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Zwei Esel Auf Sardinien

Titel: Zwei Esel Auf Sardinien
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Italiener in Uniform, Polizist oder Sicherheitsbeamter, das kann ich nicht erkennen, winkt uns, zu kommen.
    »Kommen Sie bitte, hier entlang«, dann bricht eine Tirade Sardisch über uns herein, der ein absolut unverständliches Kauderwelsch, das wohl Englisch sein soll, folgt. Ich kann nicht anders, hinter mir setzt sich die Menge in Bewegung und zieht mich mit. Unbekannte Hände drücken mich nach vorne. Wie in einem Horrorfilm. Einmal in meinem Leben wollte auch ich demonstrieren, ich erinnere mich nicht mehr, wofür. Es war Anfang der siebziger Jahre. Ich marschierte friedlich, aber irgendwelche Parolen von mir gebend auf der Ludwigstraße in München, vorbei an den großen Universitäten, mit Blick auf die Feldherrnhalle. Man hatte uns gewarnt, die Polizei werde hart durchgreifen, wenn es zu Ausschreitungen kommen würde. Abenteuerlustig, wie ich nun mal war, gepaart mit großer Naivität, schließlich bin ich auf dem Land aufgewachsen, also eine echte Landpomeranze, wollte ich eben auch mal ein Revoluzzer sein. Ich folgte dem Tross, die Hand nach Che-Guevara-Art kampfbereit zum Himmel emporgereckt. Plötzlich vernahm ich ein Brummen aus den Seitenstraßen, und ehe ich mich’s versah, rollten Wasserwerfer auf die Demonstranten zu. Die Menge stob auseinander. Ich rannte in die Schellingstraße und konnte mich in letzter Minute in einen Hauseingang drücken, bevor ein dicker, gewaltiger Wasserstrahl an mir vorbeischoss. Für Bruchteile von Sekunden streifte er meinen Arm, und ich dachte, er wäre gebrochen. Dieses Erlebnis war wie ein Schock und hat mich für alle Zeiten von jeglichen Demonstrationen geheilt. Ich bin bei Gott kein feiger Mensch, aber Gewalt ist mir verhasst.
    Genauso ohnmächtig wie damals fühle ich mich jetzt. Ich kann nicht stehen bleiben, wo ich möchte. Man bestimmt über mich und schiebt mich vorwärts. Ich werde wütend und versuche mich zu widersetzen, sinnlos.
    Und dann stehe ich da! Vor mir eine Absperrung, dahinter Schafe, Ziegen, Bauern mit Transparenten, die wild durcheinanderschreien. Ein bizarres Bild. Es scheint um eine wichtige Sache zu gehen und soll wohl auch uns Touristen ansprechen. Warum sonst suchen sie sich den Flugplatz aus? Der Gestank der Viecher ist unbeschreiblich. Hinter uns schließen sich wieder die Türen, so dass ich nicht sehen kann, ob Bruno angekommen ist. Absurd!

Flug Air One 5498
    Bruno
    Wunderbar, wenn man nicht das ganze Gepäck mitschleppen muss! Da ich online eingecheckt habe, musste ich den großen Koffer nur am Bag-drop-Schalter abgeben. Mein Rucksack ist trotz der auf den letzten Drücker gemachten Einkäufe ziemlich leicht.
    Ich steige in den Shuttlebus, der mich zum Flughafen bringt. Vor mir steht eine Frau mit enormer Oberweite. Auch an Bord ist sie vor mir, ich komme einfach nicht an ihr vorbei. Die Mikrophonstimme kündigt an, dass wir bald starten, ich verstaue mein Gepäck in der Ablage über den Sitzen. Inzwischen setzt sich die Frau auf den Gangplatz, direkt neben meinen Sitz in der Mitte. Sie ist offenbar total in Panik! Sie kennen doch diese Leute, die sich in die Seitenlehnen verkrallen, sobald das Flugzeug sich auch nur bewegt? Die schon auf der Rollbahn bleich im Gesicht werden und nach den ersten drei Minuten in der Luft ihre Mutter an eine Nomadenkarawane verkaufen würden, wenn sie dafür das Flugzeug verlassen und den Rest der Reise schwimmend zurücklegen dürften?
    Genau so jemanden habe ich jetzt neben mir. Sie öffnet und schließt ständig ihren Gurt, blickt nervös zu den Stewardessen und landet schließlich, bei einer plötzlichen Turbulenz, beinahe in meinen Armen.
    »Passen Sie doch auf«, knurre ich. Kaum habe ich das gesagt – patsch! –, da schüttet mir die dumme Kuh ihren Apfelsaft über meine Hose. Ich funkele sie wütend an und will ihr ordentlich die Meinung sagen, aber mein Zorn verraucht unverzüglich angesichts dieser Körbchengröße Doppel-D.
    Ich rufe die Stewardess.
    »Ja bitte?«
    »Ich möchte mich woanders hinsetzen.«
    »Kommen Sie, in der letzten Reihe ist noch ein Fensterplatz frei.«
    Ich stehe auf, quetsche mich an ihr vorbei und habe dabei nicht mal einen Gruß für sie übrig.
    Mein neuer Platz ist jetzt hinter einem typisch coolen Italiener mit übergroßer RayBan-Sonnenbrille. Er sitzt ruhig, geradezu regungslos da, als habe der Sitz ihn verschluckt. Allerdings nur, bis das Essen serviert wird, denn da klappt er – schwupps – die Rückenlehne zurück. Nun hat er mit Sicherheit mehr
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