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Zwei wilde kleine Hexen

Zwei wilde kleine Hexen

Titel: Zwei wilde kleine Hexen
Autoren: Cornelia Funke
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Kröte, umgeben von Blüten. Die Hexe war nur noch ein Schatten unter der Decke.
    Lilli tastete nach Rosannas Hand.

    Aber da fing die Hexe an zu singen. Ganz leise.
    »Rums fidelbums, mit Hexenmacht
    dreimal dumm und laut gelacht,
    ohne viel Brimborium,
    flitzeschnell und krötenkrumm
    wird der Zauber jetzt vollbracht.
    Was für eine wilde Nacht!«
     
    Dann sauste die Hexe im Sturzflug auf die brennenden Kerzen zu und pustete sie aus.
    Stockdunkel und still war es plötzlich.
    Rosanna hörte Lilli neben sich atmen.
    »Elfriede?«, flüsterte sie. »Elfriede, sag doch was.«
    In der Dunkelheit war ein Fingerschnipsen zu hören. Die Deckenlampen flammten auf. Und die Mädchen kniffen die Augen zusammen.
    »Na bitte!«, sagte Elfriede hinter ihnen. »Hat wieder mal geklappt.«

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Krötenmädchen
    »Das gibt’s doch nicht«, flüsterte Lilli.
    Auf dem Tresen, zwischen erloschenen Kerzen und verstreuten Blüten, saß ein Mädchen, fast schon eine junge Frau. Langsam hob sie eine Hand und zupfte sich ein paar Blüten aus dem braunen Haar. Ihre Augen waren hell, voller goldener Sprenkel, und ihr Mund war breit. Sie lächelte. Über ihrem bunten Kleid trug sie eine rote Weste mit Goldstickerei.
    »Besser, Elfriede, schon viel besser!«, sagte sie. »Diesmal hat es nicht einmal gezwackt.«
    Elfriede stellte ihren Besen in die Ecke und verbeugte sich. »Danke für das Kompliment, meine Liebe.«
    Sanft schob sie Lilli und Rosanna auf den Tresen zu. Zorro schnupperte schon neugierig an den Händen der Fremden, während Ramses noch abwartend um Elfriedes Beine strich.
    »Vorstellen muss ich sie euch ja wohl nicht, oder?«, fragte die Hexe.
    »Brunhilde«, flüsterte Rosanna.
    »Hallo, Krötenbeschimpferin«, sagte Brunhilde.
    Fassungslos starrte Lilli die Fremde an.
    »Ich verstehe!«, raunte sie plötzlich mit Verschwörerstimme. »Du bist eine verzauberte Prinzessin oder so was, nicht wahr?«
    Amüsiert verzog Brunhilde den breiten Mund. »Aber nein!«, sagte sie spöttisch. »Ich bin, was ich war.«
    Ärgerlich runzelte Lilli die Stirn und drehte sich zu Elfriede um. »Was soll das denn, bitte schön, heißen? Ist sie nun ein verzauberter Mensch oder eine verzauberte Kröte?«
    »Hexenspucke, Kräutersuppe, was für eine Frage!«, rief Elfriede. »Sie ist mal das eine, mal das andere.«
    »Öfter das andere«, sagte Brunhilde. »Ich bevorzuge das Krötendasein. Mensch sein ist anstrengend. Allein das Laufen auf zwei Beinen.« Vorsichtig rutschte sie vom Tresen und stellte sich auf ihre nackten Füße. Dann machte sie ein paar Schritte.
    »Wie sieht das aus?«, fragte sie besorgt. »Watschelig?«
    »Überhaupt nicht«, sagte Rosanna.
    »Nein, wirklich nicht«, sagte Lilli. »Dafür, dass du eine Kröte bist, ähm, warst …«
    Nachdenklich betrachtete Brunhilde sich in dem großen Spiegel, der hinter dem Tresen hing. »Es ist ziemlich viel Zeit vergangen, seit ich ein Mensch war«, murmelte sie.
    »Wie lange ist das denn her?«, fragte Lilli.
    Brunhilde zuckte die Achseln. »Als Kröte zähle ich die Tage nicht.« Neugierig beugte sie sich vor und betrachtete ihren Mund. »Ich erinnere mich an zwei Winter.«
    »Zwei Jahre und ein halbes waren es«, sagte Elfriede, zog ihren Dolch aus dem Gürtel und machte sich wieder mal die Fingernägel sauber.
    Brunhilde guckte immer noch in den Spiegel. »Mein Mund ist breiter geworden«, stellte sie fest. »Breit wie ein Krötenmaul.«
    »Ach was! Schlangendreck!« Elfriede steckte ihren Dolch wieder ein und zog Brunhilde vom Spiegel weg. »Guck dich jetzt bitte mal hier um, kleine Kröte.«
    Langsam, fast wie im Traum, sah Brunhilde sich um. Mit ihren kleinen, kräftigen Händen strich sie über den Tresen, über die Tische und Stühle. Sie betastete die Wände und schnupperte in der Luft, setzte sich auf den Fußboden und stellte sich auf die Tische.
    Gebannt sahen Lilli und Rosanna ihr zu.

    Schließlich setzte sich das Krötenmädchen wieder auf den Tresen und nickte. »Es ist alles schon da, ich muss es nur wecken. Ein guter Ort.«
    »Na, wunderbar!« Erleichtert klatschte Elfriede in die Hände. »Dann fängst du gleich morgen an.«
    »Womit fängt sie an?«, fragte Rosanna. Ihr war unbehaglich. »Und was will sie wecken?«
    Lächelnd beugte sich Brunhilde zu ihr herunter. »Das Glück«, flüsterte sie. »Ich werde hier das Glück wecken. Das ist meine Hexenspezialität. So wie deine«, sie zwinkerte Rosanna zu, »so wie deine das Krötenbeschimpfen ist.«
    Rosanna wurde
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