zwei wilde kleine Hexen

Titel: Zwei wilde kleine Hexen
Autoren: Cornelia Funke
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violette Blüte und steckte sie zu den Nelken, die auf dem Tisch standen.
    Der dicke Mann lachte glucksend.
    »Wie macht sie das?«, flüsterte Rosannas Mutter ungläubig. »Madonna, dieser dicke Mann hat noch nie gelacht.«
    Sie weckt das Glück, dachte Rosanna. Sieht so einfach aus und ist doch große Hexerei.
    Dann kam das Krötenmädchen zu ihnen.
    »Das ist meine Tochter Rosanna«, sagte Rosannas Mutter.
    Lächelnd nickte Brunhilde ihr zu.
    »Wie geht’s?«, fragte Rosanna verlegen.
    »Oh, sehr gut«, antwortete das Krötenmädchen. »Ich bin mit meinen Fortschritten sehr zufrieden.« Dann ging sie langsam zum Tresen zurück.
    »Etwas langsam ist sie«, flüsterte Rosannas Mutter. »Aber sonst! Siehst du, dein Vater hat es auch schon gemerkt.«
    Er lächelte das Krötenmädchen an und erzählte ihr einen seiner Lieblingswitze.
    Weißer Zauber, krumme Wege, dachte Rosanna und gab ihrer Mutter einen Kuss auf die Backe.
    »Wie wär’s, wenn ihr mal einen Hexenbecher auf die Karte setzt?«, fragte sie. »Mit Papas Waldmeistereis für die Kräuter, Vanilleeis für den Mond und Schokoladeneis für die Nacht. Obendrauf heiße Himbeeren für die roten Haare. Und auf den Becherrand eine Schlange aus Sahne. Mit Mokkabohnenaugen.«
    Rosannas Mutter lachte. »Wie kommst du denn auf so etwas? Hexen bringen Unglück.«
    »Blödsinn, Mama!«, sagte Rosanna und hüpfte zur Treppe. »Sie bringen Glück. Jede Menge Glück!«
     
    Ramses war schon wieder nicht aufzutreiben, aber Zorro war noch nicht abgeholt worden. Glücklich lag er auf Rosannas Bett und kaute auf ihren Pantoffeln herum.
    »Die sind wohl froh, dass sie dich los sind, was?«, sagte sie, nahm ihn an die Leine und ließ sich zu ihrer ersten Hexenstunde schleifen.
    Als sie vor dem verlassenen Haus standen, zogen Wolken am Himmel auf. Die ersten seit Elfriedes Wetterzauber. Macht nichts, dachte Rosanna und streckte ihnen die Zunge raus. Gegen Glückshexerei kommt ihr nicht an.
    Lilli war noch nicht da, als Zorro Rosanna in den Garten zog. Und von der Hexe war auch nichts zu sehen.
    »Elfriede?«, rief Rosanna durch das offene Fenster. Zorro sprang ins Haus, kam aber gleich wieder zurück. Er ließ den Schwanz hängen.
    Aber plötzlich hörte Rosanna auf dem Dach ein Geräusch. »Huhuuuu!«, rief Elfriede. Breitbeinig saß sie auf dem Dachfirst und winkte Rosanna zu. »Eine wunderbare Aussicht ist das von hier oben!«, rief sie.
    Rosanna wurde schon schwindelig vom Hochgucken.
    »Warte, ich komme!«, rief die Hexe, rutschte auf dem Hintern das Dach herunter, hängte sich an die Regenrinne und ließ sich von dort ins hohe Gras plumpsen. Mit Gebell sprang Zorro auf sie zu und schleckte sie ab.
    »Heilige Dreizehn, nimm deine Zunge aus meinem Gesicht!«, rief Elfriede und rappelte sich hoch. »Oje!«, stöhnte sie. »Das ist nichts mehr für meine morschen Knochen. Komm, wir gehen rein.«
    Das leere Zimmer hatte sich verändert. Überall auf dem Fußboden häuften sich Blumen und Kräuter, sorgfältig sortiert. Ihr Duft hing schwer in der warmen Luft. Auf ein paar großen Steinen stand ein zerbeulter Topf, in dem irgendetwas brodelte. Daneben lag Ramses, alle viere von sich gestreckt, und schlief.
    »Alter Verräter!«, sagte Rosanna und setzte sich neben ihn. »Was hast du eigentlich auf dem Dach gemacht, Elfriede?«
    »Geschlafen, was sonst?«, antwortete die Hexe und schubste Zorros schnüffelnde Nase von ihrem Topf weg. »In dem Baum hat mir eine Elster zweimal auf den Kopf gemacht. Da bin ich aufs Dach gezogen. Ich schlaf nicht gern in Häusern. Nur, wenn es sich gar nicht vermeiden lässt. Bei Hagel oder Schneesturm zum Beispiel. Aber gestern war eine wunderbare Nacht. Ganz wunderbar. Warm wie Sternenwolle.«
    »Hallo?«, rief Lilli draußen. Einen Moment später steckte sie den Kopf durchs Fenster. »Elfriede, was für einen Zauber gibt es gegen schlechte Köche?«, fragte sie. »Mein Vater hat sich heute selbst übertroffen.«

    »Da bist du bei mir an der falschen Adresse«, sagte die Hexe. »Ich bin selbst eine scheußliche Köchin. Das Einzige, was ich gut hinkriege, ist Kräutertee. Hab mich deswegen mal von einer berühmten Kollegin behexen lassen, aber die Wirkung war gleich null.«
    »Schade«, sagte Lilli und kletterte durchs Fenster. »Wie wär’s, wenn du die Tür mal entbrettern würdest?«
    »Wieso?«, fragte Elfriede. »Ist doch nett, so durchs Fenster zu schlüpfen, oder? Hält außerdem meine alten Knochen geschmeidig und zeigt meine Anwesenheit
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