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Zwei wie wir: Roman (German Edition)

Zwei wie wir: Roman (German Edition)

Titel: Zwei wie wir: Roman (German Edition)
Autoren: Philip Tamm
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wenn du mit einer Frau eine dauerhafte Beziehung führen willst, dann hat das eben seinen Preis.«
    »Wie wär’s mit Zechprellen?«
    »Nützt nichts. Irgendwann kommt die Rechung.«
    »Mir wird schlecht.«
    Gerrit geht mir gewaltig auf die Nerven. Obwohl er einer meiner besten und ältesten Freunde ist. Aber es gibt Themen, bei denen kommen wir einfach nicht mehr zusammen. Frauen ist eines davon.
    Gerrit und ich kennen uns seit über 25 Jahren, und wir haben einiges miteinander erlebt. In den Neunzigern haben wir erst zusammen in einer Kneipe gejobbt und uns dann gemeinsam selbstständig gemacht. Wir betrieben die Fortuna-Bar, und es war ein Riesenerfolg. Aber dann ist es halt passiert. Ich habe geheiratet und bin so etwas wie solide geworden. Gerrit dagegen hat sich dazu entschlossen, sich auf nichts Dauerhaftes einzulassen. Schon gar nicht mit Frauen. Und er hat es bis heute durchgehalten.
    »Dann erkläre es mir einfach noch mal, Alter«, greift er den Faden wieder auf. »Wieso bist du immer noch mit Inna zusammen, wenn du selbst sagst, dass ihr mehr miese Zeiten habt als gute?«
    »Das habe ich nicht gesagt, verdammt noch mal. Und es stimmt auch gar nicht«, sage ich wütend.
    »Klar hast du. Du hast irgendetwas von Phasen gelabert. Von wegen, dass man sich die guten mit den miesen erkauft und dass der Wechselkurs dafür schlechter als 1:1 steht.«
    Ich seufze und stelle den Kehrbesen weg, mit dem ich im hinteren Raum gerade den Boden gesäubert habe. Am Tresen mische ich mir auch einen Averna mit Limone und Eis und proste Gerrit zu.
    »Ich versuche dir nur zu erklären, dass es etwas anderes ist, wenn du erst einmal mit einer Frau ein paar Jahre zusammen bist. Dann ist es halt nicht nur rosarot.«
    »Aber entschuldige, warum macht man es dann?«
    »Weil ich dafür etwas bekomme, das du nicht kennst. Und das du auch nie kennenlernen wirst, wenn du so weitermachst wie bisher.«
    »Und was?«
    Ich zucke mit den Schultern. »Vertrauen. Verbundenheit. Echte Nähe.«
    Gerrittutso,alsblättereerineinemWörterbuchunderklärtdazu:»IchsuchenurdieentsprechendenÜbersetzungenraus.Ah,hieristes.VertrauenheißtaufDeutsch – Langeweile.Verbundenheit – KontrolledurchdieFrau.EchteNähegleichbedeutendmit – VerzichtaufSex.«
    »Gut, dass du mein Freund bist. Ich würde dich sonst rauswerfen.«
    »Weil ich recht habe?«
    »Nein. Weil du einfach nicht weißt, worum es geht.«
    Gerrit lächelt versöhnlich. Trotz seiner ganzen Sprüche weiß er, dass ich mit Inna und meinem Leben zufrieden bin. Oder mehr als das.
    »Sag mir lieber, wie es bei dir läuft«, fordere ich ihn auf.
    Gerrit grinst daraufhin wie Flüssigseife. Fehlt eigentlich nur der Diamant im Schneidezahn, der aufblitzt, aber zum Glück ist er so weit nicht gegangen. Gerrit betreibt seit einigen Monaten eine Retro-Diskothek auf dem Kiez. Seitdem pflegt er einen Siebzigerjahre-Kleidungsstil, mit Saturday-Nightfever –Schlaghosen und Nylonhemden, die im Laufe eines Abends so nach Schweiß zu stinken beginnen, dass er sich halbstündlich mit hoch dosierten Herrendüften einwölken muss.
    »Na ja, es war ganz einfach«, erklärt er und macht eine ergebene Geste. »Ich habe Julia erklärt, dass es vorbei ist und auch nie wieder etwas aus uns wird. Ich wollte sie nicht direkt rauswerfen, weil sie ja ein süßes Girl ist. Nett auch, und so. Aber ich wollte ihr nichts versprechen, was ich nicht halten kann … Blödsinn, umgekehrt. Ich wollte nichts halten, was ich ihr versprochen habe. Sie hat daraufhin ein ziemliches Theater gemacht, aber nach drei Tagen ist sie dann halt doch ausgezogen, und seitdem habe wieder ich meine Ruhe.«
    »Also mal wieder ein Beziehungs-Aus?«
    »Logo. Kennst mich doch.«
    I c h will nach Hause, aber Gerrit überredet mich, noch etwas loszumachen. Es ist Dienstagabend, sein eigener Laden hat zu, aber die Vorstellung, einfach nach Hause zu gehen, ist für Gerrit so wie für jemand anderen, freiwillig in den Krieg zu ziehen.
    Ich überlege kurz, ob ich mich um Emma kümmern muss. Hat sie heute Reitstunde? Geht sie zum Ballett? Dann fällt mir ein, dass Innas Tai-Chi-Stunde heute ausfällt, und sie mit Emma neue Schuhe kaufen gehen wollte. Also schön, gehen wir noch etwas trinken.
    Das Problem besteht darin, dass man mit Mitte vierzig so einfach nichts mehr losmachen kann. Klar, man kann in Kneipen herumsitzen und etwas trinken, man kann auch in Bars gehen und für viel Geld etwas trinken.
    Aber wirklich etwas erleben, das ist schon sehr viel
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