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Zwei wilde kleine Hexen

Zwei wilde kleine Hexen

Titel: Zwei wilde kleine Hexen
Autoren: Cornelia Funke
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rot wie ein Radieschen. Verwirrt sah sie in Brunhildes gesprenkelte Augen.
    »Das Glück wecken«, murmelte Lilli. »Also, ich weiß nicht. Wie soll denn das gehen, hm?« Sie rümpfte die Nase.
    Spöttisch stupste das Krötenmädchen sie vor die Brust. »Geh erst einmal in die Lehre, Besenreiterin«, sagte sie leise. »Vielleicht erzähl ich dir dann irgendwann meine Geheimnisse.«
    »Womit wir wieder beim Thema wären«, sagte Elfriede. »Morgen fangen wir mit dem Unterricht an und Brunhilde wird hier Rosannas Platz einnehmen. Einverstanden?«
    Erstaunt sah Rosanna sie an.
    »Ich erklär’s dir«, fuhr Elfriede fort. »Morgen stellt sie sich bei deinen Eltern vor, mit der Bitte, bei ihnen in die Lehre gehen zu können. Ohne Bezahlung, versteht sich. Deine Eltern werden sich wundern, aber ich glaube, sie werden sie nicht wegschicken. Und dann«, sie kicherte, »dann werden sie, ohne es zu merken, bei Brunhilde in die Lehre gehen.«
    »Sie wird was ins Eis mischen, nicht wahr?«, flüsterte Lilli. »Das die Leute verhext. Dass sie ins Café kommen müssen.«
    »Aber nein!« Ärgerlich schüttelte Elfriede den Kopf. »Heilige Dreizehn! Wie kommt denn so ein Blödsinn in deinen kleinen Kopf? Zauberei für Faulpelze und Dummköpfe. Brunhilde hat so was nicht nötig.«
    Zerknirscht sah Lilli das Krötenmädchen an.
    »Ich sorge dafür, dass die Leute ihr Lachen wiederfinden«, sagte Brunhilde. »Sie werden das Lachen mit nach Hause nehmen und zurückkommen, wenn sie es wieder verloren haben. Was schnell passiert, nicht wahr?«
    Rosanna nickte. Nachdenklich sah sie die junge Hexe an. »Ich glaube, ich weiß, wie sie sich fühlen werden«, sagte sie und lächelte Brunhilde zu.
    »In Ordnung!«, rief Elfriede. »Dann ist ja alles klar. Zeit, eine Schürze voll Schlaf zu kriegen.« Sie sprang von ihrem Stuhl auf und griff nach ihrem Besen. »Morgen Nachmittag um drei beginnt der Unterricht. Wer zu spät kommt, hat selber Schuld. Lilli, sollen wir dich nach Haus bringen?«
    »Mit dem Besen?«, fragte Lilli entzückt.
    »Womit sonst?«, fragte Elfriede zurück. »Aber was machen wir mit deinem Hund? Wir können ihn uns schlecht über die Schulter hängen.«
    »Er kann bis morgen hierbleiben«, sagte Rosanna.
    Zorro und Ramses lagen wieder unter dem Tisch. So ineinandergerollt, dass nicht zu erkennen war, wo der Hund aufhörte und der Kater anfing.
    »Na, dann kommt!«, sagte Elfriede und winkte Lilli und Brunhilde hinter sich her. Hüpfend folgte Lilli den beiden Hexen nach draußen.
    Rosanna stellte sich in die offene Tür und sah den dreien nach, die höher und höher stiegen, über die Dächer und Bäume hinwegschwebten und schließlich in der Nacht verschwanden. Dann schloss sie die Tür ab, rückte die Stühle, auf denen sie gesessen hatten, wieder an den Tisch und nahm die heruntergebrannten Kerzen vom Tresen. Vorsichtig sammelte sie die verstreuten Blüten auf, machte das Licht aus und tastete sich durch die Dunkelheit die Treppe hinauf. Die Blüten hatte sie immer noch in der Hand. Als sie ins Bett kroch, legte sie sie unters Kopfkissen.
    Sie brachten ihr wunderschöne Träume.

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Hexenprobe
    Als Rosanna aus der Schule nach Hause kam, zog ihre Mutter sie gleich aufgeregt in die Küche.
    »Stell dir vor«, sagte sie. »Ein fremdes Mädchen ist gekommen heute. Ein bisschen seltsam, aber mit einem freundlichen Gesicht. Sie will bei uns lernen. Ohne Geld! Was sagst du dazu? Du brauchst nicht mehr so viel zu helfen jetzt. Va bene, oder?«
    »Wunderbar«, sagte Rosanna. Mehr fiel ihr nicht ein.
    »Dein Vater wollte erst nicht«, sagte ihre Mutter. »Aber ich sage, das ist das Glück. Und das schickt man nicht weg. Komm«, sie zog Rosanna mit ins Café, »ich stell sie dir vor. Sie hat einen komischen Namen. Brunhilda oder so.«
    »Brunhilde«, sagte Rosanna.
    Überrascht sah ihre Mutter sie an.
    »Brunhilde, nehm ich an«, sagte Rosanna hastig.
    »Da ist sie«, flüsterte ihre Mutter. »Siehst du, da. Sie bedient den dicken Meckermann. Sieh dir das an.«
    Da stand das Krötenmädchen. Nicht länger barfuß, sondern mit spitzen Stiefeln an den Füßen. Lächelnd stellte sie dem dicken Mann mit dem Pudel einen Eisbecher hin. Statt eines Schirmchens steckte ein Besen drin. Ein winzig kleiner Besen.
    Griesgrämig rückte der Mann seine Krawatte zurecht, sah Brunhilde an – und lächelte. Nur mit einem Mundwinkel, aber er lächelte. Das Krötenmädchen lächelte zurück, zog aus ihrer Schürzentasche eine kleine
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