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Zwei Seiten

Zwei Seiten

Titel: Zwei Seiten
Autoren: Alison Grey
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seid ihr ja. Tolle Party, oder?« Offenbar hatte ihm Nathalie auch ein paar ihrer ganz besonderen Mischgetränke zubereitet.
    Julia und Oliver tätschelten ihrem Bruder den Arm.
    »Wir amüsieren uns prächtig, Daniel«, sagte Julia und sah für den Bruchteil einer Sekunde zu mir rüber.
    »Gut, gut. Oh, hallo, Scarlett. Oliver, viel Glück bei ihr, Julia, sorry, leider hetero.«
    Die Geschwister kicherten.
    Ich fand das gar nicht witzig und versuchte, irgendwo anders hinzuschauen.
    »Aber Vorsicht, sie hat ‘nen ganz schönen Stock im Arsch.« Mit diesen Worten verschwand Daniel wieder, um sich dem gerade startenden Limbowettbewerb anzuschließen.
    Ich starrte ihm ungläubig nach und zuckte zusammen, als Julia ihre Hand auf meine Schulter legte.
    »Mach dir nichts draus«, sagte sie. »Er hat ziemlich viel getrunken. Ich bin sicher, er hat es nicht so gemeint.«
    Mein Blick wanderte zu ihrer Hand auf meiner Schulter und dann zu ihrem Gesicht.
    Julia zog die Hand weg, als ob sie sich verbrannt hätte.
    Oliver schien das nicht bemerkt zu haben, denn er betrachtete mich wieder interessiert. Ohne den Blick von mir abzuwenden, nahm er meine Hand und sagte zu Julia: »Entschuldige uns bitte.« Er ging mit mir in den etwas ruhigeren Eingangsbereich. Dort berührte er sanft meine Taille und beugte sich zu mir runter, bis sich unsere Lippen berührten. Schnell wurde der Kuss tiefer, und ehe ich es merkte, war aus dem anfangs vorsichtigen Kuss ein leidenschaftlicher geworden. Oliver drückte mich leicht gegen die Eingangstür, und ich spürte, wie sein Körper gegen meinen presste.
    Mein Herz schlug wie wild. Wollte ich das wirklich? Ach, natürlich. Warum sollte ich denn nicht wollen?
    Irgendwann hörte ich ein Räuspern hinter uns. Offenbar wollten die ersten Gäste gehen, doch wir standen im Weg.
    Oliver rückte von mir ab, nahm meine Hand und zog mich etwas zur Seite.
    »Vielleicht sollte ich jetzt auch besser gehen«, murmelte ich. Oliver war ein guter Küsser, aber für heute hatte ich erst mal genug.
    »Wieso? Ich dachte …« Nach einer kurzen Pause fragte er: »Oder sollen wir zusammen gehen?«
    »Nein.« Oje, wie kam ich da wieder raus? »Sei mir nicht böse, aber so was mache ich nicht. Außerdem bin ich wirklich müde.«
    »Wie du willst.«
    Puh, das war ja noch mal gut gegangen.
    »Kann ich wenigstens deine Nummer haben?«, fragte Oliver.
    »Sicher.«
    Wir tauschten Handynummern aus und gingen zur Garderobe.
    Als ich ins Wohnzimmer ging, um mich zu verabschieden, nahm er meine Hand und folgte mir.
    Nathalie und Daniel waren nirgends zu sehen.
    Doch Julia war erneut zur Stelle. »Falls du Nathalie und Daniel suchst, die sind wohl etwas beschäftigt.« Sie schaute kurz zu Daniels Zimmertür.
    Ich grinste. Danach trat ich, ohne nachzudenken, auf Julia zu und umarmte sie. »Ich geh jetzt. Bis dann.« Ich ließ Julia los und begegnete ihrem erstaunten Blick.
    Sie rang sich ein Lächeln ab, das jedoch etwas schief aussah. »Ja, bis dann.«
    Ich drehte mich um und stand auf einmal ganz dicht vor Oliver.
    Der gab mir einen langen Kuss. Seine Zunge drang schnell in meinen Mund ein, aber ich war nicht mehr bei der Sache und wich etwas zurück.
    Julia hatte sich nicht vom Fleck gerührt, sodass mein Rücken ihre Front berührte. Sofort sprang ich zur Seite. Ich hatte definitiv zu viel getrunken, denn für einen Moment drehte sich alles.
    »Ich ruf dich an«, sagte Oliver mit verträumtem Blick.
    Ich sah zu Julia, danach wieder zu Oliver und nickte. Anschließend verließ ich die Party so schnell ich in meinem etwas angeschickerten Zustand konnte.

Kapitel 2
    Es war etwa halb zwei, als ich in dieser Nacht nach Hause kam.
    Kaum in der Wohnung angekommen, schloss ich die Eingangstür und lehnte mich an sie. Der Alkohol muss wohl schuld daran gewesen sein, dass mir so schlecht war. Gleichzeitig fühlte ich mich so alleine wie lange nicht mehr. Ob ich das Angebot von Oliver hätte annehmen sollen?
    »So ein Schwachsinn«, sagte ich laut in die leere, dunkle Wohnung hinein.
    Erst jetzt machte ich das Licht an und ging ins Bad. Ich ächzte über die Helligkeit und kniff die Augen zusammen. Dann schmiss ich meine Klamotten in den Wäschekorb in der Ecke, drehte das Wasser in der Dusche auf und starrte in den Spiegel über dem Waschbecken.
    Da stand ich nun: einundzwanzig Jahre alt, kurze hellblonde Haare, die ständig in die Augen fielen, wenn ich sie nicht hinter die Ohren klemmte, aber für meinen Vater stets zu maskulin gewirkt
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